Hamburg. Gutachten zeigt: Wo Fernwärme nicht hinkommt, ist Wärmepumpe beste Lösung. So kann man es selbst prüfen, so kommt man an die Förderung.
- Hamburg will den Absatz von Wärmepumpen mit neuer Förderung ankurbeln, diese gibt es zusätzlich zu den Zuschüssen des Bundes
- Ein Gutachten des Senats zeigt, dass Wärmepumpen in 99 Prozent der Fälle die optimale Lösung sind, wenn ein Anschluss an die Fernwärme nicht möglich ist
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Hamburg will neben dem Ausbau der Fernwärmeversorgung nun auch die Installation von Wärmepumpen stärker vorantreiben, bei der es zuletzt zu langsam voranging. Dafür hat der Senat nun zusätzliche Förderungen beschlossen. Und die Stadt stellt Hausbesitzern weitere Instrumente zur Verfügung, mit denen sie überprüfen können, ob eine Wärmepumpe sich für sie lohnt. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) stellte am Dienstag im Rathaus zudem eine Untersuchung vor, nach der der Einbau einer Wärmepumpe fast immer möglich ist, wenn ein Anschluss an das Fernwärmenetz nicht infrage kommt.
Wer noch mit Öl oder Gas heizt, kann bereits seit Februar auf einer interaktiven Wärmenetzeignungskarte nachsehen, ob ein Anschluss an die Hamburger Fernwärme am eigenen Standort künftig infrage kommt. Für alle Gebiete, in denen ein Fernwärmeanschluss keine Option ist, hat die Stadt nun in einer „Potenzialanalyse“ prüfen lassen, ob die Nutzung einer Wärmepumpe infrage kommt. Ergebnis laut Umweltsenator Kerstan: „Über 99 Prozent der Gebäude außerhalb von Wärmenetzeignungsgebieten können mit einer Wärmepumpe versorgt werden und sind dort die beste Option für eine klimaneutrale Wärmeversorgung“.
Wärmepumpe Hamburg: So können Sie testen, ob sie für Ihr Gebäude infrage kommt
Damit alle Bürger dies für ihren Wohnort selbst überprüfen können, hat die Stadt eine „Wärmepumpenpotenzialkarte“ entwickelt. Zudem ermöglicht ein online verfügbarer „Wärmepumpenrechner“ der Stadt nun allen Hausbesitzern, selbst zu überprüfen, ob ihr Gebäude für die Nutzung einer Wärmepumpe geeignet ist. Laut einem Gutachten der Stadt lohnt sich der Betrieb auch in (noch) unsanierten Gebäuden.
Einen zusätzlichen Impuls für die Installation von Wärmepumpen soll eine Ausweitung der Förderung geben. „Die Heizungsumstellung auf Wärmepumpen wird in Hamburg zusätzlich finanziell unterstützt. Die bestehende Förderung – seit 1. Dezember 2024 umbenannt in ‚Hamburger Heizungsförderung‘ – wird erweitert und die Förderbedingungen und -quoten für Wärmepumpen verbessert“, schreibt der Senat in seiner Pressemitteilung zu dem Thema. „Ab dem 1. Februar 2025 stockt Hamburg die Bundesförderung (BEG EM) für Wärmepumpen auf – bei Inanspruchnahme der Basisförderung nach BEG gibt die Stadt Hamburg über die landeseigene Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB) zusätzlich 20 Prozent.“
Wärmepumpen: So fördert Hamburg den Einbau bald zusätzlich
Die Fördermöglichkeiten im Überblick:
- Die „Bundesförderung für effiziente Gebäude“ (BEG) fördert dezentrale erneuerbare Wärme, Wärmenetzanschlüsse und Gebäudenetze (Wärmenetze mit bis zu 16 Gebäuden und bis zu 100 Wohneinheiten).
- Zusätzlich zur Basisförderung der Bundesförderung in Höhe von 30 Prozent gewährt die Investitions- und Förderbank Hamburg auf Antrag eine ergänzende Förderung in Höhe von 20 Prozent der Investitionskosten.
- Die kombinierte Inanspruchnahme der Bundes- und Landesmittel wurde vereinfacht, indem eine aufschiebende Bedingung in den Liefer- und Leistungsverträgen akzeptiert wird und damit die Beantragung parallel erfolgen kann.
- Mit den zusätzlichen 20 Prozent können nun auch Wohnungsunternehmen gefördert werden. Dies kommt direkt den Mieterinnen und Mietern zugute. Sie können in Hamburg dann immer von der mindestens 50 Prozent der Investitionskosten betragenden Förderung von Bund und Land profitieren.
Weitere Informationen gibt es im Wärmepumpen-Wegweiser der Stadt. Zudem bieten die Hamburger Energielotsen eine unabhängige, fachkundige und kostenlose Beratung zum Thema an.
Heizung Hamburg: Wärmepumpen als entscheidender Baustein der Klimaneutralität
„Wärmepumpen sind ein entscheidender Baustein auf dem Weg zu einem klimaneutralen Gebäudebestand“, sagte Umweltsenator Jens Kerstan bei der Vorstellung der neuen Untersuchungen im Rathaus. „Sie eignen sich nicht nur für Ein- und Zweifamilienhäuser, sondern auch für Reihenhäuser, Mehrfamilienhäuser sowie im gewerblichen Bereich. Unsere Untersuchungen zeigen, dass Wärmepumpen für fast alle Gebäude, die nicht durch Fernwärmenetze erschlossen werden können, eine zukunftsfähige, wirtschaftliche Wärmeversorgung bieten.“
Die neueste Generation von Wärmepumpen sei deutlich leistungsfähiger, leiser und ermögliche einen einfachen Umstieg auf eine klimaneutrale Wärmeversorgung, so Kerstan. „Dieser Umstieg wird zudem von Bund und Land attraktiv gefördert. Wir stellen darüber hinaus umfassende Informationen wie den Wärmepumpenrechner zur Verfügung, um die verbreitete Verunsicherung in der Bevölkerung abzubauen und den Bürgerinnen und Bürgern Hilfestellung zu geben.“
Immobilien Hamburg: „Jedes Haus kann Klimaschutz“
Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein fügte laut Pressemitteilung hinzu: „Wie der Name unserer Informationskampagne bereits sagt: ‚Jedes Haus kann Klimaschutz‘ – ich ermutige daher alle Eigentümerinnen und Eigentümer, die keine Möglichkeit für einen Anschluss an ein Wärmenetz haben, sich frühzeitig mit dem Thema Wärmepumpe zu befassen.“
Denn heutzutage ließen sich häufig selbst unsanierte oder teilsanierte Gebäude ohne größeren Umbauaufwand mit einer Wärmepumpe wirtschaftlich beheizen, wie die Untersuchungen der Stadt ergeben hätten. „Zugleich kann der Energieverbrauch eines Wohnhauses durch energetische Sanierung zum Teil erheblich gesenkt werden. Das spart Energie und Verbrauchskosten.“
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Bei Bedarf stünden die kostenlosen Energieberaterinnen und Energieberater der Hamburger Energielotsen zur Seite und „unterstützen bei konkreten Fragen zur energetischen Sanierung und zu den Fördermöglichkeiten“, so Pein. „Selbst kleinere energetische Sanierungsmaßnahmen machen einen Unterschied, mit dem wir unserem Ziel, Hamburg bis 2045 klimaneutral zu gestalten, Haus für Haus näherkommen.“
Fachkräftemangel Hamburg: Gemeinsam mit Unternehmen will Stadt gegensteuern
Zugleich bemühe sich die Stadt zusammen mit den Unternehmen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, der die Modernisierung verlangsamen könne, so die Senatoren. „Weitere Hemmnisse, wie bauliche Restriktionen, Lärmschutzprobleme oder die Schaffung gemeinschaftlicher Lösungen für mehrere Reihenhäuser, müssen durch zusätzliche Maßnahmen unterstützt werden“, heißt es in einer Pressemitteilung des Senats.
„Die neue Wärmepumpen-Potenzialkarte zeigt das hohe Potenzial für Wärmepumpen als erneuerbares dezentrales Heizsystem“, sagte demnach Andreas Kopp, Unternehmer, Handwerksmeister und Mitglied des Vorstandes des Fachverbands und der Innung Sanitär Heizung Klempner Hamburg e.V. „In Gebieten mit Wärmenetzeignung sind Wärmepumpen eine gute und frei wählbare Alternative zum Anschluss an ein Wärmenetz. Wir begrüßen die Informationskampagne, um der starken Verunsicherung bei den Hausbesitzern entgegenzuwirken. Der Umbau des Gebäudebestandes hin zu einer Treibhausgas-neutralen Wärmeversorgung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“