Hamburg. Drogeriemarkt-Milliardär stockt Anteile am Hamburger Kupferkonzern immer weiter auf. Dessen früherer Chef hat einen bösen Verdacht

Trotz eines zwischenzeitlich auf deutlich mehr als 80 Euro gestiegenen Börsenkurses setzt Drogeriekönig Dirk Roßmann seine Einkaufstour bei Aurubis-Aktien ungebremst fort. Aus der jüngsten Stimmrechtsmitteilung des Hamburger Kupfer- und Metallkonzerns geht hervor, dass die Rossmann Beteiligungs GmbH mittlerweile im Besitz von 12,35 Prozent der Papiere ist. Und noch vor Weihnachten könnten es deutlich mehr sein.

Drogeriekönig Dirk Roßmann und Aurubis – er hat es schon wieder getan

Denn der Gründer von Deutschlands zweitgrößter Drogeriemarktkette (die sich allerdings Rossmann schreibt) und Selfmade-Milliardär hat zumindest die Option, an diesem Freitag (20. Dezember) weitere eine Million Aurubis-Aktien in seinen Besitz zu bringen. Kommt es dazu, würde sich der Anteil auf mehr als 14,5 Prozent erhöhen. Über Finanzinstrumente wie Optionsscheine und Knock-out-Zertifikate hielt Roßmanns Beteiligungsunternehmen zuletzt sogar mehr als 20 Prozent der Stimmrechte bei der Aurubis AG.

Gegenüber dem Abendblatt hatte Roßmann schon vor Monaten durchblicken lassen, ihm gehe es darum, mit den Papieren Handelsgewinne zu erzielen. Motto: günstig kaufen und wieder verkaufen, wenn der Kurs gestiegen ist. „Eine Aktie, die ich gern für 66 Euro kaufe, verkaufe ich gern für 100“, sagte er Anfang September mit Blick auf den damals aktuellen Preis einer Aurubis-Aktie an der Börse. Und in einer Mitteilung der Beteiligungs GmbH an Aurubis von Ende November heißt es explizit: „Bei den Investitionen der Rossmann Beteiligungs GmbH handelt es sich um eine Investition zur Erzielung von Handelsgewinnen.“

Roßmann-Firma kauft Aurubis-Aktien – es gibt da einen bösen Verdacht

Doch zugleich besteht der böse Verdacht, die massiven Aktienkäufe der Beteiligungs GmbH mit Sitz in Burgwedel bei Hannover könnten letztlich zu einer Übernahme von Aurubis führen.

Hintergrund: Größter Einzelaktionär von Aurubis ist der schwächelnde Stahlkonzern Salzgitter AG. Er besitzt 29,99 Prozent der Anteile an den Hamburgern. Nun hat ein Konsortium um den hannoverschen Bauunternehmer Günter Papenburg signalisiert, dass es gern eine beherrschende Mehrheit bei dem Stahlkonzern erlangen möchte. Um Salzgitter anschließend zu zerschlagen und mit dem eigentlichen Ziel, sich die Aurubis-Anteile, das Tafelsilber der Stahlkocher, zu sichern?

Kupfer
Der Kupfer- und Metallhersteller Aurubis steht wirtschaftlich gut da, seine Aktien aber gelten als unterbewertet an der Börse. © picture alliance / photothek | Thomas Trutschel

Diese Vermutung hat jedenfalls Hasan Cakir, der Vorsitzende des Konzernbetriebsrats und Mitglied des Aufsichtsrats der Salzgitter AG, nach Gesprächen mit der Familie Papenburg. Die IG Metall zitiert Cakir in einer Erklärung mit den Worten: „Ein zentrales Ziel ist offenbar der Zugriff auf die Aktienanteile an der Aurubis AG.“

Und Werner Marnette, von 1994 bis 2007 Aurubis-Vorstandsvorsitzender und seitdem stets besorgt um die Eigenständigkeit des MDAX-Konzerns, misstraut den bisherigen Aussagen des Drogeriemarktgründers. Er „halte es für wenig glaubwürdig, dass Herr Roßmanns Engagement bei der Aurubis nicht in direktem Zusammenhang mit den Plänen der Fa. Papenburg stehen soll. Dafür spricht die bekannte persönliche und geografische Nähe der Herren Papenburg und Roßmann“, sagt Marnette. Eine Stellungnahme von Roßmann lag zunächst nicht vor.

Rossmann kauft auch bei hohem Kurs weiter zu

Sicher ist: Roßmann kauft auch dann weiter Aurubis, wenn der Aktienkurs vergleichsweise hoch ist. Einen Teil der Papiere konnte er in den vergangenen Monaten für weniger als 65 Euro pro Stück in seinen Besitz bringen. Am Tag seines jüngsten Großeinkaufs dagegen wurde ein Anteilsschein an der Börse zum Preis zwischen 82,80 und 84,50 Euro gehandelt.

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Geht es ihm tatsächlich allein um Handelsgewinne, dann hat Dirk Roßmann offensichtlich die Hoffnung, dass er die Papiere eines Tages teurer wird verkaufen können. An wen auch immer.