Hamburg. Wo man noch hohe Zinsen bekommt, welche alternative Geldanlage sich lohnen könnte und welches Datum im Jahr 2025 sich Sparer merken sollten.
Seit Monaten kennen die Zinsen für Tages- und Festgeld nur eine Richtung: nach unten. Erst vor wenigen Tagen hat auch die bei Hamburgern besonders beliebte ING, die sich über viele Jahre mit hohen Zinsen aufs Tagesgeld eine treue Kundschaft erobert hat, angekündigt, ihre Konditionen auf das tägliche verfügbare Guthaben zu reduzieren.
Ab 7. Januar gibt es nur noch bescheidene 1,0 Prozent aufs Tagesgeld. Auch viele andere Banken und Sparkassen haben in den vergangenen Wochen ihre Konditionen verschlechtert.
Tagesgeld und Festgeld: So haben sich die Zinsen zuletzt entwickelt
Es ist erst wenige Monate her, dass Sparer für ein- oder mehrjährige Festgeldanlagen vier Prozent Zinsen bekommen konnten. Aktuell ist nur noch in Einzelfällen eine Drei vor dem Komma möglich. Bei einem Jahr Laufzeit bieten unter den Geldinstituten mit hoher Bonität aktuell noch die Bigbank aus Estland und die VakifBank aus Österreich exakt 3,0 Prozent.
Für Tagesgeld gibt es zwar noch bei einer größeren Anzahl von Banken mehr als drei Prozent Zinsen, doch beschränken sich diese Offerten nur auf Neukunden und sind zeitlich auf wenige Monate begrenzt.
Festgeld und Tagesgeld: Zinsen fallen – was soll man jetzt tun?
Bestandskunden müssen sich bei den meisten Geldinstituten längst wieder mit Zinsen von einem Prozent und weniger auf ihr täglich verfügbares Guthaben begnügen. Unter den Topangeboten für Neukunden rangiert die Consorsbank, die der französischen Einlagensicherung unterliegt, mit 3,5 Prozent Zinsen für drei Monate.
Bedingung: Man muss zusätzlich ein kostenloses Wertpapierdepot bei der Consorsbank eröffnen. Und nach drei Monaten reduziert sich der Zinssatz auf ein Prozent. Marktbeobachter sehen vermehrt diese Lockangebote, mit denen Neukunden gewonnen werden und möglichst zu anderen Geldanlagen gedrängt werden sollen. Denn mit diesen können die Kreditinstitute deutlich mehr Geld verdienen als mit Tagesgeldkonten.
Wie werden sich die Zinsen beim Tagesgeld und beim Festgeld 2025 entwickeln?
Aber wie werden sich die Tages- und Festgeldzinsen 2025 entwickeln? „Wir können leider nicht in die Zukunft gucken, aber zurzeit spricht einiges dafür, dass die Zinsen weiter fallen könnten“, sagt Finanzexpertin Sandra Klug von der Hamburger Verbraucherzentrale dem Abendblatt.
Zum Hintergrund: Wegen der gesunkenen Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) in den vergangenen Monaten ihre Zinspolitik deutlich gelockert. Und auch 2025 erwarten die meisten Experten einen weiteren Rückgang der Zinsen, zu denen sich Geschäftsbanken bei der EZB Geld leihen und parken können.
Denn neben der sinkenden Inflation bereitet den Währungshütern in Frankfurt auch die lahmende Konjunktur in der Eurozone Sorgen. Diese wollen sie mit billigem Geld nachhaltig ankurbeln.
Festgeld, Tagesgeld – oder doch lieber Aktien?
Bereits zum vierten Mal in diesem Jahr hat die EZB deshalb die Leitzinsen gesenkt. Der Einlagenzins, zu dem Geschäftsbanken bei der EZB Geld parken, fiel jüngst um weitere 0,25 Punkte auf 3 Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich die Banken Geld bei der EZB leihen, reduzierte sich ebenfalls um einen viertel Punkt auf 3,15 Prozent. Tendenz fallend.
Was sind nun noch attraktive Zinssätze für Privatkunden? „2,7 bis 2,8 Prozent für ein Jahr“, sagt Sandra Klug. Für drei Jahre seien 2,5 Prozent noch ein ordentlicher Wert. Dabei empfehlen Verbraucherschützer vor allem Banken aus Deutschland oder Nordeuropa. Denn im Pleitefall eines Geldinstituts greifen die Sicherungssysteme des Landes, in dem die jeweilige Bank beheimatet ist.
Noch sind beim Tagesgeld und beim Festgeld 3,5 Prozent Zinsen bei möglich
Eine besonders hohe Bonität haben unter anderem Deutschland, die Beneluxstaaten, Skandinavien und Frankreich. Bei Italien oder Griechenland haben nicht wenige unabhängige Fachleute bereits Bedenken, ob im Pleitefall einer Bank – mit Blick auf die hohe Staatsverschuldung – die nationalen Sicherungssysteme tatsächlich funktionieren.
Experten halten es durchaus für sinnvoll, einen kleinen Teil des Ersparten auch jetzt noch in Tages- oder Festgeld zu parken. Auf längere Sicht werden allerdings vor allem breit gestreute Aktienanlagen wie ETFs empfohlen. Die Region mit den größten Wachstumschancen ist dabei die USA.
„Die wirtschaftliche Dynamik und damit auch das Potenzial an den Aktienmärkten sind sicherlich in den USA am größten“, sagt Hamburgs Börsenpräsident Markus Vitt. Die Indizes an den Börsen dürften 2025 weiter steigen, die Sparzinsen sinken.
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Falllende Zinsen: Drohen Deutschen mittelfristig wieder Negativzinsen auf ihr Erspartes?
Eine Frage, die sich mit Blick auf die fallenden Zinsen viele stellen: Drohen den Deutschen mittelfristig womöglich wieder Negativzinsen auf ihr Erspartes? Börsenpräsident Vitt erwartet einen solchen Schritt nicht. Verbraucherschützerin Klug meint: „Wirtschaftlich betrachtet können wir keine Prognose über den Zinsverlauf treffen, ausschließen würden wir es aber nicht.“
Und sie macht einen Verweis auf ein wichtiges Datum für alle Sparer: „Rechtlich betrachtet ist noch immer nicht geklärt, ob es Negativzinsen für Verbraucher überhaupt geben darf. Hierzu wird der Bundesgerichtshof am 4. Februar 2025 entscheiden“.