Hamburg. Hamburger Stadtteile näher betrachtet: In Harburg findet man noch günstige Immobilien. Allerdings gibt es auch teure Ecken. Der Überblick.

Der Stadtteil hat nahezu vieles, was es auch im Hamburger Zentrum gibt, nur zumeist eine Nummer kleiner. Eine gute Viertelstunde vom Hauptbahnhof entfernt liegt das multikulturelle Harburg: Statt an der Außenalster sonnt sich der Harburger an der Außenmühle. Die Harburger HafenCity hat statt Elbphilharmonie den 75 Meter hohen Channel Tower als Wahrzeichen. Ein Stadtteil, wo auch schwimmende Immobilien zum Verkauf stehen.

„Harburg ist ein Stadtteil der Gegensätze“, sagt Oliver Wiechern, Leiter der Immobilienshops von Grossmann & Berger in Buxtehude und Harburg. Auf der einen Seite gibt es prächtige Fachwerk- und Jugendstilhäuser, auf der anderen Seite existiert hier das größte zusammenhängende Stadtentwicklungsgebiet Hamburgs nach der HafenCity.

Harburg: 64 neue Wohnungen entstehen in der Lüneburger Straße

Von der kleinen Wohnung in der Harburger Innenstadt bis hin zum Leben im Naturschutzgebiet in den Harburger Bergen: „Je nach Anforderungen und finanziellen Möglichkeiten findet hier fast jeder seiner Immobilie“, sagt Wichern.

„Die Immobilienpreise sind trotz überraschend hoher Lebensqualität noch auf dem Boden geblieben, Neubau- und Stadtentwicklungsprojekte machen den Stadtteil aber immer attraktiver.“ Er sei auch wegen seiner zentralen Lage sehr beliebt. „Man ist schnell in Hamburg, aber auch in der Lüneburger Heide“, so Wiechern.  Die wenig einladende, zentrale Einkaufsmeile Lüneburger Straße soll mit sechs Millionen Euro aufgewertet werden. Dort entstehen gerade auch 64 Wohneinheiten bis zum Frühjahr 2026.

Harburg: Binnenhafen entwickelte sich zum modernen Wohn- und Büroquartier

Der Bedeutungsverlust des eigenen Hafens nach der Eingemeindung 1937 läutete den Niedergang des Gebietes rund ums Wasser ein. Schließlich konnten sich im Harburger Binnenhafen nur noch wenige alte Industrie- und Gewerbebetriebe halten. Bereits in den 1990er-Jahren begann rund um die alten Hafenbecken aber die Entwicklung eines modernen Wohn- und Büroquartiers.

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Der Harburger Binnenhafen: Blick von der Schlossinsel auf den Kanalplatz und den Channel Tower. © imago images / Andre Lenthe | IMAGO stock

Das neue Wahrzeichen des Binnenhafens ist der 75 Meter hohe Channel Tower. Neben modernen Wohn- und Bürobauten behauptet sich in dem Quartier auch die älteste Trinkhalle Hamburgs in der Blohmstraße, die sich als Kulturkiosk neu erfunden hat. Der nächste Schritt wird die Verknüpfung des Harburger Bahnhofs mit dem Binnenhafen sein. Hier soll eine bunte Mischung aus Gewerbe sowie Dienstleistungs- und Freizeitangeboten entstehen.

Harburg: Quadratmeterpreis für Wohnungen liegt noch knapp unter 4000 Euro

Auf der anderen Seite der B73 bietet Harburg ein ganz anderes Bild. Denn in Harburg ist nicht alles aus einem Guss. Der Stadtteil mit rund 29.000 Einwohnern wirkt auf Außenstehende vielleicht etwas zerzaust, hat aber zumindest an einigen Ecken durchaus Charme. Das historische Rathaus, erbaut 1890, stammt aus der Zeit, als Harburg noch eine eigenständige stolze Industriestadt war. Nach der Zerstörung 1944 bauten die Harburger es im Neorenaissance-Stil wieder auf. Von dort aus gelangt man schnell zur Harburger Schloßstraße, in der denkmalgeschützte Häuser stehen.

Der 75 Meter hohe Channel Tower ist das Wahrzeichen des Harburger Binnenhafens.
Der 75 Meter hohe Channel Tower ist das Wahrzeichen des Harburger Binnenhafens. © Jörg Riefenstahl | Jörg Riefenstahl

In Harburg kann man noch recht günstig an Wohneigentum kommen, allerdings ist das Angebot begrenzt. Zwar stehen knapp 20 Eigentumswohnungen in dem Stadtteil auf ImmoScout24 zum Verkauf, darunter allerdings auch vermietete Objekte. Der Durchschnittspreis pro Quadratmeter Wohnfläche liegt bei 3973 Euro. Das sind 15 Prozent weniger als in Hamburg. Der deutlich niedrigere Quadratmeterpreis ist womöglich auch damit zu begründen, dass viele vermietete Wohnungen zum Verkauf stehen, die im Preis immer günstiger sind als freie Objekte. In den vergangenen zwei Jahren sind die Preise in Harburg um acht Prozent gesunken.

Harburg: Moderne Eigentumswohnungen gibt es im Binnenhafen

Die meisten Wohnungen, die bezugsfrei angeboten werden, sind renovierungsbedürftig. Noch deutlich unter dem Durchschnittspreis, aber nur wenige Gehminuten vom Harburger Stadtzentrum entfernt, liegt eine knapp 70 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnung für knapp 200.000 Euro. Bad und Küche müssen auf jeden Fall modernisiert werden. Eine kleine, renovierungsbedürftige Zwei-Zimmer-Wohnung mit rund 46 Quadratmetern soll noch 130.000 Euro kosten. Das sind nur rund 2800 Euro pro Quadratmeter.

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Blick vom Schloßmühlendamm in die Lämmertwiete. Hier gibt es in historischen Fachwerkhäusern viele Gaststätten und Kneipen. © Angelika Hillmer | Angelika Hillmer

Wer in den Harburger Binnenhafen ziehen möchte, muss mehr Geld ausgeben, und auch hier ist das Angebot überschaubar. Eine knapp 140 Quadratmeter große Vier-Zimmer-Wohnung auf drei Ebenen wird zum Beispiel für 750.000 Euro angeboten. Auf den Quadratmeter gerechnet sind das rund 5500 Euro.

Harburg: Hausboot statt Einfamilienhaus

Klassische Einfamilienhäuser sind im Stadtteil Harburg aktuell überhaupt nicht im Angebot. „Harburg wird sehr stark von Mehrfamilienhäusern geprägt, wer ein Einfamilienhaus sucht, muss dafür eher in angrenzende Stadtteile wie Eißendorf, Heimfeld oder Wilstorf ausweichen“, rät Makler Wiechern.

Lediglich zwei kleine Hausboote mit einer Wohnfläche von 55 Quadratmetern sind gegenwärtig für je 230.000 Euro zu haben. Der Vorteil: Kaufnebenkosten wie Grunderwerbssteuer und Grundbuchgebühren entfallen. Sowohl der derzeitige Liegeplatz in Harburg als auch ein Standortwechsel mit Überführung sind bei dem Angebot möglich.

Harburg: Über 100 Geschäfte im Phoenix-Center

Auch für Freizeit, Einkehren und Einkauf hat Harburg einiges zu bieten. Das Phoenix-Center mit über 100 Geschäften liegt direkt am Harburger Bahnhof. Ein Bio-Wochenmarkt findet mittwochs auf dem Harburger Rathausmarkt statt, und auf dem Sand kann man dienstags bis sonnabends regional einkaufen. Die Lämmertwiete mit ihren alten Fachwerkhäusern ist ein schön erhaltenes Stück Harburger Altstadt und vor allem durch seine Kneipen und Restaurants bekannt.

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Der Außenmühlenteich ist das Naherholungsgebiet der Harburger, liegt allerdings schon außerhalb des Stadtteils. © PantherMedia / Gabriele Sitnik-Schmach | Gabriele Sitnik-Schmach

Wer es Grün liebt, wandert über den Alten Friedhof nach Wilstorf zum Außenmühlenteich, dem Naherholungszentrum der Harburger. Auch der Stadtpark, im Stil der 1920er-Jahre angelegt, befindet sich schon in den Stadtteilen Wilstorf und Marmstorf.

Harburg: Wo es Mietwohnungen ab 7,70 Euro pro Quadratmeter gibt

Vom Bestand und dem auch aktuellen Angebot her, haben Mieter die besten Chancen, in Harburg eine Bleibe zu finden. „In Harburg werden sehr viele Mietwohnungen gesucht, das merken wir täglich an den Nachfragen in unserem Shop“, sagt Experte Wiechern. Das liegt auch an der Nachfrage der vielen Studenten an der Technischen Universität Hamburg mit dem Hauptgebäude auf dem Schwarzenberg. Viele preiswerte Wohnungen gibt es bei Saga und Genossenschaften, wenn auch nicht frei verfügbar.

In Harburg hat die städtische Wohnungsgesellschaft Saga rund 1700 Wohnungen in ihrem Bestand, davon rund 340 öffentlich gefördert. Die durchschnittliche Nettokaltmiete liegt aktuell bei 7,70 Euro je Quadratmeter Wohnfläche. Auch die Wohnungsgenossenschaft Süderelbe und der Eisenbahnbauverein haben Wohnungsbestände in Harburg. Die Baugenossenschaft Kolping verfügt über 3200 Wohnungen, einen Großteil davon in der Harburger City.

Harburg: Die Durchschnittsmiete liegt bei rund 11,50 Euro

Die Durchschnittsmiete liegt in Harburg nach Angaben des Immobilienportals ImmoScout24 bei 11,43 Euro (kalt) pro Quadratmeter Wohnfläche. Das sind rund neun Prozent weniger als im Hamburger Durchschnitt. In den vergangenen beiden Jahren sind die Mieten um rund acht Prozent gestiegen. „Deutlich günstiger sind Mietwohnungen trotz aller Probleme im Phoenixviertel. Hier gibt es noch Wohnungen für sieben bis acht Euro pro Quadratmeter, wenn man eine bekommt“, sagt Wiechern.

Auf dem Immobilienportal gibt es rund 30 Angebote für Mietwohnungen in Harburg. Mehr als 200 Wohnungen sind gerade am Harburger Ring entstanden. Neben möblierten Apartments gibt es auch unmöblierte Wohnungen, die zum 1. Februar 2025 bezogen werden können. Allerdings wird für ein rund 40 Quadratmeter großes Apartment eine Kaltmiete von 23,41 Euro verlangt. Flächen zur Gemeinschaftsnutzung und ein Fitnessstudio sind in das Gebäude integriert. Auch für Familien ist hier Platz. Aber selbst bei einer mehr als 80 Quadratmeter großen Drei-Zimmer-Wohnung liegt die Kaltmiete noch bei mehr als 20 Euro pro Quadratmeter.

Harburg: Moderne Wohnungen preisgünstig mieten

Im Vergleich dazu sind die Mieten im Harburger Binnenhafen geradezu günstig. Der Ausblick durch große Glasfronten im Wohnzimmer aufs Wasser kostet bei einer 160 Quadratmeter großen Drei-Zimmer-Wohnung knapp 14 Euro auf den Quadratmeter gerechnet.

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Es gibt aber auch wesentlich günstigere Wohnungen zu mieten. Modern und preiswert aus dem Baujahr 2007 ist eine fast 90 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnung für eine Kaltmiete von 10,64 Euro. Allerdings muss für diese zentral gelegene Wohnung eine Staffelmiete akzeptiert werden. Günstig im Vergleich zu vergleichbaren Mietangeboten ist sie dennoch. Denn selbst für eine rund 70 Quadratmeter große Drei-Zimmer-Wohnung aus den 1950er-Jahren wird ein Quadratmeterpreis von 10,58 Euro verlangt.