Hamburg. Mit Marken wie Langnese macht die Deutschlandzentrale viel Umsatz. Nun bekommt ein Teil der Beschäftigten einen neuen Arbeitgeber.

Es waren besorgniserregende Zahlen, die Unilever-Vorstandschef Hein Schumacher im März nannte: 7500 Stellen in der Verwaltung werde der Konsumgüterkonzern weltweit abbauen, mehr als 3000 davon in Europa, kündigte er an. Und von der Eiscremesparte mit Marken wie Langnese, Magnum oder Ben&Jerry‘s werde man sich obendrein trennen, so der Unilever-Chef.

Unilever gliedert Eissparte aus – was das für Hamburger Zentrale bedeutet

Bei den Beschäftigten in der Hamburger Unternehmenszentrale, die das Geschäft in den deutschsprachigen Ländern steuert, löste das Sorge um den Arbeitsplatz aus. Denn hierzulande und in Europa erzielt Unilever mit Eiscreme immerhin etwa ein Drittel des Umsatzes, während es insgesamt nur etwa 13 Prozent sind. Belegschaft und Betriebsrat mussten fürchten, dass es bei Unilever in der Hansestadt erneut zu einem erheblichen personellen Aderlass kommen werde. Die Rede war von etwa 200 der noch gut 600 Arbeitsplätze.

Doch neun Monate später geben Unternehmen und Betriebsrat nun weitgehend Entwarnung für den Standort Hamburg. „Wir gehen davon aus, dass die Zahl der Arbeitsplätze in Hamburg in etwa erhalten bleibt“, sagt Hermann Soggeberg, der Vorsitzende der deutschen und des europäischen Konzernbetriebsrats. Und Carolin Weber, die Sprecherin der Unilever Deutschland GmbH, sagt mit Blick auf die künftige Personalstärke: „Rechnerisch liegen wir bei plus/minus null. Der Standort Hamburg kommt insgesamt sehr gut weg.“

Unilever setzt in deutschen Markt hohe Erwartungen

Wenngleich es in der vor wenigen Jahren bezogenen Unternehmenszentrale an der Straße Neue Burg im Nikolaiviertel zum Jahreswechsel erhebliche organisatorische Veränderungen geben wird. So ist Stefan Pfeifer, bislang Unilever-Chef für die deutschsprachigen Länder der D-A-CH-Region, künftig allein für Deutschland zuständig. Die Konzernzentrale in London hat den deutschen Markt als eine ihrer Fokusregionen benannt, in die man besonders hohe Wachstumserwartungen hat. „Wir schreiben wieder schwarze Zahlen“, sagt Carolin Weber.

Unilever-Chef Stefan Pfeifer
Chef Stefan Pfeifer konzentriert sich bei Unilever künftig auf den deutschen Markt. © Unilever | Unilever

Ein Verkauf der Eissparte ist bei Unilever – zumindest vorerst – kein Thema mehr. Stattdessen soll der Geschäftszweig nun in eine neue, eigenständige Gesellschaft ausgegliedert werden. Die Organisation soll bis Mitte des Jahres stehen. Bei Unilever gibt es mindestens Gedankenspiele um einen späteren Börsengang von Langnese, Magnum und Co.

Langnese, Magnum, Ben&Jerry‘s – Geschäft wird weiter aus Hamburg gesteuert

Wie auch immer. Für die Beschäftigten, die in die neue Gesellschaft wechseln, ist erst mal wichtiger, wo ihr Arbeitsplatz ist. Auch das stehe inzwischen fest, sagt Unilever-Sprecherin Weber: „Die Kolleginnen und Kollegen werden ihren Sitz weiterhin in Hamburg haben, die neue Gesellschaft wird Räume im Unileverhaus beziehen.“ Ob das dauerhaft so sei, liege in der Entscheidung der neuen Gesellschaft. Und: Auch das Eisgeschäft in Österreich und der Schweiz wird weiter von Hamburg aus gesteuert.

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Betriesratschef Soggeberg geht davon aus, dass sich der einst angekündigte Abbau von europaweit 3200 Stellen letztlich auf „weniger als 1000“ reduziert hat. Unternehmen und Betriebsrat haben einen Interessenausgleich für diejenigen ausgehandelt, die in der neuen Organisationsstruktur keinen Arbeitsplatz mehr finden oder freiwillig aus dem Konzern ausscheiden wollen. Soggeberg sagt: „Das Ziel ist, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird. Aber es ist noch zu früh, zu sagen, dass das gelingen wird.“ Die Abspaltung des Eiscreme-Geschäfts hält er weiterhin für falsch. „Wenn man sich von einem Drittel des Geschäfts trennt, trennt man sich auch von einem Drittel der Kostendeckung.“