Hamburg. Hamburger Flugzeugdienstleister baut Standort in Portugal auf. Was dort gemacht werden soll, was das für die Jobs in Hamburg bedeutet.
Im vergangenen März hatte Lufthansa-Technik-Chef Sören Stark den Aufbau eines neuen Standortes im Südwesten von Europa angekündigt, um die erwartete hohe Nachfrage bedienen zu können. Nun ist klar, wo der Weltmarktführer für die Wartung, Reparatur und Überholung (Maintenance, Repair and Overhaul; MRO) von Flugzeugen seine Hallen aufbauen wird.
Das Hamburger Unternehmen wird eine neue Betriebsstätte in Portugal errichten – und dafür nach Informationen unserer Redaktion viel Geld in die Hand nehmen. Aus Unternehmenskreisen hieß es, dass eine niedrige bis mittlere dreistellige Millionen-Euro-Summe investiert werden soll.
Lufthansa Technik steckt Hunderte Millionen Euro in neues Werk
Rund 35 Kilometer südlich von Porto habe man ein 230.000 Quadratmeter großes Grundstück im Gewerbegebiet „Lusopark“ in Santa Maria da Feira erworben, teilte die Firma mit. Das zukünftige Werk von Lufthansa Technik Portugal soll voraussichtlich Ende 2027 fertig sein und rund 54.000 Quadratmeter groß sein – das entspricht in etwa acht Fußballfeldern. Die Mitarbeiter sollen sich um Reparaturen von Triebwerksteilen und Flugzeugkomponenten kümmern.
Mehr als 700 Stellen sollen dort geschaffen werden. Interessierte können sich jetzt schon für die Jobs bewerben. Denn bereits im kommenden Jahr werde in Santa Maria da Feira ein provisorisches Trainingszentrum entstehen. Gesucht würden Mechaniker, Elektroniker, Ingenieure, Prozess- und Personal-Manager. Die Ausbildung solle zum Teil auch in Hamburg stattfinden.
Lufthansa Technik baut neues Werk in Portugal – was heißt das für Hamburg?
Für die rund 10.000 Beschäftigten in der Hansestadt soll sich durch das Großinvestment in Südeuropa nichts ändern „Die Arbeitsplätze in Hamburg sind sicher. Wir werden weiterhin an unserem Stammsitz Arbeitskräfte suchen und einstellen“, sagte Unternehmenssprecher Jens Krüger. „Einige Arbeitspakete könnten zwar nach Portugal verlagert werden, aber in Hamburg gibt es für alle mehr als genug zu tun.“
Auch von Gewerkschaftsseite kommt auf Anfrage unserer Redaktion kein Veto für die Großinvestition. „Wir sehen den Nutzen für das gesamte Netz von Lufthansa Technik – unter der Voraussetzung, dass die Investitionen in Deutschland und insbesondere in Hamburg kontinuierlich fortgesetzt werden. Und das wird jedes Jahr unser Prüfkriterium für diesen ganzen Prozess sein“, sagte Ver.di-Gewerkschaftssekretär Frank Hartstein, der stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens ist.
Für Lufthansa Technik soll nahe Porto „etwas richtig Großes entstehen“
„Für Lufthansa Technik beginnt heute ein neues Kapitel: Erstmals in der Geschichte des Unternehmens bauen und eröffnen wir einen eigenen Standort in Portugal“, sagte Harald Gloy. Er ist als Chief Operating Officer bei Lufthansa Technik für das Tagesgeschäft verantwortlich. „Hier wird etwas richtig Großes entstehen.“ Man sei in Santa Maria da Feira mit offenen Armen empfangen worden.
Der oberste Lokalpolitiker bestätigte dies laut der Pressemitteilung. „Wir freuen uns, Lufthansa Technik in der Gemeinde Santa Maria da Feira willkommen zu heißen“, wurde Bürgermeister Amadeu Albergaria zitiert: „Diese Investition ist auch ein Bekenntnis zur Zukunft der Region und des Landes, sie schafft spezialisierte Arbeitsplätze, stärkt die Wirtschaftsgemeinschaft und stiftet Mehrwert.“
Portugals Wirtschaftsminister lobt „signifikante Investition“ von Lufthansa Technik
Der portugiesische Wirtschaftsminister Pedro Reis spricht von einer „signifikanten Investition“ für das südwesteuropäische Land. „Sie ist ein weiterer Schritt zur Reindustrialisierung unseres Landes und steht für das Vertrauen in unsere Infrastruktur und unsere Arbeitskräfte, insbesondere in unsere hoch qualifizierten Ingenieure aus der Luftfahrtindustrie“, so Reis.
Lufthansa Technik nannte als wichtige Kriterien bei der Standortwahl die Lage Portugals in der Europäischen Union, stabile politische Rahmenbedingungen, gute Infrastruktur und ein attraktiver Arbeitsmarkt. Allerdings sei die Eigentumsübertragung am Grundstück noch an Bedingungen geknüpft, zum Beispiel planungsrechtliche Entscheidungen der Gemeinde.
Lufthansa Technik will Position als Weltmarktführer ausbauen
Der Flugzeugdienstleister mit Sitz in Hamburg war im Zuge der Corona-Pandemie in eine tiefe Krise gerutscht und baute in Fuhlsbüttel massiv Stellen ab. Als sich die Branche anschließend aber schneller erholte als erwartet und Lufthansa Technik viele Aufträge erhielt, wurden wieder massiv Arbeitsplätze aufgebaut.
Um weiteres Wachstum finanzieren zu können, war lange Zeit der Einstieg eines strategischen Investors durch die Frankfurter Konzernzentrale geplant. Vor rund einem Jahr wurde dieser Plan allerdings fallen gelassen, stattdessen soll die Technik-Tochter nun aus eigener Kraft im Rahmen des Programms „Ambition 2030“ das Wachstum stemmen.
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„Lufthansa Technik hat ambitionierte Wachstumsziele, wir wollen unsere Spitzenposition als weltweiter Marktführer im MRO-Bereich auch in Zukunft weiter ausbauen“, sagte Gloy. Deshalb fange man schon jetzt an, die Kapazitäten zu erweitern und das globale Netzwerk um strategisch wichtige Standorte zu ergänzen.