Hamburg. Hafenwirtschaft ist unzufrieden mit bisherigen Plänen für Brücke. Wie es zügiger gehen soll – und warum Radwege im Hafen zum Problem werden.
Hamburgs Hafenwirtschaft fordert eine Beschleunigung beim Bau der neuen Köhlbrandbrücke. „15 Jahre Planungs- und Bauzeit sind eindeutig zu lang“, sagte der Präsident des Unternehmensverbands Hafen Hamburg, Ulfert Cornelius, am Rande der Jahresmitgliederversammlung. „Der Senat sollte es versuchen, den Bau in zehn Jahren hinzubekommen.“
Insgesamt plant der Senat mit Ausgaben von bis zu 5,3 Milliarden Euro für den Bau. Die neue Querung soll mit rund 74 Metern wesentlich höher sein als die jetzige Brücke, die in den 1970er-Jahren gebaut worden war. Und sie soll laut Mitteilung an die Bürgerschaft sogar erst in 18 Jahren fertig sein. Die Prognose lautet auf eine Fertigstellung im vierten Quartal 2042.
Köhlbrandbrücke soll fünf Jahre schneller kommen
Analog zu anderen Infrastrukturmaßnahmen in Deutschland sollte durch die Aufnahme des Projekts in ein Maßnahmengesetz eine Beschleunigung erfolgen, heißt es im UVHH-Positionspapier. Mit einem eigenen Gesetz könnte das Genehmigungsverfahren für die Köhlbrandbrücke vereinfacht werden.
Der Hafenwirtschaft geht die bisherige Planung nicht schnell genug: Die Köhlbrandbrücke habe in den 2030er-Jahren ihre wirtschaftliche Lebensdauer erreicht, sagte Cornelius. „Schon jetzt ist sie nur mit Einschränkungen befahrbar.“ Seit 2012 bestehe ein Lkw-Überholverbot, seit 2019 ein Lkw-Abstandsgebot.
Köhlbrandbrücke: Eigenes Gesetz soll Bau beschleunigen
Auch den umstrittenen Bau der Autobahn A26-Ost fordert die Hafenwirtschaft. Es handele sich dabei um ein nicht ausschließlich für den Hamburger Hafen wichtiges Infrastrukturprojekt, sondern durch den Lückenschluss zwischen A1 und A7, um eine dringend erforderliche zusätzliche Ost-West-Verbindung in Norddeutschland. Zudem führe die A26-Ost zu einer Verkehrsentlastung im Hamburger Süden, insbesondere auf der Bundesstraße B73, sagte Cornelius.
Doch nicht nur der Straßenverkehr beschäftigt die Hafenwirtschaft. So fordern die Unternehmen für den Hafen eine bessere Anbindung durch Bus und Bahn. „Wir stehen in Gesprächen mit der Hochbahn, dass die Terminals für unsere Mitarbeiter besser mit dem ÖPNV erreicht werden sollten“, sagte der HHLA-Arbeitsdirektor, Torben Seebold. Nicht jeder habe ein Auto oder wolle damit zur Arbeit fahren.
Köhlbrandbrücke soll in zehn Jahren fertig sein
Rainer Fabian, Geschäftsführer der Lagergesellschaft H.D. Cotterell, ergänzte, dass eine Reihe von Hafenarbeitern die neuen Radfahrwege im Hafen nutzten. „Das finden wir gut. Weniger gut finden wir aber, wenn durch die Erweiterung der Radwege Spuren für Lkw wegfallen, was immer wieder passiert.“
Kritisch sieht der UVHH die nur langsam voranschreitende Planung zur Errichtung eines Energiehafens. „Der Hamburger Hafen hat das Potenzial, um bis zu 50 Prozent des für Deutschland auf dem Seeweg importierten grünen Wasserstoffs und seiner Derivate umzuschlagen“, sagte Cornelius. Hamburg könne zudem bis zu 18 Prozent des deutschlandweiten Bedarfs an wasserstoffbasierten Energieträgern decken.
Hamburger Hafen soll besser mit ÖPNV erreicht werden
„Dafür müssen aber jetzt die Voraussetzungen geschaffen werden“, fordert der UVHH-Präsident von der Politik. Tanklagerflächen und Tankschiff-Liegeplätze im Hafen müssten erhalten bleiben. Dazu bedürfe es zügiger Planungs- und Genehmigungsverfahren für die neuen Energieträger. „Andere Häfen sind da sehr viel weiter.“
Der Hafen könne eine Schlüsselrolle in der Energiewende einnehmen, so Cornelius. Aber nur mit politischer Unterstützung und dem Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur.
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Das betreffe auch Wasserstraßen und das Schienennetz. Hier fehle es an Personal für die Schleusen und in den Stellwerken der Bahn. Der Ausbau des Gleisnetzes im Hafen und im Hinterland sei dringend erforderlich, ebenso wie die Sanierung des Bestandsnetzes.
Nicht wirklich zufrieden ist die Hafenwirtschaft mit der Umschlagentwicklung vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Lage. Von Januar bis September seien insgesamt 84 Millionen Tonnen an Seegütern im Hafen umgeschlagen worden. Das ist im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Minus von drei Prozent. Der Containerumschlag sei zudem um 0,4 Prozent auf 5,8 Millionen Standardcontainer (TEU) zurückgegangen. Für das Gesamtjahr erwartet der UVHH eine leichte Erholung, weil die zweite Jahreshälfte traditionell besser verlaufe als die erste.