Hamburg. Wegen der Krise im Nahen Osten stellen Reedereien langfristig um. Auch für 2026 werden Reisen gestrichen oder umgeleitet. Wer betroffen ist.
Erst war es nur die „AIDAstella“, die für eine Kreuzfahrt im Oktober kommenden Jahres den Reiseverlauf ändern musste. Inzwischen hat Deutschlands größte Kreuzfahrtreederei Aida Cruises bis ins übernächste Jahr hinein die Pläne für mehrere Schiffe ihrer Flotte umgeworfen. Grund sind die anhaltenden kriegerischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten, die eine sichere Passage durch den Suezkanal und das Rote Meer nicht mehr gewährleisten.
Doch nicht nur die Reisen durch die Region selbst sind betroffen, sondern auch Reisen, die vorgelagert oder im Anschluss geplant sind, können so nicht mehr stattfinden. Der sorgfältig ausgearbeitete Winterfahrplan 2025/26 ist nur noch Makulatur. Aida Cruises hat die Hoffnung aufgegeben, dass die Region bis dahin befriedet ist.
Aida-Kreuzfahrten überraschend abgesagt: Welche Reisen betroffen sind
Die Absagen betreffen vor allem die sogenannten „Transreisen“, bei denen Schiffe zum Winter in die wärmeren Regionen im Osten der Weltkugel verlegt werden. Die „AIDAprima“ wird den Winter 2025/26 wieder im Orient verbringen. Das bedingt, dass sie vorher aus Europa dorthin überführt werden muss. Im Frühjahr 2026 geht es dann wieder zurück. In beiden Fällen werden die bisher geplanten Reisen durch den Suezkanal aufgrund der angespannten Lage nicht stattfinden.
Deshalb hat die Reederei alle geplanten Reisen der „AIDAprima“ vom 3. Oktober bis zum 16. November 2025 abgesagt, ebenso alle Reisen zwischen dem 30. April und dem 11. Mai 2026. Hinzu kommt, dass die Kreuzfahrtreedereien den Saisonwechsel auch immer für die regulären Werftaufenthalte ihrer Flotte nutzen. Bei der „AIDAprima“ wird der Schiffs-TÜV zwischen dem 28. April und dem 21. Mai 2026 in Nordeuropa stattfinden.
Schiffsangriffe im Roten Meer: Reeder stellen für Kreuzfahrten langfristig um
Auch die „AIDAstella“ war für Reisen durch das Rote Meer vorgesehen, die abgesagt werden müssen. Aida Cruises hat alle Reisen zwischen dem 23. Oktober und dem 2. Dezember 2025 für das Schiff gestrichen. Darüber hinaus alle Reisen zwischen dem 3. März und dem 2. April 2026 sowie zwischen dem 22. April und dem 17. Mai 2026.
Durch den Werftaufenthalt der „AIDAprima“ müssen auch einzelne Abfahrten der „AIDAcosma“ geändert werden. Die Abfahrten ab dem 18. März, dem 21. März, dem 8. April sowie dem 11. April 2026 sind ebenfalls gestrichen.
Aida Cruises erklärt die Situation so: Die sicherheitspolitische Lage in verschiedenen Regionen des Nahen Ostens sei weiterhin angespannt. Derzeit sei leider nicht davon auszugehen, dass sich die Situation in absehbarer Zeit beruhige. „Im Interesse der Sicherheit für unsere Gäste und unsere Crew ist es daher die einzig verantwortungsvolle Option, für diese Schiffe bereits jetzt eine andere Route zu wählen. Dazu sind Fahrplanänderungen und mehrere Reiseabsagen notwendig.“
Kreuzfahrten werden storniert – was dahintersteckt
Anstatt durch den Suezkanal und das Rote Meer fahren Kreuzfahrtschiffe derzeit außen um Afrika herum. Das sind bis zu 6000 Kilometer mehr. Aufgrund der deutlich längeren Fahrtroute entlang der afrikanischen Küste und der damit verbundenen Auswirkungen, wie etwa eine um sieben bis zehn Tage längere Fahrzeit, sind neben den Transreisen von „AIDAprima“ und „AIDAstella“ selbst auch einzelne Kreuzfahrten vor oder nach den Passagen betroffen.
Nicht nur Aida ändert seine Pläne. Die Holland America Line hat ihre große Weltreise 2026 mit der „Volendam“ aktualisiert. Es gibt mehr Anläufe in Ost- und Südostasien, Mittelamerika und Zielen in den USA. Die neue Reiseroute ersetzt nach Rücksprache mit Sicherheitsexperten die ursprünglich geplante Route durch das Rote Meer, wie die Reederei mitteilte.
Der Hamburger Anbieter Hapag-Lloyd Cruises hält sein Luxusschiff „Europa“ ebenfalls von gefährlichen Gewässern fern und hat nach der Absage der ursprünglich geplanten Kreuzfahrten vier neue Herbst- und Winterreisen vom 24. Oktober bis 20. Dezember 2025 im Angebot. TUI Cruises prüft noch, ob die Reisen der „Mein Schiff 4“ im Oktober 2025 von Antalya (Türkei) nach Dubai, der „Mein Schiff 5“ im November von Heraklion (Griechenland) nach Dubai und der „Mein Schiff 6“ im Oktober von Antalya (Türkei) nach Dubai wie angekündigt durchgeführt werden können.
„Im Moment prüfen und evaluieren unsere erfahrenen Kolleginnen und Kollegen aktiv mögliche Varianten. Sollten wir Anpassungen vornehmen, gehen wir selbstverständlich umgehend und unaufgefordert auf unsere gebuchten Gäste und Partner zu und bieten attraktive Alternativen an“, sagte eine Sprecherin.
Kreuzfahrten: Beliebte Touristenziele werden langfristig nicht mehr angesteuert
Dadurch, dass die Anbieter die Routen für 2026 neu zusammenstellen, wird deutlich, dass sie langfristig, die Hoffnung fahren lassen, ihren Gästen Ausflüge zu Sehenswürdigkeiten im Nahen Osten anzubieten. Die Bahai-Gärten in Haifa, die Klagemauer in Jerusalem oder das Touristenzentrum Scharm El-Scheich, sind für Kreuzfahrtpassagiere erst einmal unerreichbar.
Auf der anderen Seite tun sich neue Destinationen auf, die die Kreuzfahrtschiffe bisher nicht ansteuerten. Die „AIDAstella“, die sich zurzeit auf ihrer Überführungsfahrt nach Asien für diese Wintersaison befindet, feiert in vielen Häfen Erstanläufe. Auf der derzeitigen Etappe von Kapstadt in Südafrika nach Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten besuchte das Schiff erstmals Le Port auf der Insel La Reunion. Von dort aus führte die Reise weiter nach Port Louis auf Mauritius.
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Im Gegenzug zu den Absagen wird Aida auch in der Wintersaison 2025/26 auf Afrika-Umrundungen setzen. Wie das Unternehmen bekannt gab, befinden sich diese Kreuzfahrten noch in der Planung. Buchungsstart soll am 7. Januar 2025 sein. Beileibe nicht alle Kreuzfahrtschiffe wandern während des Winters in Europa ab. So haben die Veranstalter festgestellt, dass auch im Januar und im Februar die Buchungslage ab Deutschland stabil ist.
Insbesondere der Hamburger Hafen mausert sich mehr und mehr zu einer festen Größe als Ausgangsort für Winterkreuzfahrten. Neben Aida nutzt auch MSC diesen Vorteil. Ist es in diesem Winter die „MSC Preziosa“, die regelmäßig von Hamburg aus in See sticht, hat die Reederei beschlossen im Winter 2025 die „MSC Poesia“ in Hamburg zu stationieren. Sie wird die beliebten Metropolen-Rundreisen anbieten. Die erste Kreuzfahrt der insgesamt 18 Abfahrten ab Hamburg ist für den 12. Oktober 2025 geplant.