Hamburg. Unternehmen Techem übernimmt Auftrag, liefert aber eineinhalb Jahre lang nicht. Jetzt ist der Auftrag storniert, aber die Probleme bleiben.

Als Michael Herzog vor mehr als eineinhalb Jahren beim Energiedienstleister Techem einen Satz Wasserzähler bestellte, war sein Zeitplan klar. Auftragsabwicklung, Installation, Ablesung – und für die Nebenkostenabrechnung 2023 für sechs Mietwohnungen würde der Wasserverbrauch dann endlich exakt berechnet.

Doch daraus wurde nichts, auch für das laufende Jahr können die Mieter in seinem Elternhaus im schleswig-holsteinischen Albersdorf nicht mit einer Abrechnung nach Wasserverbrauch rechnen. Der Grund: Bis heute sind die Wasserzähler trotz Nachfragen und Fristsetzungen nicht eingebaut worden. „Ich hänge total in der Luft“, sagt der Hausbesitzer.

Techem sorgt für Wasserzähler-Ärger: Hausbesitzer verzweifelt an Dienstleister

Ärger mit Techem ist offenbar kein Einzelfall. Unter den Einträgen beim Bewertungsportal Trustpilot und auf Google sind einige Beschwerden über nicht gelieferte Wasser- oder auch Heizdatenzähler. Michael Herzog, der eine Erbengemeinschaft vertritt, hat inzwischen einen Anwalt eingeschaltet. Damit ist die Sache jedoch noch nicht vom Tisch.

Der Ärger hat eine lange Vorgeschichte. Schon im Februar 2023 hatte der Immobilienbesitzer den Auftrag erteilt, die sechs Wasserzähler in der Gründerzeitvilla verbauen zu lassen. Er bekam daraufhin eine Auftragsbestätigung und im Anschluss die Halterungen für die Wasserzähler zugeschickt, die er im Juni 2023 vertragsgemäß von einem Fachbetrieb montieren ließ. Kosten: gut 500 Euro. Die Kosten für die jährliche Ablesung und Datenübermittlung per Funk waren mit 430 Euro angegeben.

Techem liefert bestellte Wasserzähler mehr als 1,5 Jahre nicht

„Ich habe damit gerechnet, dass im Anschluss jemand kommt und die Funkzähler anbringt“, sagt Herzog mehr als 17 Monate später. Aber nichts passiert. Herzog fragte nach, einmal, noch mal. „Ich wurde immer wieder vertröstet.“ Schließlich fing er an, Fristen zu setzen. Wieder ohne Erfolg.

Als sich abzeichnete, dass auch in diesem Jahr keine Aufschlüsselung des Wasserverbrauchs möglich sein würde, zog er im September die Reißleine: Er stornierte den Vertrag. „Ich war in einem Dilemma, weil die Halterungen ja schon installiert waren und ich die Kosten für den Abbau und den Anbau neuer Halterungen eines anderen Dienstleisters gescheut habe“, sagt er.

Wasserzähler-Unternehmen Techem wurde erneut verkauft

Aber auch die Stornierung des Auftrags sowie ein weiteres Schreiben im Oktober blieben ohne Ergebnis. „Es wurde schlicht ignoriert.“ Bittere Ironie: In der vergangenen Woche lag eine Postkarte im Briefkasten, auf der ein Techem-Vertragspartner die Installation der Wasserzähler für den 26. November ankündigte.

Das 1952 gegründete Unternehmen ist inzwischen eine der größten digitalen Energiedienstleistungsplattformen und hatte Anfang Oktober den nächsten Finanzinvestor als Eigentümer bekommen. Für 6,7 Milliarden Euro ging Techem an die US-Beteiligungsgesellschaft TPG. Das Unternehmen, das auch einen Sitz in Hamburg hat, hat etwa 4000 Beschäftigte, ist in 18 Ländern aktiv und betreut mehr als 13 Millionen Wohnungen im Service.

Techem: Schlechte Bewertungen im Internet

Während es beim Hamburger Grundeigentümerverband auf Anfrage heißt, dass „bislang keine nennenswerten Beschwerden zu Techem aufgelaufen sind“, zeigen die Bewertungen von Kunden und Kundinnen auf gängigen Portalen im Internet, dass nicht alles glattläuft. Auf Trustpilot etwa lag der Anteil der Ein- und Zwei-Sterne-Bewertungen für die Firma mit 41 Prozent knapp unter den Fünf-Sterne-Bewertungen mit 39 Prozent.

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„Ich habe zwei Wohnungen renoviert. Die Veränderungen – Einsatz von Wärmemengenzählern und Wasserzählern – wurden zu einem scheinbar unlösbaren Problem und zehn Monate nicht gelöst“, schreibt ein Kunde auf Trustpilot Anfang November. Eine andere schimpft: „Ich kann nur abraten.“ Techem reagiert im Internet und verweist auf ein E-Mail-Postfach, „damit wir aufarbeiten können, was bei dir schiefgelaufen ist“.

Auch der Albersdorfer Hausbesitzer Herzog erhielt eine Nachricht aus dem Social-Media-Team: Man bemühe sich um Priorisierung. Wieder passierte nichts. Auf Abendblatt-Anfrage erklärte eine Sprecherin nun: „Aufgrund von Herausforderungen in der Lieferkette in den vergangenen Jahren sowie einer damit einhergehenden eingeschränkten Materialverfügbarkeit und die Knappheit an Rohstoffen, kommt es leider weiterhin zu vereinzelten Verzögerungen in der Auftragsausführung – was wir aufrichtig bedauern. In dem hier vorliegenden Fall ist die Ausführung des Auftrags bis Monatsende fest eingeplant.“

Techem: Hausbesitzer verzweifelt beim Einbau von Wasserzählern

„Zu spät. Mir reicht es“, sagt Herzog, der mit seinem Gang an die Öffentlichkeit verhindern will, dass „noch mehr Menschen in die gleiche Falle tappen wie ich.“ Inzwischen hat der Hauseigentümer einen Anwalt eingeschaltet, um die Kündigung sowie die Erstattung der bisherigen Kosten bei Techem durchzusetzen. Auch dem Techem-Installateur hat er abgesagt. Sobald er sein Geld zurückhat, will er ein anderes Unternehmen beauftragen.