Hamburg. Das Pilotprojekt „Energie-Express“ ist in einem ersten Stadtteil gestartet. Weitere sollen folgen. Was die Teilnehmer davon haben.
Die Reihenhaussiedlung südlich des Rings 3 ist typisch für den Stadtteil Langenhorn: Die Gebäude wurden vor 1970 errichtet – und obwohl einige bereits saniert sind, dürfte es für etliche Hauseigentümer eine Herausforderung sein, die immer restriktiveren Energiesparmaßnahmen umzusetzen. An diese Bewohner richtet sich nun ein neues Pilotprojekt der Stadt Hamburg, an dem sich 500 Langenhorner Haushalte beteiligen können: der „Energie-Express“.
„Bis 2045 muss der Gebäudebestand in Hamburg klimaneutral sein“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) beim Startschuss des Projekts am Mittwoch. „Doch es gab zuletzt beim Klimaschutz eine große Verunsicherung – ja, fast eine Blockade – bei den Bürgern. Daher wollen wir ihnen Mut machen und ihnen zeigen, wie wir sie dabei unterstützen und welche Fördermittel sie bekommen.“
Hamburg startet Energie-Pilotprojekt: Eigentümer von 500 Häusern können teilnehmen
Für das Projekt „Energie-Express“, das auf der im vergangenen Jahr gestarteten Kampagne „Jedes Haus kann Klimaschutz“ basiert, wurden alle Bestandsgebäude in Langenhorn erfasst und 500 ältere Häuser für das Projekt ausgewählt. Ihre Eigentümer erhalten in diesen Tagen Flyer mit Informationen zur energetischen Sanierung. Darin erfahren sie unter anderem, dass sich allein durch die Sanierung von Dach, Kellerdecke und der Fenster bis zu 40 Prozent der Energiekosten sparen lassen und dass bei der Anschaffung einer Wärmepumpe der Bund 20 Prozent der Kosten übernimmt – die Stadt Hamburg legt noch mal 3500 Euro drauf.
Auch die Beratungsangebote zur energetischen Sanierung werden den Hauseigentümern und Hauseigentümerinnen vorgestellt. Diese können sie sowohl online als auch durch einen Energieberater vor Ort in Anspruch nehmen. Darüber hinaus findet am Freitag, 13. Dezember, im Kulturhaus Langenhorn am Käkenflur ein Infoabend statt, für den sich die Eigentümer anmelden können.
Projekt „Energie-Express“ in Hamburg: Langenhorner können mit Thermo-Card Wärmeverlust ermitteln
Damit die ausgewählten Hausbesitzer gleich prüfen können, ob an ihrem Haus Sanierungsbedarf besteht, war dem Infomaterial eine sogenannte Thermo-Card beigefügt: eine Karte mit einem eingebauten Thermometer, mit dem man – wenn man die Karte an Außenwand oder Fenster hält – die Temperatur und den Wärmeverlust ermitteln kann.
Als Ort für den Startschuss des Pilotprojekts hatte die Stadtentwicklungsbehörde den Vorgarten von Michael und Doris Stauke ausgewählt. Das Ehepaar hatte in den vergangenen beiden Jahren genau das gemacht, was Karen Pein mit der Kampagne zu erreichen erhofft – die energetische Sanierung ihres Eigenheims. „Familie Stauke ist ein sehr positives Beispiel dafür, wie jeder für den Klimaschutz mitgestalten und von den Förderungen profitieren kann“, so die Senatorin.
Langenhorner Familie Stauke erhielt große Fördersummen für Sanierung
Das Paar lebt seit 30 Jahren in dem Endreihenhaus aus den 60er-Jahren. Weil das Dach undicht war, suchten sie vor zwei Jahren einen Dachdecker – und auch gleich einen Energieberater, der ihnen zu weiteren Maßnahmen riet: einer Dämmung der Außenfassade, dem Einbau neuer Fenster und einer Wärmepumpe.
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Die Maßnahmen haben der ehemaliger Lagerarbeiter (66) und seine Frau (62), die als Krankenschwester arbeitet, durch die Auszahlung ihrer Lebensversicherung finanziert. „Jedes Mal, wenn für eine Maßnahme die Förderung kam, konnten wir mit der nächsten beginnen“, sagt Michael Stauke. Die Kosten für Dach und Wand hätten 75.000 Euro betragen, 40 Prozent (30.000 Euro) seien übernommen worden. Bei der Wärmepumpe, die 54.000 Euro kostete, habe die Förderung rund 33.000 Euro betragen.
Hamburger Projekt „Energie-Express“ will 5000 Bürger in sieben Gebieten ansprechen
Auch die Staukes hatten einen Energieberater zurate gezogen. „Er kam über einen Verband, sein Honorar konnten wir ebenfalls durch Fördermaßnahmen finanzieren“, berichtet das Ehepaar. Was sie als besonders positiv bewerten: „Er hat sich oft vor Ort ein Bild vom Stand der Sanierung gemacht. Außerdem stimmten die von ihm kalkulierten Kosten mit den Endkosten überein.“ Das Resultat der energetischen Sanierung könnten sie in der kalten Jahreszeit täglich spüren. „Die Außenwände sind nicht mehr kalt.“
Das Projekt „Energie-Express“ kostet die Stadt rund 160.000 Euro und soll möglichst viele Hamburger zu einer Energieberatung und einer energetischen Sanierung motivieren. Neben Langenhorn gibt es sechs weitere Fokusgebiete, in denen die Gebäude in der Regel einen besonderen Sanierungsbedarf haben – zu den Gebieten zählen unter anderem Groß Flottbek, Eißendorf und Wilhelmsburg. Insgesamt sollen 5000 Eigenheimbesitzer und -besitzerinnen angeschrieben werden.