Hamburg. An diesem Freitag kommen bis zu 2800 Vertreter der maritimen Branche im CCH zusammen. Das Abendblatt stellte den Veranstaltern zehn Fragen.

In den Hamburger Schifffahrtskontoren herrscht Hochkonjunktur. Traditionell kommen Vertreter von Schiffsmaklern, Reedereien und Hafenfirmen alljährlich in der ersten Novemberwoche nach Hamburg, um neue Geschäfte anzubahnen oder bestehende Kontrakte zu verlängern. Besiegelt werden die Verträge dann mit einem guten Mahl, das immer freitags stattfindet, und bei dem alle zusammenkommen – dem berühmten Eisbeinessen der Hamburger Schiffsmakler.

Auch am heutigen Freitagabend werden wieder bis zu 2800 Branchenvertreter in den Hamburger Messehallen erwartet, um an der Massenspeisung teilzunehmen, die seit 74 Jahren stattfindet und damit einer langen Tradition folgt. Doch was steckt genau hinter dieser Veranstaltung? Das Abendblatt hat beim Veranstalter, dem Verband Hamburger und Bremer Schiffsmakler, nachgefragt.

Eisbeinessen: Drei Großküchen in der Halle aufgebaut

Wie kocht man auf einmal 2500 Eisbeine?

Um die 2500 Gäste angemessen bewirten zu können, werden drei Großküchen in der Halle aufgebaut. Die Produktion erfolgt zeitnah am selben Tag. Die finale Zubereitung erhalten die Gerichte dann unmittelbar vor dem Veranstaltungsbeginn.

Wie viele Servicekräfte werden für das Event benötigt?

„Wir planen mit gut 250 Servicekräften aller Gewerke. Einen besonderen Engpass stellt natürlich immer das Auftragen dar! Bislang ist es aber immer gelungen, allen Gästen innerhalb von 30 Minuten das Essen zum Tisch zu bringen“, sagt Alexander Geisler, Geschäftsführer des Verbands Hamburger und Bremer Schiffsmakler und Schiffsagenten.

Woher kommen die Schweine, die das Eisbein liefern?

„Wir arbeiten eng mit dem Cateringpartner Käfer zusammen, um ein möglichst nachhaltiges Eventkonzept umzusetzen. Dabei legen wir ein besonderes Augenmerk auf regionale Lieferanten und Partner, die sich dem Tierwohl verpflichtet haben“, sagt Geisler, ohne näher darauf einzugehen.

Christian Koopmann ist der Vorsitzende des Verbands Hamburger Schiffsmakler.
Christian Koopmann ist der Vorsitzende des Verbands Hamburger Schiffsmakler. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Veranstalter bieten auch vegane Alternativen an

Inwieweit haben sich die Essgewohnheiten geändert, nehmen vegetarische oder Halal-Nachfragen zu?

Der Schwerpunkt der Menüwahl liegt auf dem Eisbein. Für viele ist es das einzige Mal, dass sie so etwas im Jahr essen, und es hat eben Tradition. Seit einigen Jahren bieten die Veranstalter aber auch vegane Alternativen an. Für diese entscheiden sich ungefähr zehn Prozent der Gäste. Ähnlich hoch liegt der Anteil, derjenigen, die Geflügel wählen!

Warum ist das Eisbeinessen so beliebt, dass es jedes Jahr Massen anzieht?

Zunächst einmal hat die Veranstaltung eine lange Tradition. Über die Jahre zog das Event mit steigender Bedeutung des Hafens und des Schifffahrtsstandortes immer mehr Gäste aus dem Ausland an, die ihre Beziehungen mit Geschäftspartnern vor Ort festigen wollten. Hamburg ist ein wichtiger Mitspieler in der internationalen maritimen Branche. Gut 40 Prozent der global vercharterten Containerschiffe werden von Hamburg aus bereedert.

„Event ist äußerst förderlich für die Anbahnung von Geschäftsbeziehungen“

Woher kommt der Gast mit der weitesten Anreise? 

Zum Eisbeinessen fliegen viele Schifffahrtsvertreter aus Japan ein. Aber auch aus Südkorea, China, Taiwan und Brasilien kommen Gäste.

Wie viele Kontrakte werden rund ums Eisbeinessen geschlossen

Das lasse sich schwer abschätzen, sagen die Veranstalter. „Üblicherweise stellt das Eisbeinessen das Ende des vorweihnachtlichen Geschäfts dar. Die Rückmeldungen zeigen: Das Event ist äußerst förderlich für die Anbahnung von Geschäftsbeziehungen“, so Geisler

Gibt es eine vergleichbare Veranstaltung an anderen großen Hafenstandorten?

Ja, und vielen galt das Eisbein als Vorbild! Allerdings sind diese Veranstaltungen zum Teil kleiner oder finden nicht jährlich statt. So gesehen ist das Eisbeinessen immer noch eine Besonderheit.

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Eisbeinessen: Einzelpreise zwischen 130 und 150 Euro

Welche Kosten verursacht die Veranstaltung?

Die Preise schwanken und haben gerade nach der Pandemie aufgrund der allgemeinen Inflation, der hohen Energiekosten und der gestiegenen Kosten für Personal einen rasanten Anstieg erlebt, sagen die Veranstalter. Das Volumen liegt im mittleren sechsstelligen Bereich! Ohne ein Engagement von Sponsoren und Marketing-Partnern sei das Event aus reinen Ticketverkäufen nicht zu stemmen. Die Einzelpreise für ein Ticket entsprechen einem gehobenen Restaurantbesuch und liegen zwischen 130 und 150 Euro.

Was stimmt an dem Gerücht, dass auch Prostituierte oder Escort-Ladys mitfeiern?

„Nichts, das sind Mythen aus vergangenen Zeiten“, sagt Verbandsgeschäftsführer Geisler. „Heute ist die maritime Branche international und divers aufgestellt. Hierzu hat auch beigetragen, dass der Frauenanteil in der Branche erfreulicherweise auf 40 Prozent angewachsen ist.“