Hamburg. DAX-Konzern liefert in ersten zehn Monaten nur 559 Flieger aus und muss das Tempo nun fast verdoppeln. Was Experten zur Lage sagen.
Airbus droht mal wieder ein heißer Jahresendspurt, um eines der wichtigsten Geschäftsziele zu erreichen. Man habe im Oktober 62 Flugzeuge an 37 Kunden ausgeliefert, teilte der DAX-Konzern am Donnerstagmorgen mit. Das Highlight war dabei sicherlich die erste Übergabe eines A321XLR an einen Kunden, die spanische Fluggesellschaft Iberia.
In den ersten zehn Monaten waren es aber nur 559 Flieger, die an 77 Airlines weitergereicht wurden. Für das Erreichen des Jahresziels wird es damit eng. Etwa 770 Flieger sollen es 2024 werden. Diese Prognose bekräftigte der Vorstand um Chef Guillaume Faury erst Ende Oktober bei der Vorstellung der Neun-Monats-Zahlen.
Airbus Hamburg – für ein wichtiges Jahresziel wird es mal wieder eng
Rechnerisch muss Airbus seinen Monatsschnitt also von 55,9 auf mehr als 100 erhöhen. Oder anders gesagt: Bis Silvester müssen jeden Tag fast 3,5 Flugzeuge in die Hände der Kunden übergehen. Ausgeschlossen ist das nicht. Im Dezember 2019 wurden fast 4,5 Maschinen pro Tag an Airlines ausgeliefert, bei 138 Jets stoppte der Zähler für den Monat damals.
Allerdings kämpft der Flugzeugbauer wie die gesamte Industrie nach der Pandemie mit Problemen in der Lieferkette beim Hochfahren der Produktion. Hinzu kommt die unplanmäßige Wartung von Tausenden Triebwerken, die den Verkaufsschlager die A320neo-Familie antreiben. Hersteller Pratt & Whitney hatte jahrelang ein Pulvermetall verwendet, das möglicherweise schadhaft war. Entsprechend müssen jetzt Hochdruckturbinenscheiben ausgewechselt werden.
Erreicht Airbus das wichtige Jahresziel? Was Analysten dazu sagen
Analysten sind gespalten, ob Airbus die im Sommer von etwa 800 auf rund 770 Flieger gesenkte Zielmarke schaffen wird. Die Schweizer Großbank UBS geht nicht davon aus und stuft die Papiere auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 140 Euro ein.
Das Analysehaus Jefferies nannte die Oktober-Zahlen schwach, beließ die Einstufung aber auf „Kaufen“ mit Kursziel 170 Euro. Die US-Investmentbank Goldman Sachs empfiehlt „Kaufen“, sieht 179 Euro als fairen Wert und erwartet im Großen und Ganzen ein Erfüllen des Ziels. Am Vormittag notierten die Papiere leicht im Plus bei rund 143 Euro.
Jahresendrallye bei Airbus – so lief es in den Vorjahren
Im Vorjahr hatte das Unternehmen dank eines arbeitsintensiven letzten Kalendermonats die Zielmarke von rund 720 um 15 Stück übertroffen. 112 Maschinen wurden im Dezember 2023 ausgeliefert. Im Jahr 2022 musste Airbus seine Jahreszielmarke Anfang Dezember hingegen kappen. Statt der bis dahin geplanten circa 700 Flieger wurden es letztlich nur 661.
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Das prall gefüllte Auftragsbuch füllte sich unterdessen weiter. Bestellungen über 82 weitere Flugzeuge gingen ein. Nach Abzug von Stornierungen sind es nun in diesem Jahr 730. Im Vorjahreszeitraum waren es 1334 – am Jahresende stand mit 2094 Nettoaufträgen ein Rekord.