Hamburg. Hinter den Kulissen des Hamburger Airbus-Werks. Es ist eine Stadt in der Stadt – mit 20.000 Einwohnern. Die vierteilige Video-Reihe.
Der Monitor brennt. Schnell müssen die Airbus-Mitarbeiter handeln. Eine Mitarbeiterin greift zum Feuerlöscher – und nach wenigen Sekunden ist das Feuer aus. Dann flackert es wieder auf. Der nächste Beschäftigte muss sein Können demonstrieren. Denn der Monitorbrand ist glücklicherweise auf dem Hof nur simuliert.
Eine Gruppe von Beschäftigten des Flugzeugbauers absolviert im Werk auf Finkenwerder gerade ihre Ausbildung zum Räumungshelfer. Zur Theorie gehört, wie evakuiert man ein Gebäude; zur Praxis, wie man den Feuerlöscher einsetzt. Rund 1300 Mitarbeiter werden pro Jahr geschult, auch als Ersthelfer.
Hamburgs Airbus-Werk: Elf Ärzte, sechs Kantinen, vier Buslinien
Das Airbus-Gelände auf Finkenwerder ist weit mehr als nur ein Industriebetrieb, auf dem Flugzeuge gebaut werden. Die Standortfläche beträgt 3,7 Quadratkilometer, mit Leiharbeitern und Arbeitern von Fremdfirmen sind pro Tag bis zu knapp 20.000 Menschen auf dem Gelände tätig.
„Es ist ein bisschen wie eine Stadt in der Stadt“, sagt Nawina Walker, die als Standortleiterin quasi die Bürgermeisterin ist. Finkenwerder sei eine schöne Insel, für deren Erreichen man aber auch eine gute Verkehrsanbindung brauche.
Das Airbus-Werk hat eine eigene Fährlinie und vier Buslinien
Neben Straßen gehört dazu im öffentlichen Nahverkehr mit der 68 eine eigene Fährlinie, die Teufelsbrück mit dem Werk verbindet. Und auch auf dem Gelände müssen die Menschen von A nach B kommen. „Wir haben vier Buslinien, die regelmäßig fahren“, sagt Walker und steht dabei auf der Museumsinsel. Um sie herum hat der Flugzeugbauer dort seit einiger Zeit historische Flugzeuge geparkt – wie die Super Guppy. Der Transporter war der Vorgänger der Beluga-Flotte.
Es gibt sechs Kantinen wie das Restaurant „Elbblick“, mehrere Läden für den Einkauf von Essen und Trinken, eine Filiale der Haspa und einen Werksverkauf von Bosch. Für die Testflüge und Auslieferungen braucht es einen Flughafen. Ein Seehafen ist für den Transport großer Teile wie Rumpfschalen und Flugzeugbausätze, die zum Werk im chinesischen Tianjin verschifft werden, ebenfalls vorhanden.
Im medizinischen Zentrum von Airbus arbeiten elf Ärzte
Wo viele Menschen arbeiten, da passieren auch Unfälle. Dann rückt neben der Feuerwehr bei Bedarf auch jemand aus dem Team von Kay-Peter Foeh aus. Er ist Leiter des Medizinischen Dienstes von Airbus auf Finkenwerder. 16 Mitarbeiter umfasst dieser, elf davon sind Ärzte, alle haben sie eine Notarztausbildung. Montags bis freitags sind sie von 7 bis 15.30 Uhr vor Ort.
Werden sie gebraucht, greift das Rendezvous-System. Der Rettungswagen fährt los, der Arzt separat auch – Treffpunkt ist dann der Unfallort. Schwere Verletzungen gibt es aber nur selten. Dazu zählen Stürze aus mindestens zwei Metern Höhe sowie Quetschungen.
Splitter, Stürze, Blutdruckkrisen – rund 10.000 Fälle behandeln die Airbus-Ärzte
Häufiger kommen Splitter im Finger, kleinere Stürze wie beim Abrutschen von einem Tritt oder auch mal Blutdruckentgleisungen vor. Zu den gut bekannten Patienten gehören Epileptiker oder Diabetiker, denen ihr Blutzucker entgleist. „Wir behandeln das ganze Feld der inneren Erkrankungen. Das ist wie in einer kleinen Stadt“, sagt Foeh.
In der großen Ambulanz bearbeite man pro Jahr rund 10.000 Fälle. Zudem gibt es den Bereich arbeitsmedizinischer Dienst, in dem zum Beispiel Sehtests angeboten werden sowie die Präventionsprogramme zur Gesundheitsvorsorge und für Rehamaßnahmen.
Airbus: Bei Schicksalsschlägen hilft das Family-Care-Team
Häufig kämen Mitarbeiter, um sich beraten zu lassen. Die Airbus-Ärzte können auch Physiotherapie verordnen, Therapeuten dafür sitzen von einer Fremdfirma auf dem Werksgelände. Auch Sprechstunden für seelische Gesundheit gibt es.
Verunglückt einer der Beschäftigten und brauchen dessen Verwandte Beistand, kommt das Family-Care-Team ins Spiel. „Wir sind rund 360 Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren“, sagt Ärztin Regina Loibl, die das Team koordiniert. Für die aufgewendeten Stunden gibt es Zeitgutschriften. Gegebenenfalls fliegen die Ehrenamtler auch ins Ausland, falls Beschäftigte dort erkrankt sind und sie oder ihre Angehörigen Hilfe brauchen.
Die Airbus-Feuerwehr ist bei jedem Start und jeder Landung in Bereitschaft
Rund ein Dutzend Sprachen könne man sicherlich anbieten, von den Klassikern Deutsch, Englisch und Spanisch bis zu Ungarisch und Malaiisch. Wichtig ist dies auch, weil sich auch Airlinevertreter aus aller Welt auf Finkenwerder aufhalten und dabei mal krank werden können – auch wenn sie eigentlich nur den Bau ihres Flugzeuges verfolgen oder die fertige Maschine abholen wollen.
Damit der Flieger abheben kann, ist die Feuerwehr zwingend notwendig. Bei jedem Start und jeder Landung ist ein Teil der 79 Männer – Frauen gibt es derzeit nicht im Team – in Bereitschaft. „Es ist nicht so, dass wir ständig auf den Fahrzeugen sitzen und warten“, sagt der diensthabende Zugführer Philipp Lausch: „Wir müssen aber innerhalb von fünf Minuten an jedem Punkt des Betriebsgeländes sein, im Bereich der Start- und Landebahn sowie den Vorfeldbereichen sogar in zwei bis maximal drei Minuten – und das mit rund 30.000 Liter Löschwasser.“
Airbus-Feuerwehr: Das Standardgeschäft ist ähnlich wie in einer Stadt
Zu den besonderen Aufgaben der Werksfeuerwehr gehört das Reinigen der Atemschutzmasken, die in der Lackiererei verwendet werden. 46.000 Stück müssen pro Jahr gesäubert werden. Knapp 4000 Feuerlöscher werden von Januar bis Dezember geprüft.
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Aber auch die klassischen Aufgaben der Feuerwehr werden erfüllt: Abwehr von Umweltgefahren, technische Hilfeleistung und natürlich die Brandbekämpfung. 5500 Einsätze habe man im vergangenen Jahr gefahren, davon 88 Brandeinsätze, von denen nur einer mittelschwer war, der Rest klein, so Lausch: „Das Standardgeschäft ist die brennende Zigarette im Mülleimer. Das Einsatzgeschehen weicht nicht großartig von dem außerhalb des Werkes ab.“ Auch das zeigt: Airbus auf Finkenwerder ist eine Stadt in der Stadt.