Hamburg. Wie kommt man an die begehrten Jobs bei Airbus auf Finkenwerder und wie hoch ist zu Beginn das Einkommen? Das Abendblatt gibt Einblicke.
- Airbus: So hoch sind die Einstiegsgehälter in Hamburg
- Airbus: Was man bei der Bewerbung beachten sollte
- Airbus: Welche Note man mindestens im Abschlusszeugnis haben sollte
Airbus hat in diesem Sommer so viele junge Menschen eingestellt wie nie zuvor. Rund 580 Auszubildende und Dualis fingen in den vergangenen Wochen in der Bundesrepublik ihre Lehre oder ihr Studium bei dem Flugzeugbauer an, etwa 350 von ihnen in Hamburg.
Der Wettbewerb um die Plätze war intensiv. „Wir haben mehr als 7600 Bewerbungen erhalten“, sagt Melanie Bergmann im Gespräch mit unserer Redaktion. Die 47-Jährige ist seit März Personalleiterin für die zivile Flugzeugsparte in Deutschland. Aber was müssen junge Leute machen, um einen der begehrten Jobs beim größten Industriearbeitgeber der Stadt zu bekommen?
Airbus – was Berufsanfänger und Azubis in Hamburg verdienen
„Für uns ist besonders wichtig, dass unsere neuen Mitarbeitenden die sechs Kernwerte teilen, die vom Azubi bis zum Vorstand jeder beherzigen und leben sollte: Teamwork, Kundenorientierung, Zuverlässigkeit, Respekt, Kreativität und Integrität“, sagt Bergmann.
In der Industrie sind umfassende Kenntnisse in den MINT-Schulfächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) natürlich hilfreich. Allerdings sei das Themenspektrum so breit, dass man auch mit anderen Stärkeprofilen für den Konzern interessant sei.
Zu Airbus ohne Englischkenntnisse? Das kann gehen, aber …
Das DAX-Unternehmen ist mit seinen in Europa und auch in den USA und China verteilten Werken zwar international aufgestellt. Perfektes Englisch ist aber keine Voraussetzung für die Berufsstarter. Grundkenntnisse in der wichtigsten Unternehmenssprache seien super, so Bergmann: „Aber es ist wirklich in Ordnung, wenn die jungen Leute gute Englischkenntnisse mitbringen und dann auf ihrer Airbus-Reise bereit sind, ihr Englisch zu verbessern. Als ich bei Airbus anfing, war mein Englisch auch nicht so super. Mit der Zeit hat es sich sehr, sehr gut entwickelt.“ Mehrwöchige Auslandseinsätze können Teil der Ausbildung sein.
Vernünftige Noten in der Schule sind hingegen schon ein wichtiger Bestandteil der Bewerbung. Wer einen Ausbildungsplatz erhalten möchte, braucht mindestens einen Hauptschulabschluss mit der Note „gut“. Wer einen dualen Studiengang belegen möchte, benötigt mindestens die Fachhochschulreife. Die beiden letzten Schulzeugnisse sowie der Lebenslauf seien essenzieller Bestandteil der schriftlichen Bewerbung und für die Vorauswahl der Kandidaten die Visitenkarte.
Karriere bei Airbus? Engagement in Vereinen unbedingt angeben!
Allerdings könnten schlechtere Noten durch den Einsatz in anderen Kategorien wettgemacht werden. Zum Beispiel zähle auch gesellschaftliches Engagement in Vereinen. „Das zeigt, dass die jungen Menschen bereit sind, über den Tellerrand zu schauen“, sagt Bergmann. Solche Aktivitäten sowie Hobbys gehören unbedingt in den Lebenslauf hinein, weil sie für das Gesamtbild wichtig seien.
Auf den Gang zum Profifotografen könnten die Bewerber hingegen verzichten. „Das Foto ist nicht besonders wichtig, es kann mitgeschickt werden – ist aber kein Muss“, sagt Bergmann. Wer es nicht mitschicken möchte, müsse keine Nachteile befürchten. Und wer ein Bild beilegen möchte, könne auch auf die Dienste von Freunden zurückgreifen, die einen fotografieren.
Airbus: Bewerberkampagne startet immer im Juli
Jedes Jahr im Juli starte die Bewerbungskampagne für das Folgejahr. „Bewerben kann man sich ganz simpel, indem man bei uns auf die Online-Karriereseite geht, den Lebenslauf und die beiden letzten Schulzeugnisse hochlädt und ein paar Motivationsfragen beantwortet“, sagt Bergmann. Auskunft wird beispielsweise darüber gewünscht, warum man sich für die Luft- und Raumfahrt begeistert, für einen bestimmten Ausbildungsberuf beziehungsweise Studienplatz bewirbt oder warum man zu Airbus möchte.
Wer sich für einen der Jobs interessiert, sollte nicht zu lange mit der Bewerbung warten. Das Motto laute, je schneller, umso besser, sagt Bergmann, die einen Abschluss in Rechtswissenschaften hat: „In der Regel haben wir die allermeisten Ausbildungsplätze bis zum Ende des Jahres besetzt.“
Auswahl zwischen 60 Lehrberufen und 16 Studiengängen
Rund 60 verschiedene Berufe kann man bei Airbus erlernen. Bei den Ausbildungsberufen machen die Klassiker Fluggerätmechaniker, Fluggerätelektroniker, Mechatroniker und Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik (vulgo: Lackierer) mehr als die Hälfte der Stellen aus.
Bei den dual Studierenden gibt es in Hamburg 16 unterschiedliche Studiengänge. Dazu gehören Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftsinformatik, Computerwissenschaften, IT- und Data-Sicherheit, Maschinenbau, Mechatronik sowie der Flugzeugbau, bei dem in der Ausrichtung auf Entwurf und Leichtbau sowie auf die Kabine unterschieden wird.
Was die Personalchefin zur Kleiderordnung beim Vorstellungsgespräch sagt
Wer die Vorauswahl übersteht, wird zu einem Auswahltag eingeladen. Rund 1600 Personen schafften das in der vergangenen Bewerberrunde. Dabei gibt es Einzel- und Gruppengespräche, die Kandidaten erläutern nochmals ihre Motivation und machen ein paar Übungen, in denen sie ihr handwerkliches Geschick demonstrieren und als Team Lösungen für ein Problem finden müssen.
Eine Kleiderordnung für das Vorstellungsgespräch gibt es nicht. „Die jungen Leute sollen so kommen, wie sie sind und sich wohlfühlen. Niemand muss Anzug oder Kostüm tragen“, sagt Bergmann. Jeans und Pullover können also ausreichen. Zumal später in der Produktion ohnehin Arbeitskleidung getragen wird.
Ausbildung bei Airbus: Jeder 13. Bewerber wird genommen
Wichtig sei vielmehr, gut zuzuhören, die Aufgaben genau zu erfassen, seine Gedanken und Ideen zu teilen und bei den praktischen Übungen mitzumachen. „Dinge einfach mal ausprobieren, auch wenn man sie noch nie gemacht hat“, so Bergmann.
Etwa jeder 13. Bewerber wurde im vergangenen Jahr genommen. Die Vergütung ist für alle Berufseinsteiger gleich hoch. „Unsere Auszubildenden und dual Studierenden verdienen rund 1200 Euro brutto pro Monat bei einer flexiblen 35-Stunden-Woche“, sagt die Personalchefin. On top kämen zum Beispiel noch die Alters- und Gesundheitsvorsorge, je nach Dauer der Betriebszugehörigkeit Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld sowie 30 Prozent der Erfolgsbeteiligung.
Ausbildung bei Airbus – was die Personalchefin für das Highlight hält
Während der Ausbildung sind alle Karrierestarter einmal reif für die Insel. „Das absolute Highlight für unsere Auszubildenden ist der Aufenthalt auf Juist“, so Bergmann. Jeder Azubi reise für zehn Tage in die dortige Jugendbildungsstätte. Dort gebe es Kreativprojekte wie das Üben und Aufführen eines Theaterstücks, das Gründen einer Band und das Planen eines gemeinsamen Auftritts oder das gemeinsame Herstellen eines Produktes.
Zusammenhalt, Zusammenarbeiten und sein eigenes Verhalten in der Gruppe sollen die jungen Menschen kennenlernen, so Bergmann: „Am tollsten finde ich: Alle Auszubildenden nehmen Flugstunden mit einem zweisitzigen Motorsegler und machen erste Flugerfahrungen. Dabei dürfen die Azubis auch das Steuer übernehmen. So lernen sie das Produkt Flugzeug hautnah kennen und spüren zum Beispiel den Einfluss des Wetters und der Aerodynamik.“
Alle Azubis und Dualis sollen unbefristet übernommen werden
Wenn man die mehrjährige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat, muss man sich im Regelfall keinen Kopf mehr über einen festen Job machen. Mit der IG Metall einigte sich Airbus im Frühjahr darauf, dass im Flugzeugbau grundsätzlich alle Azubis und Dualis unbefristet übernommen werden.
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Das Unternehmen will weiter wachsen. Die Rate für die in Hamburg so wichtige A320-Familie soll auf 75 Flieger pro Monat konzernweit bis 2027 steigen. Weil jedes Jahr Hunderte aus Altersgründen oder wegen der üblichen Fluktuation ausscheiden, dürften ebenfalls Hunderte eine Chance auf Jobs haben.
Was Berufseinsteiger bei Airbus verdienen können
Nach der Ausbildung werden sich die Gehälter unterscheiden. Wer die Lehre erfolgreich abgeschlossen hat, steigt mit der Entgeltgruppe 6 der Metall- und Elektroindustrie ein. Das sind in der Grundstufe 3574 Euro brutto monatlich. Die fertigen Dualis beginnen mit der Entgeltgruppe 9. Das sind mindestens 5234 Euro und kann in der Zusatzstufe zwei auf 5670 Euro hochgehen.
Ausschließlich auf „Stallgeruch“ setzt Airbus übrigens nicht. Auch „normale“ Studierende können sich auf freie Plätze bewerben und hätten gute Chancen, von außen eingestellt zu werden. „Zwischen 30 und 60 Prozent unserer offenen Stellen im Ingenieurwesen besetzen wir mit Absolventen, die direkt von der Hochschule kommen. Sie bringen gutes, frisches Wissen von der Universität mit.“ Finanziell erhalten sie dieselben Konditionen wie Dualis nach dem Studium, so Bergmann: „Die werden nicht anders behandelt.“