Hamburg. A321XLR bietet mehr Gepäckkapazität und Reichweite. Riesenauftrag auch aus Saudi-Arabien. Auslieferungsziele bleiben.
Nach fünf Jahren Entwicklungszeit und etlichen Verzögerungen hat der Flugzeughersteller Airbus am Mittwoch den ersten Flieger seiner neuen Serie A321XLR ausgeliefert. Die spanische Fluggesellschaft Iberia nahm die Maschine auf Finkenwerder in Empfang. Sie ist Premierenkunde des neuen Flugzeugtyps.
Der A321XLR ist die größte Flugzeugvariante des Verkaufsschlagers A320neo. Ursprünglich ist der 44,50 Meter lange Jet für den Einsatz auf Kurz- und Mittelstrecken konzipiert worden. Durch den Einbau eines fest im Frachtraum eingebauten und rund 13.000 Liter Kerosin fassenden Tanks kann der Flieger aber auch auf Langstrecken eingesetzt werden.
Airbus: Iberia nimmt erste Maschine des neuen Langstreckenfliegers in Empfang
Und genau das hat Iberia damit vor: Am 14. November soll der A321XLR erstmals mit Passagieren über den Atlantik fliegen. Um 12.35 Uhr ist das Abheben in Madrid vorgesehen. Nach acht Stunden und 45 Minuten Flugzeit soll dann um 15.20 Uhr Ortszeit in Boston (USA) gelandet werden. Zuvor wird das Flugzeug zunächst auf einer Reihe von Flügen im europäischen Streckennetz der Fluggesellschaft eingesetzt. Üblicherweise werden neue Langstreckenmaschinen nach der Einflottung zunächst auf kürzeren Strecken im Betrieb mit Gästen an Bord getestet, um die Abläufe der Crews einzuspielen.
Der A321XLR bietet Platz für 182 Passagiere in zwei Klassen: Neben der Touristenklasse gibt es eine Business-Klasse mit Liegesitzen. Zudem verspricht Iberia, dass die Gepäckfächer größer sind und 60 Prozent mehr Kapazität bieten sollen.
„Die A321XLR wird zahlreiche neue Nonstop-Routen ermöglichen und öffnet ein neues Kapitel bei Flugverbindungen“, sagte Christian Scherer, Chef der zivilen Luftfahrtsparte bei Airbus.
60 Maschinen: Airbus meldet einen Riesenauftrag aus Saudi-Arabien
Auch insgesamt kann Scherer mit dem Verlauf des Mittwochs ganz zufrieden sein. Denn kurz nach der Bekanntgabe der Erstauslieferung konnte Airbus einen milliardenschweren Auftrag aus Saudi-Arabien vermelden. Die neue staatliche Fluggesellschaft Riyadh Air hat 60 Kurzstreckenmaschinen der Baureihe A321neo bestellt. Wann die ersten Flugzeuge ausgeliefert werden, blieb in der Mitteilung am Mittwoch allerdings offen. Der Auftrag dürfte nach den üblichen Preisnachlässen rund vier Milliarden US-Dollar wert sein, schätzen Analysten.
Und schließlich konnte der weltgrößte Flugzeugbauer am Abend nach Börsenschluss bei der Verkündung des Neunmonatsergebnisses weitaus mehr Zuversicht verbreiten als noch bei der Bekanntgabe der Halbjahreszahlen im Sommer. Damals kämpfte der Konzern mit sehr großen Problemen in der Zulieferkette und musste den Hochlauf der A320-Produktion bremsen.
Airbus will bis Jahresende 770 Maschinen an Kunden ausliefern
Nach diesem zwischenzeitlichen Rückschlag hat der Flugzeugbauer nun also wieder deutlich zugelegt. Im dritten Quartal verdiente der Dax-Konzern unter dem Strich 983 Millionen Euro und damit 22 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie er in Toulouse mitteilte. Der Gewinn im Tagesgeschäft (bereinigtes Ebit) wuchs sogar um 39 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro und übertraf die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten. Nachdem Vorstandschef Guillaume Faury seine Produktions- und Gewinnpläne im Juni zusammenstreichen musste, sieht er den Luftfahrt- und Rüstungskonzern nun auf Kurs zu seinen bescheideneren Zielen für 2024.
„In den ersten neun Monaten des Jahres verzeichneten wir eine starke Nachfrage nach unserer gesamten Produktpalette. Das Neunmonatsergebnis spiegelt das Niveau der Auslieferungen von Verkehrsflugzeugen, eine solide Leistung bei Hubschraubern und die in der ersten Jahreshälfte verzeichneten Belastungen in unserem Raumfahrtgeschäft wider“, sagte Faury.
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Airbus passe sich ständig an ein komplexes und sich schnell veränderndes operatives Umfeld an, das von geopolitischen Unsicherheiten und spezifischen Herausforderungen in der Lieferkette geprägt sei, die sich im Laufe des Jahres 2024 konkretisiert hätten.
So will der europäische Flugzeugbauer trotz der Verzögerungen bis zum Jahresende 770 Passagierflugzeuge an seine Kunden übergeben, nachdem sich das ursprüngliche Ziel von 800 Jets in diesem Jahr als unerreichbar erwiesen hatte. Bis Ende September waren es 497, im Vorjahreszeitraum 488 Maschinen. Der um Sonderposten bereinigte operative Gewinn soll 5,5 Milliarden Euro erreichen. Das ursprüngliche Ziel von 6,5 bis 7 Milliarden Euro hatte Faury wegen hoher Sonderbelastungen in der Raumfahrtsparte kassiert.