Hamburg. 111 öffentliche Unternehmen in Hamburg im Vergleich. Zum Teil deutliche Steigerungen. Gehälter liegen zwischen 30.000 und 100.000 Euro pro Jahr.
- Das sind die Durchschnittsgehälter beim Flughafen, HPA, den Wasserwerken und anderen.
- Bei diesen städtischen Firmen verdient man 70.000 bis 80.000 Euro.
- Beim UKE verdient der Chef fast das Zehnfache der Beschäftigten
Als Hafen- und Handelsstadt ist Hamburg Heimat vieler Reedereien und Logistikunternehmen. Die Hansestadt ist aber auch der größte Industriestandort Deutschlands mit Sitz von Großunternehmen wie Airbus, Aurubis oder Beiersdorf. Und natürlich ist Hamburg auch Medien-, Gesundheits- und Dienstleistungsmetropole. Der größte Arbeitgeber ist aber in keiner dieser Branchen zu finden, sondern das ist die Stadt selbst: An mehr als 350 Firmen mit rund 75.000 Beschäftigten ist sie direkt oder indirekt beteiligt.
Wer in Hamburg ins Berufsleben startet oder einen Job sucht, hat also nicht nur in der Privatwirtschaft eine große Auswahl, sondern auch unter den öffentlichen Unternehmen. Diese werben häufig mit dem „weichen“ Argument, dass ihre Tätigkeit dem Gemeinwesen diene – wohlwissend, dass es vielen Bewerberinnen und Bewerbern durchaus wichtig ist, etwas Sinnstiftendes im Interesse der Allgemeinheit zu tun und nicht nur Aktionäre glücklich zu machen.
Der große Gehaltsvergleich in Hamburg: So viel verdienen Sie bei Hochbahn, Flughafen, HHLA und Co.
Gleichwohl möchten auch diese Menschen von ihrem Job gut leben können und stellen sich natürlich die Frage: „Was verdiene ich in einem öffentlichen Unternehmen?“ Nun, in dieser Hinsicht herrscht deutlich mehr Transparenz als in der privaten Wirtschaft. Während man für Informationen darüber, was man eigentlich bei Airbus, Aurubis oder Beiersdorf verdient, auf freiwillige Angaben auf Vergleichsportalen angewiesen ist, gibt die Stadt für ihre Unternehmen darüber jährlich in ihrem Beteiligungsbericht Auskunft.
Zumindest die Durchschnittsgehälter in den aktuell 111 größten und wichtigsten öffentlichen Unternehmen sind Bestandteil des 750-Seiten-Werks, das der Senat kürzlich präsentiert hat. Demnach reichen die Bruttojahreseinkommen der Angestellten zum Stichtag 31. Dezember 2023 von gut 30.000 bis fast 100.000 Euro. Die Vergütungen der Geschäftsführungen und Vorstände liegen natürlich deutlich darüber und werden ebenfalls ausgewiesen. Dabei ist zu beachten, dass sich manche Gehälter aufgrund von Tarifverhandlungen inzwischen erhöht haben dürften.
Gehaltsvergleich: HHLA-Beschäftigte verdienen im Schnitt fast 100.000 Euro
An der Spitze rangiert dabei mit weitem Abstand ein Unternehmen, das derzeit mehr als jedes andere im Fokus der öffentlichen Debatte steht: die HHLA. Das durchschnittliche Brutto-Jahreseinkommen der 6700 fest angestellten Mitarbeitenden bei dem Hafenkonzern und seinen Tochterunternehmen gibt der Senat für 2023 mit 99.491 Euro an. Das waren gut 3000 Euro mehr als im Vorjahr (96.389 Euro). Damit dürfte die HHLA-Belegschaft in diesem Jahr erstmals die Schallmauer von 100.000 Euro Durchschnittseinkommen durchbrechen.
Das ist mehrerlei Hinsicht bemerkenswert. Denn erstens ist auf den Terminals und anderen Umschlagsanlagen des Logistikkonzerns noch durchaus körperliche Arbeit gefragt, für die man, salopp gesagt, nicht zwingend studiert haben muss. Die HHLA ist also ein Gegenbeweis für die weit verbreitete These, dass gute bis sehr gute Einkommen nur über eine akademische Karriere zu erreichen sind.
Krasser Unterschied: HHLA-Chefin Titzrath verdient das Zehnfache ihrer Mitarbeiter
Zweitens enthalten die im Beteiligungsbericht ausgewiesenen Bruttoeinkommen der Beschäftigten generell keine Zuschläge für Nacht- und Wochenendarbeit, Bereitschafts- oder Schichtdienste, so der Senat. Diese machen aber gerade bei den vielen Schichtarbeitern der HHLA einen erheblichen Teil der Vergütung aus – rechnet man diese Zulagen hinzu, dürften die tatsächlichen Durchschnittseinkommen also bereits heute weit über 100.000 Euro liegen.
Drittens fließen, wie bei allen öffentlichen Unternehmen, die Vergütungen für die Vorstände und Geschäftsführungen nicht in die Berechnung der Durchschnittsgehälter der Angestellten mit ein. Das würde gerade bei der HHLA den Schnitt noch einmal nach oben treiben, denn die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath ist mit einem Jahreseinkommen von rund einer Million Euro traditionell die bestbezahlte Managerin in Diensten der Stadt. Und: Auf den Plätzen zwei bis vier folgen stets ihre Vorstandskollegen, die rund 750.000 Euro im Jahr verdienen.
HHLA-MSC-Deal: Folgt ein „Angriff auf die Löhne im Hafen“?
Mit Spannung wird nun beobachtet, inwiefern sich der umstrittene Einstieg der Reederei MSC, die künftig knapp die Hälfte an der HHLA halten wird, auf das Gehaltsgefüge auswirken wird. Denn während Gewerkschaften und Linkspartei einen „Angriff auf die Löhne im Hafen“ fürchten, betont der Senat, dass die neue Eigentümerstruktur nicht zulasten der Beschäftigten gehen soll.
Was gegen Einschnitte spricht: Der Hafenkonzern bleibt trotz der üppigen Gehälter der Angestellten das öffentliche Unternehmen, bei dem die Schere zwischen dem Einkommen der Vorstandschefin und dem Durchschnitt ihrer Mitarbeiter am weitesten auseinanderklafft: 10,09 zu 1 beträgt das Verhältnis. Immerhin: Im Vorjahr hatte es noch bei 10,4 zu 1 gelegen.
Hamburgs Gehälter im Vergleich: Bei Stromnetz Hamburg werden im Schnitt 85.260 Euro verdient
Diesen „vertikalen Vergleich“ hatte der Senat vor wenigen Jahren eingeführt, um besser steuern zu können, dass sich die Schere zwischen Chef- und Angestellten-Gehältern nicht zu weit öffnet – mehr als 10 zu eins wird im Rathaus nicht gern gesehen. Wie Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) bei der Vorstellung des Beteiligungsberichts hervorhob, habe sich das Verhältnis, über alle öffentlichen Unternehmen betrachtet, positiv entwickelt: Lag es 2017 noch bei 3,93 : 1, ging es bis 2022 auf 3,81 : 1 zurück. 2023 stieg es wieder minimal auf 3,82 : 1.
Zurück zu den Verdienstmöglichkeiten: An zweiter Stelle der öffentlichen Unternehmen stand 2023 Stromnetz Hamburg: Mit 85.260 Euro brutto im Jahr gibt der Senat das Durchschnittseinkommen der 1438 Beschäftigten an – fast fünf Prozent mehr als im Vorjahr (81.290 Euro). Damit hat sich der Abstand zu Gasnetz Hamburg etwas vergrößert, wo die 540 Beschäftigten auf 82.315 Euro kamen (Vorjahr: 80.240).
Mehr als 80.000 Euro: Auch Hamburger Energiewerke bezahlen gut
Das ist insofern interessant, als beide Unternehmen kürzlich zur Energienetze Hamburg GmbH fusionierten und sich möglicherweise der eine oder andere Mitarbeiter fragt, was die neuen Kollegen und Kolleginnen wohl so verdienen. Die Vergütung von Michael Cerbe als Sprecher der Geschäftsführung der neuen Netze GmbH wird im Beteiligungsbericht noch nicht genannt, da er er erst 2023 interimsweise eingestiegen war. In Anbetracht der übrigen Gehälter der Geschäftsführung dürfte das Verhältnis zur Mitarbeiterschaft aber bei nicht mehr als 4:1 liegen.
Ähnlich ist es bei den Hamburger Energiewerken, deren 881 Beschäftigte im Durchschnitt mit 80.284 Euro vergütet wurden, während Geschäftsführer Christian Heine auf 328.000 Euro kam. Zwischen den Energieunternehmen liegt noch die städtische Beteiligungsholding HGV, wo im Schnitt 84.015 Euro verdient wurden. Bemerkenswert: Geschäftsführerin Isabella Niklas kam mit gut 209.000 Euro nur auf das 2,5-Fache.
Gehaltsvergleich Hamburg: Bei diesen städtischen Firmen verdient man 70.000 bis 80.000 Euro
Zwischen 70.000 und 80.000 Euro im Jahr lagen die Durchschnittseinkommen bei der ReGe Hamburg (Projektentwicklung wie Neubau Köhlbrandbrücke) mit 76.000 Euro, der TuTech (Tochter der Technischen Universität) mit 73.330 Euro, dem Altonaer Kinderkrankenhaus (72.789) und der Investitions- und Förderbank IFB (70.024).
Aus dieser Gruppe herausgefallen ist dagegen das UKE: Das Universitäts-Klinikum ist eines der ganz wenigen städtischen Unternehmen, bei denen das Durchschnittseinkommen der Beschäftigten 2023 im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, und zwar von 70.000 auf 69.500 Euro. Zu den Gründen wird in dem Senatsbericht nichts gesagt, aber eine denkbare Erklärung wäre, das viele altgediente und damit gut bezahlte Mitarbeiter ausgeschieden sind und durch jüngere ersetzt wurden, deren Einstiegsgehälter niedriger sind.
Beim UKE verdient der Chef fast das Zehnfache der Beschäftigten
In jedem Fall trägt das zu einem unschönen Effekt bei: Da Anfang 2023 mit Prof. Christian Gerloff ein neuer Ärztlicher Direktor das Ruder übernommen hat, der mit 673.000 Euro ein um 100.000 Euro höheres Jahreseinkommen als sein Vorgänger Burkhard Göke bezieht (was das UKE damit erklärte, dass Göke jahrelang keine Erhöhung gefordert hatte), ist die Schere zwischen Chef- und Durchschnittsgehältern kräftig aufgegangen: von etwas mehr als 8:1 auf beinahe 10:1.
In der Kategorie 60.000 bis 70.000 Euro Jahreseinkommen finden sich zudem die HafenCity GmbH (69.000 Euro), die Stadtentwässerung (68.820), die Hamburg Port Authority (HPA, 67.279), der Flughafen (67.244), die Wasserwerke (66.610), die Messe (66.484) und das Immobilienunternehmen Sprinkenhof (66.394).
Von der Saga bis zur Hochbahn: Hier gibt‘s 50.000 bis 60.000 Euro
Durchschnittlich zwischen 50.000 und 60.000 Euro verdienen die Beschäftigten unter anderem bei der Klinik Facility-Management Eppendorf GmbH (KFE, eine UKE-Tochter) mit 58.000 Euro, beim Wohnungskonzern Saga (57.562), bei der Hochbahn (56.548), bei der HamburgMusik gGmbH (Elbphilharmonie & Laeiszhalle, 56.000), bei Fördern & Wohnen (55.682), beim Kita-Betreiber Elbkinder (55.351) und bei der Stadtreinigung (50.449).
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Bei HamburgMusik sind die Durchschnittsgehälter ausweislich der Senatsberichte am stärksten gestiegen: um 8000 Euro oder 16,7 Prozent. Auch am Flughafen stiegen sie um mehr als 8000 Euro oder 13,8 Prozent an. Allerdings dürfte dabei neben den hohen Tarifabschlüssen teilweise auch andere Effekte eine Rolle gespielt haben. So hatte die HafenCity GmbH 2022 noch ihre studentischen Hilfskräfte mit eingerechnet und kam daher nur auf 43.000 Euro Durchschnittseinkommen. Ohne die Hilfskräfte kam man für 2023 auf 69.000 Euro.
Am unteren Ende rangieren unter anderem die Kulturfabrik Kampnagel (Durchschnittseinkommen: 41.010 Euro), das Busunternehmen Reisering (33.322) und die Servicegesellschaft der Elbkinder (33.205). Die hohe Teilzeitquote in solchen Betrieben ist nicht der Grund für die vergleichsweise schmalen Gehälter. Denn nach Auskunft der Finanzbehörde werden für den Bericht alle Teilzeit-Einkommen auf Vollzeitstellen hochgerechnet.