Hamburg. Zwei Jahre nach dem Jungfernflug darf das Flugzeug im Liniendienst abheben. Wer Erstkunde wird, wann Passagiere erstmals an Bord gehen.

Airbus hat die letzte große Hürde für seinen neuen Hoffnungsjet made in Hamburg genommen. Der A321XLR habe mit den Leap-1A-Triebwerken des US-französischen Herstellers CFM die Musterzulassung von der europäischen Flugsicherheitsbehörde Easa bekommen, teilte der DAX-Konzern am Freitag mit.

Damit ist der Weg für die Indienststellung des neuen Flugzeugs im Spätsommer frei. Als erster Kunde soll noch im dritten Quartal Iberia den 44,50 Meter langen Flieger übernehmen. Die spanische Fluglinie will damit am 14. November erstmals mit Passagieren über den Atlantik fliegen. Als erste Strecke geht es von Madrid nach Boston (USA).

Airbus A321XLR – neuer Hoffnungsjet made in Hamburg erhält Zulassung

Um solche langen Strecken zu ermöglichen, konzipierte Airbus das einst für Kurz- und Mittelstrecken entworfene Flugzeug etwas um. Im Frachtraum wird nun zusätzlich ein rund 13.000 Liter Kerosin fassender Tank fest eingebaut, der für eine Reichweite von bis zu 8700 Kilometer sorgt. Dieser Rear Centre Tank hatte für Verzögerungen bei der Zulassung gesorgt, weil die Easa Nachforderungen an die Sicherheit gestellt hatte.

Der A321XLR wird in der Branche als „Gamechanger“ oder „kleine Revolution“ bezeichnet. Während andere Langstreckenflieger zwei Gänge haben und für deutlich mehr als 200 bis hin zu gut 400 Passagieren ausgelegt sind, hat das Mitglied des Verkaufsschlagers A320-Familie nur einen Mittelgang, und Iberia wird auch nur 182 Sitze einbauen.

Flughafen Hamburg hofft auf Direktverbindungen nach Nordamerika

Zugelassen ist der Flieger zwar für 244 Passagiere, aber die wenigsten Airlines dürften nahe an diese Kapazität herangehen. Denn bei 8,5 Stunden Flug, wie Iberia es bei der ersten Strecke plant, wären die Sitzabstände sonst zu eng.

Flughäfen der zweiten Reihe wie der Helmut-Schmidt-Airport setzen große Hoffnungen auf den A321XLR. Für Fluglinien könnten so Routen von Hamburg nach New York, Miami oder Vancouver interessant werden. Denn wegen der geringeren Größe könnte die Maschine auf diesen Strecken auch bei weniger Passagieren hoch ausgelastet werden.

Airbus-Flugzeugspartenchef Scherer spricht von „Meilenstein“

Airbus gibt den Kerosinverbrauch mit 30 Prozent weniger pro Sitz an als bei Konkurrenzflugzeugen der vorherigen Generation. Die Reisekosten lägen sogar nur bei etwa der Hälfte von modernen Großraumflugzeugen. Um den Passagieren Langstreckenkomfort zu bieten, greife man auf die neue Airspace-Kabine zurück.

Christian Scherer Airbus
Kann sich freuen: Airbus-Flugzeugspartenchef Christian Scherer spricht von einem „Meilenstein“. © FUNKE Foto Services | Thorsten Ahlf

„Mit der Zulassung haben wir einen Meilenstein erreicht“, sagte Airbus-Flugzeugspartenchef Christian Scherer. „Der nächste Schritt ist die Vorbereitung des Flugzeugs auf seine ersten kommerziellen Einsätze bei Kunden weltweit.“

Für den A321XLR liegen Aufträge über mehr als 550 Stück vor

Als Antrieb sind neben den CFM-Triebwerken auch noch Motoren des US-Konzerns Pratt & Whitney vorgesehen. Die Zulassung des A321XLR mit diesen Motoren sei für einen späteren Zeitpunkt im Laufe dieses Jahres geplant, so Airbus.

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Der A321XLR wird im Hamburger Werk auf Finkenwerder gebaut. Er absolvierte seinen Jungfernflug im Juni 2022. Es folgte ein umfangreiches Testprogramm mit drei Testflugzeugen. Bisher liegen Bestellungen über mehr als 550 A321XLR von 26 Kunden vor.