Hamburg. Elmshorner Hersteller kündigt geringere Füllmenge bei gleichem Preis zwar offensiv an. Lebensmittelexperte kritisiert Vorgehen dennoch.
Wer im Supermarkt regelmäßig zum Schoko-Müsli von Kölln greift, der sollte genau hinschauen. „Neue Größe“ steht in weißer Schrift auf grünem Grund oben auf der Packung. Unten prangt unter der Schüssel mit den Frühstücksflocken der Schriftzug „Jetzt 500 Gramm“. Erfahrene Einkäufer dürften wissen, was der Hintergrund der neuen Verpackung ist.
Der Elmshorner Müslihersteller hat die Packungsgröße verändert. Der Inhalt ist natürlich weniger geworden. Und zwar um 100 Gramm. Die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) blieb mit 3,79 Euro gleich. Macht unterm Strich eine Verteuerung um 20 Prozent. Seit Freitag sind die Produkte „Kölln Schoko Müsli“ und „Kölln Schoko Müsli 30% weniger Zucker“ deshalb Neuzugänge auf der Mogelpackungsliste der Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh).
Was das Schoko-Müsli von Kölln zur Mogelpackung macht
Es gibt allerdings einen Unterschied zu vielen anderen Fällen, die die vzhh in der Vergangenheit aufgedeckt hat. Der Cerealienhersteller selbst hatte Ende August auf die Verteuerung hingewiesen – wenn auch etwas verklausuliert. Unter der Überschrift „Qualität und Geschmack müssen bleiben“ weist das Unternehmen in einer Pressemitteilung auf die gestiegenen Rohstoffpreise hin.
Klimabedingte Umweltkatastrophen und schlechte Ernten hätten zu einer extremen Verknappung von Kakao geführt. Als Folge davon sei der Preis für Rohkakao explodiert. Es entstünden Zusatzkosten, die nicht mehr ausgeglichen werden konnten.
Kölln kündigte kleinere Packungsgröße an, aber Verbraucherschützer dennoch unzufrieden
Deswegen habe man die Füllmenge bei den beiden Müslisorten, die mit 20 Prozent den höchsten Anteil an Schokolade haben, reduziert. Als zweite Verpackungsgröße betrifft dies die 2000-Gramm-Packung, die bei gleich bleibender UVP von 9,99 Euro auf 1700 Gramm schrumpfte.
Den Vorwurf, eine Mogelpackung geschaffen zu haben, weist Peter Kölln in einer Stellungnahme an die vzhh zurück: „Keinesfalls handelt es sich aber um eine ,versteckte Preiserhöhung‘, sondern um eine von Anfang an offen und transparent kommunizierte Maßnahme bei zwei unserer schokoladigen Müslis.“
Die Verbraucherzentrale sieht das anders. „Die Ankündigung von Kölln ist ein Schritt besser, als es bei vielen anderen Unternehmen ist“, sagt Lebensmittelexperte Armin Valet im Gespräch mit unserer Redaktion. Zufrieden ist er allerdings nicht. Denn es müsste aus seiner Sicht auf der Packung noch klarer gezeigt werden, dass die Füllmenge gesenkt wurde und der Preis gleich geblieben ist, so Valet: „Der Hinweis ,Neue Größe‘ lässt für Verbraucherinnen und Verbraucher vieles offen.“
Verbraucherschützer: „Kölln redet um den heißen Brei herum“
Denn auch optisch sehe man der Packung die neue Größe im Regal nicht an. Die Frontseite sei gleich groß geblieben, die Packung sei allerdings etwa einen Zentimeter dünner geworden. „Da redet man um den heißen Brei herum. Warum sagt man nicht unmissverständlich, dass nun wegen teurer Rohstoffe weniger Inhalt drin hat?“, sagt Valet.
Auch die von Kölln genannte Begründung der steigenden Rohstoffkosten lässt Valet so nicht stehen. „Die Kakaopreise gehen derzeit eher zurück“, sagt der Verbraucherschützer, der seit fast 20 Jahren Mogelpackungen aufspürt. Und da Schokolade auch noch aus anderen Stoffen wie zum Beispiel Zucker bestehe, dessen Preis ebenfalls am Sinken sei, mache Kakao nur etwa zehn Prozent der Füllmenge aus.
Was Peter Kölln zu weiteren möglichen Preissteigerungen sagt
Wer jetzt im Supermarkt einkaufen geht, sollte die Augen offen halten. Vielleicht gibt es in dem ein oder anderen Geschäft noch die alte Packungsgröße mit mehr Inhalt. Es könne vorkommen, „dass Händler ihre Lagerbestände mit den ,alten‘ Packungsgrößen zunächst abverkaufen, bevor die neuen Verpackungen in den Regalen erscheinen“, sagt eine Kölln-Sprecherin auf Anfrage.
- Kölln Müsli: Chefin Friederike Driftmann feiert Traumhochzeit an Hamburgs besten Adressen
- Mogelpackung bei Aldi: Eigenmarke ist doppelt so teuer – „Das gab’s noch nie!“
- Negativrekord: 127 Prozent teurer – Tuc Bake Rolls sind die Mogelpackung 2023
Immerhin: Weitere Veränderungen bei den Packungsgrößen oder Preissteigerungen für die aktuellen Produkte seien derzeit nicht geplant, so die Sprecherin. Allerdings überprüfe man kontinuierlich, wie jedes andere wirtschaftlich orientierte Unternehmen, die Produktpalette und passe sich gegebenenfalls Marktbedingungen wie Rohstoffpreisen, Produktionskosten oder neuen Verpackungsvorgaben an.