Hamburg. Achtung, nicht jeder Räumungsverkauf ist echt. Dubiose Onlinehändler tarnen sich als lokale Familienunternehmen und locken mit Rabatten.
„Schlussverkauf“ heißt es auf der Internetseite von Imperio Hamburg. „Jetzt bis zu 50 Prozent Rabatt. Nutze noch die letzte Chance, bevor wir für immer schließen.“ Das Angebot des Onlinehändlers sieht attraktiv aus. Ledertasche, Denimjacke, Ringelpulli – alles ist auf die Hälfte reduziert. In der Rubrik „Über uns“ wirbt Imperio mit hochwertiger Produktpalette, 25-jähriger Tradition und zufriedenen Kunden.
Das Problem: Das sind leere Versprechen. Das Unternehmen hat keine Adresse in Hamburg. Es gibt nicht mal ein Impressum. Hinter dem Rabattangebot steckt ein chinesischer Fake Shop. Das erkennt man aber erst, wenn man das Kleingedruckte liest.
Geschäftsaufgabe als Werbefalle: Fake-Shop-Betrugsmasche in Hamburg
„Fallen Sie nicht auf diese Masche herein“, warnt Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. Die dubiosen Onlineshops werden immer dreister. Der neueste Trick: Sie geben sich als lokale Familienunternehmen aus und locken vor allem auf Social-Media-Plattformen wie Facebook und Instagram mit emotionalen Botschaften zur vermeintlichen Geschäftsaufgabe und bevorstehenden Ladenschließung.
„Seit über 35 Jahren kreieren wir mit viel Herzblut wunderschöne Taschen“, heißt es etwa in einem Post, in dem das Bild eines Traditionsunternehmens vermittelt werden soll, das Produkte von hoher Qualität verkauft und nun leider aufgrund der Übermacht großer Onlineshops aufgeben muss. „Diese persönlichen Geschichten erzeugen Vertrauen, sind jedoch Teil eines raffinierten Täuschungsmanövers, um zu unüberlegten Käufen zu verleiten“, warnen die Hamburger Verbraucherschützer.
Besonders fies an der neuen Betrugsmasche: In den vergangenen Jahren haben tatsächlich zahlreiche inhabergeführte Betriebe geschlossen und mussten ihre Waren im Räumungsverkauf verscherbeln. Das machen sich die chinesischen Anbieter zunutze. „Die Shops nutzen häufig deutsche Städtenamen und Familiennamen, um einen lokalen Bezug zu schaffen. Beispiele hierfür sind Namen wie Boutiq Berlin, Imperio Hamburg, Matthäus Modehaus oder Schneider Düsseldorf“, heißt es. Verbunden mit einer deutschen Internetadresse wollen die Betreiber der Seiten den Anschein erwecken, es handele sich um ein Unternehmen aus Deutschland.
Bei den Verbraucherzentralen gehen immer wieder Berichte von Verbrauchern und Verbraucherinnen ein, die berichten, dass die über diese Seiten bestellten Waren erst nach Wochen aus China eintrafen und nicht ansatzweise den abgebildeten Artikeln im Internetshop entsprachen. Spätestens dann stellt sich heraus, dass keine direkte Kontaktoption existiert und eine Erstattung nur bei einer Retoure auf eigene Kosten möglich ist. Adresse: irgendwo in einem chinesischen Gewerbegebiet.
Betrug mit Fake Shop: Davor warnen Hamburgs Verbraucherschützer
„Der deutsche Anstrich entbindet Verbraucherinnen und Verbraucher nicht, zu überprüfen, wer hinter einem Onlineangebot steht“, sagt die Hamburger Verbraucherschützerin Rehberg. „Wenn die Kontaktangaben und das Impressum des Shops unvollständig sind oder die Rückgabebedingungen unklar erscheinen, lassen Sie unbedingt die Finger weg.“
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Mit Bezug zu Hamburg waren zuletzt mehrere Beschwerden zu weiteren Onlineshops aufgetaucht, wie etwa hamburgfashionclub.de oder calita-hamburg.de (beide aktuell offline). Bei der Verbraucherzentrale Hamburg wird eine Liste mit dubiosen Onlineshops geführt. Die Verbraucherzentrale Niedersachsen bietet einen Service, bei dem die Webadressen (URL) überprüft werden können.