Hamburg. In diesem Jahr wurden bislang deutlich weniger Wohnungen genehmigt als im Vorjahr. Was eine Partei jetzt fordert und was der Senat tut.
Auf kaum etwas schaut man in der Hamburger Politik so gespannt wie die Frage, wann der Wohnungsbau wieder anzieht – denn der gilt als entscheidendes Mittel, um die steigenden Mieten in den Griff zu bekommen. Trotz erster Indizien für eine Erholung ist die Entwicklung aber vorerst weiter ernüchternd: Von Januar bis Ende August wurden in der Hansestadt lediglich 2868 Wohnungen genehmigt – ein erneuter Rückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Wie aus den Antworten des Senats auf eine Kleine Anfrage des FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Sami Musa hervorgeht, waren in den ersten acht Monaten des Vorjahres noch 3385 Wohnungen auf den Weg gebracht worden, ein Rückgang um 15 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2022, als Baukosten und Zinsen im Zuge des russischen Überfalls auf die Ukraine erst zu steigen begannen, liegt der Rückgang sogar bei 52 Prozent: Damals waren von Januar bis Ende August nach Senatsangaben noch 5973 Wohnungen genehmigt worden.
Wohnungsbau in Hamburg: 50 Prozent weniger Genehmigungen als 2022
Die Baugenehmigungen verteilen sich allerdings nicht immer gleichmäßig über das Jahr und lassen sich daher nur bedingt hochrechnen. So wurden im April 252 Wohnungen genehmigt, im Juli aber 581. Dadurch wurde der Rückgang, der zum Halbjahr schon bei 26 Prozent lag, etwas gestoppt.
In diesem Jahr lagen bislang die einwohnerstärksten Bezirke Wandsbek (876 genehmigte Wohnungen) und Hamburg-Nord (482) vorn. Etwas überraschend konnte sich Harburg, mit rund 170.000 Einwohnern der zweitkleinste Bezirk, mit 438 Wohnungen auf Rang drei behaupten, während Eimsbüttel (382 Genehmigungen), Altona (361) und Hamburg-Mitte (226) dahinter rangierten. Abgeschlagen auf Platz sieben lag Bergedorf mit 103 genehmigten Wohnungen – obwohl im flächenmäßig größten und am dünnsten besiedelten Bezirk ähnlich wie in Harburg noch relativ viel Platz für neue Wohnungen wäre.
Mieten Hamburg: FDP nennt Genehmigungszahlen „dramatisch“
„Dass die Zahl der Genehmigungen in nur zwei Jahren um mehr als die Hälfte einbricht, ist dramatisch“, sagte Musa. „Der Senat hat eines der wichtigsten Themen der Stadt völlig aus dem Blick verloren: für ausreichend Wohnraum zu sorgen, um Mieten und Preise stabil zu halten.“
Die stellvertretende FDP-Landesvorsitzende und Spitzenkandidatin zur Bürgerschaftswahl, Katarina Blume, wies noch auf einen anderen Aspekt hin: „Baugenehmigungen sind noch längst keine fertig gestellten Wohnungen. Hier kann man davon ausgehen, dass noch einmal ein Drittel weniger gebaut wird, als vorher genehmigt wurde.“ Sie forderte „neue Impulse durch ein Hamburger Modell für einfaches Bauen und das Aussetzen der Grunderwerbsteuer“.
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An einer Entschlackung der Bauordnung mit dem Ziel, die Baukosten zu senken, arbeitet der Senat bereits. Eine Absenkung der Grunderwerbsteuer lehnt er hingegen ab. Stattdessen wurden die Förderkonditionen für die Errichtung von Sozialwohnungen erneut ausgeweitet. Durch einen dritten Förderweg können nun auch Familien mit einem Bruttojahreseinkommen von bis zu 100.000 Euro solche Wohnungen mit Anfangsmieten von gut 12 Euro pro Quadratmeter beziehen.