Hamburg. Die Zinsen für Festgeld sind rückläufig. Wie lange sollte man nun abschließen? Und zu welchem Zins? Experten geben wertvolle Tipps.

Wer in den vergangenen Monaten keines der vielen attraktiven Festgeldangebote von Banken und Sparkassen angenommen hat, der wird sich beim Blick auf die aktuellen Konditionen ärgern. Denn nach einer Auswertung des Vergleichsportals Verivox sind die Zinsen für Festgeld mittlerweile auf den niedrigsten Stand seit mehr als einem Jahr gesunken.

„Bundesweit verfügbare Angebote mit zwei Jahren Laufzeit bringen im Schnitt noch 2,68 Prozent Zinsen“, heißt es von Verivox. Und weiter: „Niedriger standen die Festgeldzinsen zuletzt im Mai 2023.“ Das ist das Ergebnis einer Auswertung der Offerten von mehr als 800 Banken und Sparkassen.

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Festgeld: Zinsen fallen – wie man darauf jetzt reagieren sollte

Der Hintergrund ist relativ einfach erklärt. Weil die Inflation in der Eurozone sich mittlerweile wieder beruhigt hat und mit 2,2 Prozent bereits sehr nahe an der Zielmarke von zwei Prozent der Europäischen Zentralbank (EZB) liegt, konnten die Währungshüter in den vergangenen Monaten auch ihre Leitzinsen senken, also die geldpolitischen Zügel lockern. Besonders wichtig für die privaten Sparer ist dabei der Zins, zu dem Geschäftsbanken Geld bei der EZB parken können. Er liegt mittlerweile bei nur noch 3,5 Prozent.

Diesen Zins könnten die Banken und Sparkassen theoretisch komplett an ihre Kunden weitergeben, dann würden sie weder Geld verdienen noch verlieren. Doch dies ist nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel auf Tagesgeld der Online-Bank Trade Republic der Fall. Beim Festgeld findet man derweil solche Angebote – zumindest von deutschen Banken – in den einschlägigen Vergleichen nicht.

Festgeld: Attraktive Zinsen ab drei Prozent gibt es noch

Im Gegenteil: Gerade die in den vergangenen Monaten äußerst lukrativen und beliebten einheimischen Institute haben ihre Zinsen gesenkt. So bekommen Kunden zum Beispiel bei der Volkswagen Bank für einjähriges Festgeld 3,0 Prozent, legt man sein Geld dort für zwei Jahre an, werden noch 2,75 Prozent überwiesen. Bei einer dreijährigen Anlage sind es 2,6 Prozent, für vier und fünf Jahre 2,5 Prozent. Dass die Zinsen bei längeren Laufzeiten fallen, ist übrigens ein flächendeckender Trend, der zeigt, dass die Banken mittelfristig eher von weiter fallenden Inflationsraten und geringeren EZB-Leitzinsen ausgehen.

Auch die bei deutschen Anlegern beliebte französische Crédit Agricole senkt die Zinsen, je länger die Anlagedauer ausfällt. Für ein Jahr gibt es 3,4 Prozent, bei 18 Monaten sind es 3,3 Prozent, für zwei Jahre 3,2 Prozent – und ab drei Jahren zahlt die Großbank aus dem Nachbarland noch 2,9 Prozent.  

Festgeld: Einen größeren Betrag auf mehrere Laufzeiten verteilen

Gegen diesen Trend handelt die Hamburger Sparkasse. Sie überweist Anlegern für einjähriges Festgeld 1,6 Prozent Zinsen, für zwei Jahre sind es bereits 2,1 Prozent und ab fünf Jahren sogar im bundesweiten Vergleich konkurrenzfähige 2,4 Prozent. Damit liegt die Sparkasse zwar nicht an der Spitze aller Angebote, aber kann sogar mit einigen Onlinebanken mithalten. Mit dieser Art der Laufzeit-Ausgestaltung wolle man einen „Anreiz für längerfristiges Sparen“ setzen, so eine Haspa-Sprecherin.

Doch wie sollte man überschüssiges Geld nun konkret anlegen, wenn man sich für Festgeld entscheidet? Für ein Jahr, zwei Jahre oder sogar noch länger? Sandra Klug, Finanzexpertin der Hamburger Verbraucherzentrale, hat einen pragmatischen Tipp. „Es kann durchaus Sinn machen, das Geld zu staffeln. Also einen Teil für ein Jahr, einen anderen für zwei Jahre und einen dritten Teil noch länger zu binden“, sagt sie dem Abendblatt.

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Ähnlich äußert sich Kevin Schwarzinger vom Vergleichsportal biallo.de. Auch er rät zur „Stückelung“ des zur Verfügung stehenden Gesamtbetrages auf mehrere Laufzeiten. Und wie hoch sollte der Zins mindestens ausfallen? „Wenn eine Drei vor dem Komma steht, egal bei welcher Laufzeit, dann ist das ein guter Zins“, da sind sich Schwarzinger und Klug einig. Und der Chef vom Dienst bei biallo.de weiß: „Es gibt aktuell noch genug Festgeldangebote mit drei Prozent und mehr Zinsen – auch mit deutscher Einlagensicherung.“

Wer sich auf den einschlägigen Vergleichsportalen im Internet nach attraktiven Festgeld-Angeboten umschaut, sollte nach Meinung von Verbraucherschützern zumindest darauf achten, nicht mehr als 100.000 Euro bei einer Bank anzulegen, denn dieser Betrag ist durch die nationale Einlagensicherung abgedeckt. Zudem sei der Weg direkt über die Bank sicherer als über einen Finanzvermittler.