Hamburg. Dieselskandal, Corona – nun folgt das Sparprogramm: Die Volkswagen-Aktie hat turbulente Zeiten hinter sich. Wie geht es weiter?
- VW-Aktie hat deutlich an Wert verloren
- Hohe Dividende lockt die Anleger
- Doch Analysten sind sich nicht einig
Es gab Zeiten, da war eine Aktie von Volkswagen für ihren Besitzer eine Art Lebensversicherung. Er kaufte sie, ließ sie liegen, und der Kurs kannte nur eine Richtung – nach oben. Ein wenig abgewandelt zu einer alten VW-Käfer-Werbung konnte man behaupten: Es läuft und läuft und läuft.
Dann kam der Dieselskandal – und an der Börse lief nur noch wenig. Von mehr als 250 Euro stürzte der Kurs der beliebten Vorzugsaktie nach Bekanntwerden der illegalen Abgas-Abschaltautomatiken im Jahr 2015 innerhalb weniger Monate auf rund 100 Euro ab. Kleinaktionäre gerieten in Panik und reagierten so, wie man in einer solchen Situation besser nicht reagieren sollte: Sie verkauften ihre Aktien mit zum Teil hohen Verlusten.
VW: Aktie jetzt kaufen – oder besser schnell verkaufen?
Seitdem ist das Image der Marke VW zumindest angekratzt und das Vertrauen in die Aktie bei vielen Kleinanlegern verloren. Mehrere Jahre lang bewegte sich der Kurs danach eher seitwärts, rutschte im Zuge der Corona-Pandemie erneut kräftig ab – und startete 2020/21 zu einem überraschenden Comeback. Die Aktie erreichte fast wieder alte Höchststände.
Denn die Hoffnung war groß, dass die vor allem in Deutschland, aber auch in anderen Ländern wie China ausgerufene Wende weg vom Verbrenner hin zum Elektromotor vor allem einen Sieger kennen würde: Volkswagen. Doch offensichtlich war diese Hoffnung nicht wirklich berechtigt, wie die bescheidenen E-Auto-Verkäufe der Wolfsburger zeigen, vor allem auf dem Riesenmarkt China. Konkurrent Tesla und Wettbewerber wie BYD aus Fernost überholten VW – und das hinterließ auch bei der Entwicklung der Aktie deutliche Bremsspuren.
VW-Aktie fährt an der Börse Achterbahn
Denn seit 2021 ist der Kurs – wie 2015 nach dem Abgasskandal – erneut drastisch gefallen und notiert aktuell mit rund 91 Euro so niedrig wie zuletzt nach dem Absturz während der Corona-Pandemie, als die Menschen andere Sorgen hatten, als sich ein Auto zu kaufen. Der Kursverfall hat sich, seitdem die Konzernspitze Anfang September ein radikales Sparprogramm bei der Kernmarke VW angekündigt hat, verstetigt. Aber wie geht es nun weiter?
Die Analysten sind sich uneins. Drei von ihnen raten aktuell zum Halten des Papiers, drei zum Kauf, und einer würde die Aktie besser abstoßen. Analyst Patrick Hummel von der Schweizer UBS hat diese Verkaufsempfehlung abgegeben und das Kursziel für die Volkswagen-Vorzüge von 100 auf 84 Euro gesenkt. Er setzt eher auf die Premiumanbieter Mercedes und BMW.
VW-Aktie: Experten sind sich uneins bei der Kursprognose
Das Analysehaus Jefferies nennt VW dagegen einen „Kauf“ mit einem Kursziel von 140 Euro. Es sei ein „neues Gefühl der Entschlossenheit“ seit der Ankündigung des Sparprogramms zu spüren, schreibt Analyst Philippe Houchois. Experte Romain Gourvilvon vom Bankhaus Berenberg hat das Kursziel für Volkswagen zwar von 125 auf 120 Euro reduziert, die Einstufung aber auf „Kaufen“ belassen.
Er kappte allerdings die Gewinnschätzungen für die europäische Autoindustrie bis 2026 im Schnitt um rund zehn Prozent. Zu teure E-Autos und „regulatorische Risiken“ im Bereich CO₂-Emissionen führten zu Problemen in der Branche. Trotzdem hält er die VW-Aktie derzeit für günstig bewertet.
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Die US-Bank JPMorgan stuft die Vorzüge von VW auf „Neutral“ mit einem Kursziel von 128 Euro. Als Grund wird nicht die Kernmarke VW des Volkswagen-Konzerns genannt, sondern die Entwicklung bei der Tochter Audi. „Nach vier trägen Jahren nehme Audi mit Blick auf neue Modelle endlich wieder Schwung auf“, schreibt Analyst José Asumendi. Und die US-Investmentbank Goldman Sachs belässt die Aktie ebenfalls bei „neutral“ mit einem Kursziel von 127 Euro. Analyst George Galliers setzt auf den angekündigten Sparkurs. So könne die Rendite gesteigert werden.
VW-Aktie: Experten erwarten erneut hohe Dividende
Unabhängig vom volatilen Aktienkurs durften sich die Anteilseigner in den vergangenen Jahren zumindest über eine Konstante freuen: eine hohe Dividende. 2023 lag sie bei 9,06 Euro, ein Jahr zuvor waren es 8,76 Euro, hinzu kam noch eine üppige Sonderdividende aus dem Porsche-Börsengang in Höhe von 19,06 Euro.
Und auch für das laufende Jahr sind die Experten positiv gestimmt, erwarten rund 8,50 je Vorzugsaktie, was einer Dividendenrendite von mehr als neun Prozent beim aktuellen Kurs entsprechen würde. Mit Tages- oder Festgeld ist so ein Zins definitiv nicht zu erzielen.
Es bleibt allerdings abzuwarten, ob Volkswagen seine Dividende nicht noch wegen der Kosten für das Sparprogramm reduzieren wird. Denn bereits in den vergangenen Wochen gab es – vor allem seitens der Belegschaft – heftige Kritik an den großzügigen Ausschüttungen.