Hamburg. Aktionäre von Fielmann sind durch ein tiefes Tal gegangen. Doch seit einiger Zeit steigt der Kurs wieder. Wie Analysten die Zukunft sehen.
Es waren schwere Zeiten, welche die Fielmann-Aktionäre durchleben mussten. Zwischen Januar 2021 und Januar 2023 zerbröselten ihnen quasi die Kursgewinne der Vorjahre zwischen den Fingern. Von mehr als 70 Euro ging es in rasanter Fahrt auf zeitweise unter 30 Euro. Rund 60 Prozent verlor das Papier der Optikerkette mit Hauptsitz in Hamburg damit an Wert.
Fielmann: Optiker-Aktie feiert Comeback – aber wie geht es weiter?
Auf den Kursverfall angesprochen, reagierte Unternehmenschef Marc Fielmann im März 2022 auffällig gelassen. „Die Aktionäre müssen sich keine Sorgen machen. Fielmann ist eine langfristige, wertstabile Anlage“, sagte er damals dem Abendblatt. Allerdings musste die Optikerkette nur ein knappes Jahr später sogar bekannt geben, dass es die Dividende um 1,50 Euro auf 75 Cent pro Anteilsschein halbieren werde. Die nach der Corona-Pandemie nicht wieder zurückgekehrte Konsumlust vieler Kundinnen und Kunden sowie der Wunsch des Konzerns, größere Investitionen mit eingesparten Dividenden vorzunehmen, veranlassten Fielmann zu diesem Schritt.
Fielmann: Aktie stürzte um rund 60 Prozent ab
Hinzu kamen weitreichende Kostensenkungsmaßnahmen, die sogar dazu führten, dass das Unternehmen einen Einstellungsstopp für seine Hamburger Zentrale bekannt gab. Marc Fielmann, der Sohn des mittlerweile verstorbenen Gründers Günther Fielmann, musste sich bereits mit Anfang 30 als Krisenmanager profilieren. Aber statt nur defensiv Kosten zu senken, verfolgte er zugleich seine Expansionsstrategie. Zunächst überraschte er viele in der Branche mit Zukäufen in Spanien, einem aus seiner Sicht Markt der Zukunft: Bereits Ende 2020 hatten die Hamburger dort die Optikerkette Óptica & Audiología Universitaria übernommen. Zwei Jahre später folgte mit Medical Óptica Audición der nächste große Zukauf auf der Iberischen Halbinsel. Doch damit nicht genug.
Fielmann: Analysten empfehlen die Aktie zum Kauf
Marc Fielmann blickte auch jenseits des Atlantiks. Im Sommer 2023 gab er die erste große Übernahme in den USA bekannt. Mit SVS Vision (80 Filialen, mehr als 100 Millionen Dollar Umsatz) wuchs der Hamburger Konzern in Amerika durchaus beachtlich. In diesem Sommer folgte Shopko Optica – eine Optikerkette mit 140 Niederlassungen in 13 US-Bundesstaaten, die einen Jahresumsatz von 168 Millionen Dollar erwirtschaftet.
Und auch die Zahlen in der Konzernbilanz verbesserten sich. Der Gesamtumsatz kletterte 2023 um rund 12 Prozent auf fast zwei Milliarden Euro, der Jahresüberschuss legte sogar um mehr als 23 Prozent auf 127,6 Millionen Euro zu. Damit ist das Unternehmen zwar noch immer recht weit vom Gewinn des Vor-Corona-Jahres 2019 entfernt, als man mehr als 172 Millionen Euro auswies. Aber selbst zuvor kritische Stimmen, die den Expansionskurs mit Argwohn beäugt hatten, zollten Marc Fielmann nun Respekt.
Fielmann: Gewinn und Umsatz steigen
Denn nicht nur Umsatz und Gewinn stimmten wieder, auch der Aktienkurs zog an. Seit dem Tiefstand Ende 2022 hat das Papier rund 67 Prozent an Wert gewonnen, liegt aktuell bei fast 47 Euro. Die Kombi-Strategie aus Kostenreduzierungen, Expansion und Innovationen wie kostenpflichtigen Augenuntersuchungen in Filialen tragen offenbar Früchte.
Alle drei Analysten, die sich aktuell mit der Fielmann-Aktie beschäftigen, sehen weiteres Kurspotenzial. Die Ziele reichen von 49 Euro (Warburg Research) über 58 Euro (Baader Bank) bis 62 Euro (Hauck Aufhäuser Lampe). Diese Werte sind zwar immer noch ein Stück vom bisherigen Allzeithoch von mehr als 77 Euro aus dem Herbst 2017 entfernt, aber von einem Comeback kann man mit Blick auf die Entwicklung an der Börse seit knapp zwei Jahren durchaus sprechen.
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So gibt es für das Fielmann-Papier von Baader und Hauck Aufhäuser Lampe aktuell auch eine Kaufempfehlung. Warburg Research rät zumindest dazu, das Papier zu halten. Baader-Analyst nennt zugleich mehrere Gründe, warum die Aktie für ihn ein Kauf ist. Er betont, dass sich der Konzernumsatz auch in schwierigen Zeiten für die Branche relativ gut entwickelt habe.
Zudem helfe dem Unternehmen die demografische Entwicklung der Gesellschaft. Denn immer mehr ältere Menschen würden in absehbarer Zeit teure Gleitsichtbrillen benötigen. Auch steige die Nachfrage nach von Fielmann vertriebenen Hörhilfen. Und die Optikerkette erreiche in seinen Wachstumsmärkten Spanien und den USA eine kritische Größe, mit der sich die Profitabilität verbessern ließe.
Auch der Konzern selbst hatte unlängst eine positive Nachricht für die Aktionäre: Für das vergangene Jahr hob Fielmann die Dividende wieder an – von 75 Cent auf einen Euro pro Anteilsschein.