Hamburg. Champions League, Bundesliga und 2. Liga: Wer alles sehen will, muss immer mehr bezahlen – bei Magenta, Sky und DAZN. Aber warum?
Vor einem Jahr gab es rund um den Bundesligastart für alle Fußballfans und Kunden der Deutschen Telekom ein interessantes Angebot. Für 39 Euro im Monat konnten sie die Option MegaSport buchen. Neben dem Telekom-eigenen Dienst Magenta Sport umfasste das Paket die Streamingangebote von DAZN und WOW, hinter dem der Pay-TV-Sender Sky steckt.
Mit anderen Worten: Mit einem Vertrag konnten sämtliche Fußballspiele der Bundesliga, Zweiten und Dritten Liga sowie (fast) alle Champions-League-Partien geschaut werden. Nach einem Jahr sollte der Preis pro Monat auf 48 Euro steigen – doch nun wird es viel teurer.
Bundesliga: Plus 56 Prozent – warum Fußball im TV für viele teurer wird
Mitten in den Sommerferien flatterte den Telekom-Kunden, die vor einem Jahr bei dem Angebot zugriffen, eine E-Mail ins Haus mit einer „Wichtigen Vertragsinformation zu deiner MegaSport Option“. Statt 48 Euro will der DAX-Konzern von seinen Kunden nun 75 Euro haben. Ein Aufschlag von 56 Prozent zu dem eigentlich avisierten Monatspreis – oder fast eine Verdoppelung zum bisherigen (auf ein Jahr gedeckelten) Preis. Aber warum?
„Seit dem vergangenen Jahr haben sowohl DAZN als auch WOW ihre Preise erneut erhöht, sodass die Sportangebote auf dem Markt insgesamt teurer geworden sind“, sagte ein Telekom-Sprecher auf Anfrage. Die als „Partner“ bezeichneten Streamingdienste würden argumentieren, dass sie mit einem externen Kostendruck konfrontiert seien und in diesem Zuge ihre Investitionen in den Sport erhöhten.
Bundesliga teurer – Telekom spricht von höheren Vorleistungskosten
Sie wollten weiterhin eine hohe Produktionsqualität anbieten und ein herausragendes Kundenerlebnis, so der Telekom-Sprecher: „In diesem Zuge haben sich die Vorleistungskosten für uns signifikant erhöht, sodass wir die Preise unserer MegaSport Option angepasst haben.“
In der Tat haben die beiden Rechteinhaber in der Vergangenheit die Preise angezogen. DAZN startete einst für 9,99 Euro pro Monat. Selbst vor gut zwei Jahren konnten DAZN-Kunden noch für 14,99 Euro die Freitags- und Sonntagsspiele der Fußball-Bundesliga sowie einen Großteil der Champions-League-Partien schauen.
Streamingplattform DAZN erhöhte die Preise mehrfach
Über die Zwischenstufe 29,99 Euro ging es dann weiter nach oben. Laut Homepage kostet der „Bestseller“ DAZN-Unlimited nun 34,99 Euro pro Monat, wenn man sich für ein Jahr bindet. Wer flexibel bleiben möchte, muss 44,99 Euro pro Monat berappen.
Zwar gibt es auch die günstigeren Pakete „Super Sports“ für 19,99 Euro und „World“ für 6,99 Euro bei einem Jahr Vertragslaufzeit – doch Fußball ist dort nicht inkludiert, sondern zum Beispiel die US-Profiligen NBA (Basketball) und NFL (American Football) oder Darts sowie europäischer Handball (EHF).
TV-Kunden müssen mehr zahlen – für die Clubs bleiben die Einnahmen stabil
Die Preisanstiege für Fußball überraschen insofern, weil die Deutsche Fußball Liga (DFL) den laufenden nationalen TV-Vertrag bereits 2020 abgeschlossen hat. Für die Spielzeiten 2021/22 bis 2024/25 könnten die Clubs mit Einnahmen von durchschnittlich 1,1 Milliarden Euro pro Saison rechnen, hieß es damals. Diese Saison sollen 1,212 Milliarden Euro ausgeschüttet werden. Die TV-Rechteinhaber müssen also nicht signifikant mehr Geld an die Clubs überweisen.
Angesprochen auf diesen Sachverhalt, äußert sich ein DAZN-Sprecher dazu nicht und erklärt die Preiserhöhungen wie folgt: „DAZN hat sich seit 2016 zum führenden Sport-Broadcaster in Deutschland und einem der größten Investoren im Sport-Business entwickelt. Mittlerweile können Fans über DAZN langfristig zahlreiche hochkarätige Rechte wie die Bundesliga, UEFA Champions League, LALIGA, Serie A, Ligue 1, NFL, NBA oder EHF Handball und mehr live verfolgen.“
Hohe TV-Kosten: Verbraucherzentrale reicht Sammelklage gegen DAZN ein
Hinter LALIGA, Serie A und Ligue 1 verbergen sich die Ersten Ligen des spanischen, italienischen und französischen Fußballs, die von dem Streamingdienst ebenfalls übertragen werden. Zudem habe man über die Jahre viel in die Plattform-Technologie investiert und das Kundenerlebnis verbessert, hieß es.
Von der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) gibt es dennoch heftigen Gegenwind. Im Mai reichte die Organisation gegen DAZN Sammelklage ein. Die Preiserhöhungsklauseln sind nach Auffassung des vzbv für die Kunden unangemessen benachteiligend und intransparent. Aus diesem Grund hält der Bundesverband sie für unwirksam. DAZN teilte mit, man äußere sich nicht zu laufenden Gerichtsverfahren. In dem Fall kenne man aber auch den Inhalt der vermeintlichen Klage nicht.
Auch Sky erhöhte die Preise für Neukunden
Mit den Preiserhöhungen steht man allerdings nicht allein da. Sky erhöhte im Februar für Neukunden die Preise. Wer das komplette Live-Sport-Angebot des Senders nutzen möchte, muss nun 35 statt 30 Euro zahlen – wenn man sich für ein Jahr bindet. Ab dem 13. Monat werden 44,50 Euro fällig.
Live übertragen werden im Fußball die Sonnabend-Spiele der Bundesliga, sämtliche Spiele der Zweiten Liga, des DFB-Pokals sowie der englischen Premier League. Zudem werden die Rennen der Formel 1, Tennis, Leichtathletik, Golf sowie die Eishockeyspiele der US-Profiliga NHL live gezeigt. Auch das Entertainment-Paket mit Serien und Filmen ist inklusive.
Sky senkte den Anfangsrabatt für Neukunden von 10 auf 5 Euro
Ein Sky-Sprecher sagte zu den Preiserhöhungen: „Wir bewerten kontinuierlich unsere Preise, Angebote und Aktionen für Neukunden.“ Der Anfangsrabatt sei nun von 10 auf 5 Euro reduziert worden, „um sicherzustellen, dass wir neuen Kunden überzeugende Gründe für den Kauf von Sky bieten und gleichzeitig unseren bestehenden und treuen Kunden gegenüber fair bleiben.“ Wer das reine Streamingangebot WOW nutzen will, zahlt im Jahresabo 29,99 Euro monatlich für das Sportpaket.
Eines haben alle Unternehmen gemeinsam: Sie nennen keine Kundenzahlen. „Anders als häufig kolportiert wird, konnten wir in den vergangenen Jahren keine außerordentlichen Kündigungswellen beobachten“, sagte der DAZN-Sprecher lediglich. Die Entwicklung der Abozahlen sei sehr positiv und entspreche den Erwartungen und Zielen.
Streamingplattform DAZN will „in Kürze profitabel sein“
Einer der Gründe für die Preiserhöhungen dürfte die finanzielle Lage des Portals gewesen sein, das über die Jahre Verluste in Milliardenhöhe aufgehäuft haben soll. Der DAZN-Sprecher sagt: „Wir werden in Kürze profitabel sein, was beweist, dass wir als Unternehmen den richtigen Weg gehen.“ Sky gehört zum US-Konzern Comcast, der keine separaten Deutschland-Zahlen ausweist.
Die Telekom sieht sich mit ihrer MegaSport Option als „beste Alternative für Sport-Fans. Wir bieten nach wie vor einen deutlich attraktiveren Preis an, als die jeweiligen Einzelabos kosten würden. Und nur bei MagentaTV gibt es diese drei Anbieter bequem in einem Paket“, so der Sprecher.
Wie lange akzeptieren die Fußballfans die hohen Preise fürs TV noch?
Magenta Sport bietet neben der Übertragung der Dritten Liga zum Beispiel auch die Partien der Frauen-Bundesliga, Deutschen Eishockey-Liga und Basketball EuroLeague an. Mit MagentaTV-Vertrag werden 7,95 Euro pro Monat fällig, ohne 12,95 Euro. Ein Rundum-sorglos-Paket ist aber auch MegaSport in der zersplitterten Fußball-TV-Rechte-Landschaft nicht: Jeden Dienstag läuft ein Spiel mit deutscher Beteiligung exklusiv bei Amazon Prime.
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Bleibt die Frage, wie lange die Fußballfans die hohen Preise noch akzeptieren. Die Frage, wie viele Kündigungen es nach der deutlichen Preiserhöhung für die MegaSport Option bereits gegeben hat, beantwortet der Telekom-Sprecher nicht.
TV-Rechte: Auktion für die nächsten vier Jahre ist unterbrochen
Wie viel Geld die Bundesliga-Clubs ab der Saison 2025/26 und in den folgenden drei Spielzeiten aus den TV-Rechten erhalten, ist derzeit offen. Die Auktion ist wegen eines Rechtsstreits mit DAZN unterbrochen. Dem Vernehmen nach droht der Streamingdienst mit einem Rückzug aus dem Verfahren, sollte er juristisch nicht erfolgreich sein.
Hamburger, die dem FC St. Pauli und dem HSV die Daumen drücken und alle Spiele im TV schauen wollen, müssen übrigens tiefer in die Tasche greifen: In der vergangenen Saison reichte das Sky-Abo, um alle Spiele beider Clubs in der Zweiten Liga live zu verfolgen. Durch den Aufstieg des Kiezclubs kommt nun auch DAZN ins Spiel.