Hamburg. Bund genehmigt mehr Flüge nach Fernost. Flughafen in Fuhlsbüttel führt bereits Gespräche mit Airlines. Welche Stadt im Fokus steht.

Anfang Juli gab es am Flughafen Hamburg einen großen „Bahnhof“. Qatar Airways feierte mit Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und vielen Gästen die Premiere der neuen Strecke zwischen Doha und Fuhlsbüttel. Es ist nach Dubai die zweite Langstreckenverbindung vom Helmut-Schmidt-Flughafen aus.

„Für uns ist die Hoffnung damit verbunden, dass es nicht die letzte Langstrecke ist“, sagte Flughafen-Chef Christian Kunsch damals. Neben den USA könnte es auch in Richtung China relativ schnell gehen, wenn entsprechende Verkehrsrechte geschaffen würden – und das ist weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit wohl geschehen. Bekommt Hamburg also bald eine dritte Langstrecke?

Christian Kunsch
Hamburgs Flughafen-Chef Christian Kunsch hofft auf weitere Langstreckenverbindungen von Fuhlsbüttel aus. © FUNKE Foto Services | Michael Rauhe

Flughafen Hamburg: Gibt es bald einen neuen Langstreckenflug?

Das „Handelsblatt“ berichtete vor Kurzem, dass ab dem nächsten Jahr mehr Flüge zwischen China und Deutschland erfolgen dürfen. Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums bestätigte dies auf Anfrage unserer Redaktion und sagte bezüglich der Verbindungen mit Passagieren: „Ab Ende März 2025 stehen zunächst vier zusätzliche Flüge pro Woche und ab Ende Oktober 2025 weitere vier Flüge pro Woche zur Verfügung.“

Seit 1975 gibt es das bilaterale Luftverkehrsabkommen zwischen Deutschland und China. Die zuvor letzte Erhöhung der Flugverbindungen sei 2011 erfolgt, so der Sprecher. Seitdem sei es den Luftfahrtunternehmen jeder Seite möglich gewesen, pro Woche im Linienflugverkehr bis zu 55 Passagierflüge und bis zu 38 Frachtflüge durchzuführen. Turnusmäßig seien diese Zahlen im März auf die aktuellen Bedarfe überprüft worden – und wurden letztlich angehoben.

Flughafen Hamburg führt Gespräche mit chinesischen Airlines

Am Flughafen Hamburg ist man angesichts der genehmigten höheren Anzahl an Verkehrsrechten offenbar schon aktiv geworden. „Wir sind derzeit in Gesprächen mit allen großen chinesischen Airlines und sie sehen das Potenzial vom Hamburger Markt“, sagte Flughafen-Sprecherin Katja Bromm auf Anfrage unserer Redaktion.

In den vergangenen Gesprächen habe man die Rückmeldung erhalten, dass die Verkehrsrechte ein Thema für die Fluggesellschaften seien. „Daher freuen wir uns über die Ausweitung der Rechte und hoffen sehr, dass Hamburg bei den zusätzlich möglichen wöchentlichen Frequenzen berücksichtigt wird“, so Bromm.

Flughafen Hamburg sieht Potenzial zu einer Wirtschaftsmetropole

Eine Stadt in China tauchte früher schon einmal im Streckennetz von Hamburg Airport auf. China Eastern steuerte von August 2011 für rund 1,5 Jahre ein- bis zweimal wöchentlich Shanghai an. Allerdings machten die Flugzeuge eine Zwischenlandung in Frankfurt. Trotz des Stopps in der Mainmetropole blieb damals ein Problem bestehen: Die Strecke soll sich für die Airline nicht gerechnet haben.

Der Flughafen Hamburg kann sich diese Strecke wohl dennoch heutzutage vorstellen und sieht mehr Potenzial für eine Verbindung in Hamburgs Partnerstadt und wichtige Wirtschaftsmetropole als in die Hauptstadt des Riesenreichs. „Unser geschätztes Aufkommen nach Shanghai ist größer als das nach Peking“, sagte Bromm.

Handelskammer Hamburg würde sich über neue Flugverbindungen freuen

Weitere Langstreckenverbindungen sind seit Langem eine Forderung der Hamburger Wirtschaft. Entsprechend würde man sich bei der Handelskammer Hamburg über neue Routen freuen. „Neue Direktverbindungen von Hamburg, insbesondere nach Asien und Nordamerika, unterstützen wir ausdrücklich“, sagte Kammer-Sprecher Peter Feder unserer Redaktion. Davon könne ganz Norddeutschland profitieren.

Direktverbindung Hamburg - New York
Premiere 2005: Hamburgs damaliger Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler (von links), Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und der US-Generalkonsul Duane C. Butcher stehen vor der ersten Continental-Maschine der Direktverbindung Hamburg–New York. © picture-alliance/ dpa/dpaweb | Patrick Lux

Der New Yorker Airport Newark wurde 13 Jahre lang angeflogen. Erst bediente Continental die Strecke, später United Airlines. Am 4. Oktober 2018 hob United ein letztes Mal in Fuhlsbüttel ab. Emirates flog von 2006 bis 2008 von Dubai via Hamburg bis nach New York weiter. Und Air Transat bediente sechs Jahre lang bis Oktober 2011 die Strecke nach Toronto. Profitabel war dies mit den eingesetzten Großraumflugzeugen wohl zumindest am Ende nicht mehr.

Neuer Airbus-Jet macht Hoffnungen auf mehr Langstreckenverbindungen

Hoffnungen auf neue Transatlantikrouten oder Verbindungen gen Asien weckt der A321XLR. Airbus baut bei dem eigentlichen Mittelstreckenjet einen Tank fest in den Frachtraum ein und steigert so die Reichweite auf bis zu 8700 Kilometer. Das reicht für Flüge nach Chicago oder Vancouver. Weil die Maschine wesentlich kleiner ist, als die bisher eingesetzten Langstreckenjets, könnten sich die Verbindungen dank einer hohen Auslastung für die Fluglinien schneller rentieren, erwartet man in der Branche.

„Global gesehen ist die Anbindung Hamburgs ausbaufähig – Direktflugverbindungen machen einen Standort bekannter und sie sind ein Faktor für die Attraktivität, für die Hamburger Wirtschaft ebenso wie für Touristen“, sagte Handelskammer-Sprecher Feder.

Lufthansa sieht Preise unter Druck – wegen Chinas Airlines

Auf uneingeschränkte Zustimmung der deutschen Luftfahrtszene dürfte die Kapazitätsausweitung nach China jedoch nicht stoßen. Die Lufthansa-Gruppe finde das „sicherlich nicht besonders gut, weil das auch mehr Konkurrenz bedeutet“, hatte Kunsch bereits Anfang des Jahres unserer Redaktion in Bezug auf möglicherweise zustande kommende Hamburg-China-Flüge gesagt.

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    Ende Juli verwies der Kranich-Konzern bei den Halbjahreszahlen darauf, dass die Preise weltweit unter Druck stehen würden. Insbesondere auf den Asien-Strecken machten die chinesischen Airlines demnach Druck auf die Preise in der Economy-Klasse.

    Chinas Fluggesellschaften haben Vorteil gegenüber europäischen

    Sie können dabei einen Trumpf bezüglich der Kosten ausspielen. Denn sie dürfen Russland überfliegen, während europäische Airlines wegen des Ukraine-Krieges Umwege fliegen müssen. „Auf einzelnen Strecken zwischen China und Europa stellt China heute 75 Prozent der Sitze und mehr“, sagte ein Asienmanager einer großen europäischen Airline dem Branchenportal aero.de.

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    Das dürfte für das Bundesverkehrsministerium ein wichtiger Grund gewesen sein, warum auch die Zahl der Frachtflüge zwischen beiden Ländern Ende März um zehn und ab Oktober um weitere sieben pro Woche erhöht wurde. „Frachtflüge nach China werden oftmals durch deutsche Luftfahrtunternehmen angeboten und sind wichtig für den Export deutscher und europäischer Güter nach Asien sowie den Import dort hergestellter Güter nach Deutschland, welche für Produktionsstätten deutscher und europäischer Unternehmen oder für Privatpersonen bestimmt sind“, sagte der Sprecher.

    Flughafen Hamburg: Gibt es bald einen neuen Langstreckenflug?

    Wegen der Wettbewerbsvorteile chinesischer Luftfahrtunternehmen habe man Sorge getragen, dass die Erhöhung der Passagierflüge moderat ausfiel und zeitversetzt erst im nächsten Jahr stufenweise erfolgt. Und welche Städte sollen miteinander verbunden werden? Darauf werde man keinen Einfluss nehmen, so der Sprecher. Es sei „allein eine unternehmerische Entscheidung der Fluggesellschaften, die sich vor allem an der Wirtschaftlichkeit der Verbindungen orientiert.“