Hamburg. In Wandsbek hat der Netzausbau schon begonnen. Bald sollen weitere Stadtteile folgen – darunter Rahlstedt, Eimsbüttel, Altona, Lokstedt.
- Vodafone startet mit Partnerfirma Ausbau des Glasfasernetztes in Hamburg
- Im ersten Schritt können 60.000 Haushalt Anschluss an das ultraschnelle Internet bekommen
- Neue Hoffnung für Stadtteile ohne Glasfasernetz im Norden von Hamburg
Für Hunderte Haushalte im Norden der Hansestadt war es ein unerwartetes Ärgernis: Etwa zwei Jahre, nachdem sie mit der Firma den Anschluss ihres Hauses an das Glasfasernetz vertraglich vereinbart hatten, teilte ihnen der Anbieter GlobalConnect Ende April mit, dass er diesen Vertrag nicht erfüllen wird und ihn kündigt. Begründung: Es rechnet sich nicht. Die zuletzt „enorm gestiegenen Baukosten“ hätten die Folge: „Einen Anschluss Ihrer Immobilie an das GlobalConnect-Glasfasernetz können wir Ihnen (....) aus wirtschaftlichen Gründen leider nicht mehr anbieten“, hieß es.
Als das Abendblatt wenig später bei im Netzausbau in Hamburg engagierten Firmen wie willy.tel und Telekom nachfragte, ob sie bereit seien, in eher weitläufig besiedelten Stadtteilen wie Duvenstedt, Wohldorf-Ohlstedt, Lemsahl-Mellingstedt und Bergstedt für GlobalConnect einzuspringen, blieben die ausweichenden Antworten sehr im Vagen.
Vodafone startet Glasfaserausbau: Ultraschnelles Internet für 300.000 Haushalte in Hamburg
Nun gibt es neue Hoffnung, dass die Menschen ganz oben in der Stadt doch noch Zugang zum ultraschnellen Internet bekommen. In einer ganzen Reihe weiterer Stadtteile ist das schon sicher.
In Wandsbek vollzogen der Telekommunikationskonzern Vodafone und der Netzausbauer und -betreiber OXG am Mittwochvormittag ihren Einstieg in den Ausbau des Hamburger Glasfasernetzes. Nach einem symbolischen Spatenstich wird als Erstes eine Wohnanlage der Genossenschaft Kaifu Nordland an die OXG-Leitungen angeschlossen. Die Unternehmen haben große Ziele: „Heute starten wir Hamburgs größte Glasfaser-Offensive“, sagte Vodafone-Manager Michael Jungwirth. OXG-Geschäftsführer Stefan Rüter betonte: „Wir möchten in kürzester Zeit bis zu 300.000 Haushalte in Hamburg mit ultraschnellem Internet versorgen.“
Senator bekräftigt: Glasfaser für alle Haushalte in Hamburg ist das Ziel
Und der ebenfalls anwesende, weil für den Glasfaserausbau zuständige, Kultursenator Carsten Brosda (SPD) bekräftigte das Versprechen des rot-grünen Senats. „Unser Ziel ist eine flächendeckende Glasfaserversorgung in Hamburg für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt bis 2030.“ Die Erfüllung dieses Versprechen aber ist durch den Rückzug von GlobalConnect in Gefahr geraten. Derzeit sind die technischen Voraussetzungen für Glasfaser in 68 Prozent aller Hamburger Haushalte und Betriebe vorhanden.
Duvenstedt, Wohldorf-Ohlstedt, Lemsahl-Mellingstedt, Bergstedt und manche dünn bebauten Ecken in anderen Stadtteilen jedoch könnten in sechs Jahren immer noch zu den weißen Flecken auf Hamburgs Netzkarte gehören – eine missliche Perspektive für die Regierenden. Die Gefahr besteht auch, weil Hamburg den Ausbau allein dem freien Markt überlässt. Zuschüsse zahlt die Stadt nur ganz ausnahmsweise beim Breitbandausbau. Für Glasfaser aber erklärtermaßen nicht – weil es rechtlich schwierig sei und politisch nicht gewollt ist.
Vodafone: Glasfaser bis in die Wohnung ist anfangs kostenlos
OXG, das zu 50 Prozent Vodafone gehört, verspricht: Wir legen Glasfaser in der Ausbauphase für die Nutzer kostenlos in Häuser und Wohnungen und dort bis zum Anschluss des Routers. Wir bauen schnell und warten nicht, bis in einer Region ausreichend viele Kunden Anschlussverträge mit dem Vertriebspartner Vodafone geschlossen haben. Später könnten dann Anschlüsse auch über andere Anbieter gebucht werden. Vodafone bietet zwar bereits Glasfaser in Hamburg an, doch auf den letzten Metern bis zur Anschlussdose fließen die Daten dabei bei herkömmliche Kupferkabel.
OXG, erst 2023 gegründet, arbeite derzeit intensiv mit Wohnungsgesellschaften wie Kaifu Nordland und Hanseatische Baugenossenschaft zusammen, heißt es. Wirtschaftlich ist das sinnvoll: Mit vergleichsweise wenig Buddelei und Kabelmetern lassen sich so viele Haushalte anschließen.
Vodafone: In diesen Stadtteilen will Partner OXG bald Kabel verlegen
Doch sind die neuen Spieler auf dem Markt des Netzausbaus auch bereit, in Hamburgs unversorgten Norden zu gehen, wo es teuer wird, ein Netz zu knüpfen? Auf seiner Internetseite verzeichnet OXG die Gebiete in der Stadt, in denen die Anmeldephase bereits läuft. Dort gebe es 60.000 Haushalte, heißt es, und die Liste der Stadtteile ist lang. Lokstedt, Eidelstedt Eimsbüttel, Horn, Dulsberg, Farmsen, Berne, Bramfeld, Altona, Hoheluft-West und -Ost, Hausbruch, Marmstorf, Billstedt, Tonndorf, Rahlstedt gehören dazu sowie ganz im Norden zwei Gebiete in Langenhorn. Die Stadtteile, aus denen GlobalConnect sich zurückgezogen hat, finden sich dort aber nicht.
OXG-Geschäftsführer Rüter sagt jedoch: „Auch Regionen mit Einfamilienhäusern werden von uns angeschlossen. Wir werden dort tätig, wo sich der eigenwirtschaftliche Netzausbau rechnet.“ Das allerdings könnte eine entscheidende Einschränkung sein.
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Senator Brosda sieht in Vodafone und OXG einen „weiteren starken Wettbewerber“ auf dem Hamburger Markt. Er erwartet, dass das Firmen-Duo dem privatwirtschaftlich finanzierten Glasfaser-Ausbau weiteren Schwung verleihen wird. Allerdings will sich die Stadt durch die Übernahme von 49,9 Prozent der Anteile am Netzunternehmen willy.tel mindestens politischen Einfluss sichern, wo in Hamburg möglichst schnell Glasfaserkabel verlegt werden. Was Duvenstedt, Wohldorf-Ohlstedt, Lemsahl-Mellingstedt, Bergstedt angeht, sagte er dem Abendblatt: „Wir sind zuversichtlich, dass sich perspektivisch andere Wettbewerber finden werden, die dort den Ausbau vorantreiben.“
Glasfaser in Hamburg: Lösung für Bergedorfs Problemgebiete in Sicht
Für bislang ebenfalls unversorgte ländliche Regionen im Bezirk Bergedorf, so der Senator, zeige sich schon, dass der Glasfaserausbau auch in Gebieten voranschreite, die bisher als wenig attraktiv für die Privatwirtschaft galten. Brosda: „Ein Unternehmen hat bereits angekündigt, zeitnah in vertiefte Gespräche mit Bezirk und Bezirksversammlung Bergedorf treten zu wollen.“