Hamburg. In den nächsten Jahren sollen durch die Kooperation weitere 100.000 Haushalte in der Stadt an das Netz angeschlossen werden.

Es ist das erklärte Ziel des Hamburger Senats, bis 2030 jedem der rund 1,06 Millionen Haushalte in der Hansestadt den Anschluss an ein Glasfasernetz zu ermöglichen. Vor allem in den weniger dicht besiedelten Regionen am Rand des Stadtgebiets ist man davon aber noch weit entfernt.

Um hier einen großen Schritt voranzukommen, beteiligt sich Hamburg nun an dem Wandsbeker Familienunternehmen Willy.tel. Die zur Finanzbehörde gehörende städtische Konzernholding Hamburger Gesellschaft für Vermögens- und Beteiligungsmanagement (HGV) übernimmt 49,9 Prozent der Anteile an Willy.tel. Während das Unternehmen bisher nach eigenen Angaben bereits mehr als 150.000 Haushalte an das eigene Glasfasernetz angeschlossen hat, sollen bis 2034 rund 100.000 weitere Haushalte hinzukommen.

Glasfaser: Hamburg beteiligt sich an Willy.tel

Nachdem die HGV vom Senat beauftragt worden war, unternehmerische Beteiligungen zur Verbesserung der Glasfaserversorgung in der Stadt zu prüfen, habe sich Willy.tel „aufgrund der Bestandsinfrastruktur, der bestehenden Kundenbeziehungen und der Bereitschaft zum Wachstum“ als geeigneter Partner für den Senat herausgestellt. Für das mittelständische Familienunternehmen mit gut 130 Mitarbeitern bedeute die Partnerschaft „den Schritt in eine langfristige Zukunft mit einem zuverlässigen Gesellschafter an der Seite“, heißt es von der Finanzbehörde.   

Wie aus einer Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft hervorgeht, zahlt die HGV 88,8 Millionen Euro für den Einstieg. Zunächst muss allerdings noch eine kartellrechtliche Prüfung durch den Bund erfolgen. Bis zum Herbst 2024 werden dem Senat zufolge alle notwendigen Zustimmungen erwartet, sodass Anfang 2025 mit dem gemeinsamen Ausbauprogramm gestartet werden könne.

Willy.tel ist bereits in mehr als 80 Stadtteilen vertreten. Zunächst sei eine Verdichtung des Netzes in diesen Stadtteilen vorgesehen, sagt Bernd Thielk, Geschäftsführer der Firma. Durch die Kooperation werde es aber auch möglich, „mehr in die Fläche zu gehen.“ Die Partner schätzen den Finanzbedarf für die 100.000 zusätzlichen Anschlüsse auf rund 500 Millionen Euro, wovon 300 Millionen Euro aus dem „operativen Bestandsgeschäft“ von Will.tel aufgebracht werden sollen.

Willy.tel: Schon mehr als 150.000 Haushalte mit Glasfaser versorgt

Aktuell haben nach Angaben der Finanzbehörde 68 Prozent der Hamburger Haushalte technisch die Möglichkeit, mit Glasfasertechnologie versorgt zu werden, 50 Prozent sind tatsächlich angeschlossen. Damit nehme man in Deutschland eine führende Position ein. „Hamburg ist schon jetzt die digitalste Stadt Deutschlands“, sagt Finanzsenator Andreas Dressel. Diese Spitzenstellung im „Smart City Index“ wolle man mit der jetzt verkündeten „zukunftsweisenden Glasfaser-Partnerschaft“ weiter ausbauen. 

„Wir haben als Unternehmen schon immer langfristig gedacht und seit 2005 in den Glasfaserausbau mit modernster Technik investiert“, sagt Thielk. „Wir sind stolz, dass wir als familiengeführter Betrieb mit unserer Expertise überzeugen konnten.“

Aus der Sicht der Firma, deren Geschichte mit einem im Jahr 1960 gegründeten Radio- und Fernsehtechnikbetrieb begann, könne man sich keinen besseren Partner als die Stadt Hamburg vorstellen. So könne das Unternehmen künftig nicht nur von einer „breit aufgestellten Finanzierungsstrategie“ profitieren, wie es von der Finanzbehörde heißt, sondern auch von der Kooperation mit anderen städtischen Betrieben, die Leitungsnetze betreiben und ausbauen.

Telekom will bis Ende nächsten Jahres 540.000 Haushalte „mit Glasfaser ausbauen“

„Schnelles Internet ist eine Grundvoraussetzung für viele Bereiche des modernen Lebens und Arbeitens“, sagt Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) zu der Beteiligung. Ein möglichst umfassendes Angebot an Glasfaseranschlüssen ist nach Auffassung des Senats „ein wichtiger Standortfaktor für Hamburg als Metropolregion in Deutschland und im globalen Wettbewerb“. Sie sei Voraussetzung für neue Formen der Produktion, intelligente Mobilität, Innovationen im Gesundheitswesen, die Nutzung künstlicher Intelligenz, digitale Bildung und Teilhabe und vernetztes Arbeiten. 

Weitere Artikel zur Wirtschaft

Knapp zehn Unternehmen bieten aktuell derartige Anschlüsse in Hamburg an. Die Telekom will bis Ende 2025 in Hamburg einer Sprecherin zufolge „540.000 Haushalte und Unternehmensstandorte mit Glasfaser ausbauen“. Dies bedeutet allerdings nicht, dass sie alle auch tatsächlich an das Netz angeschlossen werden. Es geht dabei nur um die technische Bereitstellung einer Anschlussmöglichkeit.