Hamburg. GlobalConnect hat Netzausbau im Norden der Stadt eingestellt und Kunden gekündigt. So reagieren Telekom und willy.tel.

Hunderte Haushalte im Hamburger Norden erreichte vor wenigen Wochen ein für sie mindestens ärgerliches Schreiben. In dem teilte das Glasfaserunternehmen GlobalConnect seinen Kunden mit, dass es ihre Haushalte nun doch nicht an das Leitungsnetz für das schnelle Internet anschließen werde. Man sehe sich gezwungen, den geschlossenen Vertrag über den Hausanschluss zu kündigen, hieß es. „Das ist wirklich ärgerlich. Wir wurden zwei Jahre lang hingehalten, und jetzt wird einfach gekündigt“, sagte Klaus-Dieter Hey, einer der Betroffenen, dem Abendblatt.

Die Begründung des Unternehmens, das anfangs unter dem Namen HomeNet Kunden unter anderem in Niendorf, Sasel, Duvenstedt, Wohldorf-Ohlstedt, Lemsahl-Mellingstedt und Bergstedt akquirierte: „Die enorm gestiegenen Baukosten und großen Herausforderungen in der Zusammenarbeit mit unseren Baupartnern führen zu einer defizitären Wirtschaftlichkeit des Ausbauprojekts (...). Einen Anschluss Ihrer Immobilie an das GlobalConnect-Glasfasernetz können wir ihnen daher aus wirtschaftlichen Gründen leider nicht mehr anbieten.“

Glasfaser-Stopp von GlobalConnect in Hamburg – springen andere Anbieter jetzt ein?

Doch nur bei einem Teil der Privatkunden wurde von dem deutschen Tochterunternehmen des dänischen Konzerns das schnelle Glasfaserkabel tatsächlich bis ins Haus oder in die Wohnung gelegt. Nun will GlobalConnect sich aus dem Neugeschäft mit Privatkunden hierzulande komplett zurückziehen. Die Leitungen unterirdisch zu verlegen ist für das Unternehmen angesichts gestiegener Baukosten offenbar nicht mehr gewinnträchtig.

Bleiben die Stadtteile entlang des Alsterlaufs also auf lange Sicht abgeschnitten vom Glasfasernetz? GlobalConnect hatte den gekündigten Kunden in einer Stellungnahme gegenüber dem Abendblatt geraten, darauf zu achten, ob nun andere Anbieter Glasfaseranschlüsse anbieten. „Bisher habe ich nichts von anderen Anbietern gehört“, sagt Klaus-Dieter Hey zum Stand der Dinge.

Glasfasernetz wird in vielen Hamburger Stadtteilen ausgebaut

Tatsächlich bieten in Hamburg eine ganze Reihe von Unternehmen Glasfaseranschlüsse an, ein Teil von ihnen lässt auch neue Leitungen verlegen. So baut die Telekom nach eigenen Angaben derzeit in Bergedorf, Stellingen, Ottensen, Eilbek, Poppenbüttel, Barmbek, Steilshoop, Borgfelde-Hamm, Niendorf, Neuallermöhe, Harburg, Lohbrügge, Heimfeld, Nienstedten, Steilshoop, Uhlenhorst, Wellingsbüttel und Rissen. Auf St. Pauli, in St. Georg, Rotherbaum, Bahrenfeld, Neustadt, Sternschanze wolle man bis Ende 2025 beginnen. „Wir planen bis Ende 2025 in Hamburg 540.000 Haushalte an das Glasfasernetz anzuschließen“, sagt eine Telekom-Sprecherin.

Willy.tel, nach eigenen Angaben ein „Glasfaser-Pionier“ aus und in Hamburg, rüste jedes Jahr „15.000 bis 20.000 Bestandswohnungen“ mit Glasfaser bis in die Wohnung aus, und schließe große Wohnanlagen an das eigene Glasfasernetz an, sagt Geschäftsführerin Tanja Thielk.

Glasfaser in den Walddörfern? Telekom und willy.tel sind zurückhaltend

Doch zur Abendblatt-Anfrage, ob die Unternehmen nach dem Glasfaser-Stopp durch GlobalConnect in den zum Bezirk Wandsbek gehörenden Stadtteilen planen, dort selbst tätig werden, äußern die sich zurückhaltend: „Das willy.tel-Glasfasernetz wurde in den vergangenen Jahren bereits in einigen dieser Stadtteile ausgebaut. Unser Netzausbau wird unabhängig von den Aktivitäten weiterer Glasfasernetzbetreiber geplant“, sagt Tanja Thielk. Die Telekom-Sprecherin bleibt ebenfalls eher unkonkret: „Wir bauen bereits im Hamburger Norden aus, zum Beispiel in Niendorf, auch in Poppenbüttel sind wir unterwegs. Und wir prüfen aktuell weitere Hamburger Ausbaugebiete auf ihre Wirtschaftlichkeit.“

Mehr Wirtschaftshemen

Doch gerade Stadtteile mit einem großen Anteil Einzelhausbebauung auf größeren Grundstücken erfordern hohe Investitionen beim Netzausbau. Und Hamburg hat zwar das Ziel, bis 2030 allen Haushalten einen Glasfaseranschluss zu ermöglichen – doch wo das Glasfasernetz ausgebaut wird, bleibt den privaten Telekommunikationsunternehmen überlassen.