Hamburg. Mehrere Anbieter wollen ihr Geschäft in der Hansestadt deutlich ausbauen – worauf Kunden achten sollten.

Während der Corona-Pandemie haben die Anforderungen an die Festnetz-Internetanschlüsse von Privathaushalten noch einmal deutlich zugenommen: Videokonferenzen im Homeoffice und die vermehrte Nutzung von Streaming-Diensten wie Netflix als Alternative zum Kinogang oder anderen Unterhaltungsangeboten außer Haus treiben die Datenmengen in die Höhe.

Viele Hamburger fragen sich daher, ob ihr bestehender Online-Anschluss über das herkömmliche Telefonkabel (DSL-Technik) auch künftig noch ausreicht – insbesondere dann, wenn Kinder und Jugendliche mit im Haushalt leben. Gleichzeitig kommen aktuell mehrere Telekommunikationsunternehmen mit Angeboten für superschnelles Internet über Glasfaserkabel auf die Hamburger zu, teils über Außendienstler an den Haustüren.

So will die Telekom bis Ende 2025 in der Hansestadt 540.000 Haushalte mit dieser Technik ausstatten, 1&1 will 34.000 Haushalte „in wenigen Monaten“ anschließen. Auch die Hamburger Firma Willy.tel und der Newcomer HomeNet streben einen Ausbau der Kundenbasis an. Vor diesem Hintergrund beantwortet das Abendblatt hier die wichtigsten Fragen zum Glasfaseranschluss:

Was ist ein Glasfaserkabel?

In einem Glasfaserkabel sind üblicherweise mehrere sogenannte Lichtwellenleiter aus Quarzglas oder Kunststoff gebündelt, in denen Signale digital durch Lichtpulse übertragen werden. Die weltweit ersten Glasfaser-Ortsnetze wurden schon Anfang der 1990er-Jahre in Deutschland von der damaligen Bundespost eingerichtet.

Welche Anschlussarten gibt es?

Fachleute unterscheiden zwischen drei Formen des Glasfaseranschlusses: Die Abkürzung FTTC steht für „Fibre to the curb“, hier besteht das Netz nur bis zu einem Verteilerkasten am Straßenrand aus Glasfaserkabeln und auf den übrigen Metern bis zum Kunden in die Wohnung aus herkömmlichen Kupferkabeln. Diese Technik ist auch als „VDSL“ bekannt. FTTB heißt „Fibre to the building“ und bezeichnet den Glasfaserausbau bis in den Keller eines Gebäudes. Bei FTTH („Fibre to the home“) reicht das Glasfaserkabel bis in die Wohnung. Dies ist laut Verbraucherzentrale „die zukunftssicherste Art der Internetverbindung“ und nur bei dieser Anschlussart könne man von einem „echten“ Glasfaseranschluss sprechen. Teils werden aber auch FTTC-Anschlüsse als Glasfaserverträge vermarktet.

Wie schnell ist die Internetverbindung per Glasfaser?

Ein VDSL-Anschluss kann Datenübertragungsraten von 50 bis 250 Megabit (MBit) pro Sekunde bieten, wobei die obere Grenze nur erreichbar ist, wenn der Verteilerkasten nicht viel mehr als 500 Meter entfernt steht. Nach Einschätzung der Verbraucherzentrale benötigen Eltern im Homeoffice und mit „internetaffinen Kindern“ zwischen 100 und 400 Mbit/s. Die FTTH-Technik ermöglich heute bis zu 1000 MBit/s, wofür häufig auch die Bezeichnung Gigabit verwendet wird. Bei Glasfaserverträgen werden aber meist unterschiedliche Geschwindigkeitsstufen angeboten, zum Beispiel jeweils bis zu 50, 100, 250, 500 oder 1000 MBit/s. Allerdings wird diese nominale Übertragungsrate in der Regel nicht garantiert. So heißt es dafür etwa bei der Telekom zum 1000-MBit/s-Angebot: „Normalerweise zur Verfügung stehend 850 MBit/s“.

Welche Anbieter sind in Hamburg aktiv?

Rund zehn Unternehmen bieten in Hamburg Glasfaseranschlüsse an. Dazu zählen die Telekom, Vodafone, O2, 1&1, die skandinavische Firma GlobalConnect mit der Marke HomeNet, der Familienbetrieb Willy.tel aus Wandsbek sowie Wilhelm.tel, eine Tochter der Stadtwerke Norderstedt und Telekommunikationspartner der Saga. Schnelle Internetanschlüsse mit „maximal“ 1000 Mbit/s bietet Vodafone daneben auch noch auf Basis einer anderen Technik an, nämlich über das Fernsehkabel. Diese Infrastruktur gehörte einst der Firma Kabel Deutschland, heute eine Vodafone-Tochter.

Wer bezahlt den Anschluss?

„Die Kosten für den Glasfaseranschluss bis in die Wohnung liegen bei 600 bis 800 Euro netto“, sagt Bernd Thielk, Geschäftsführer von Willy.tel. „Das gilt für alle Anbieter – und niemand hat etwas zu verschenken.“ Bei vielen Firmen bekämen die Kunden die Anschlusskosten erlassen, wenn sie sich für zwei Jahre binden, heißt es von der Verbraucherzentrale. „Aber vielen Menschen ist nicht klar, was sie da eigentlich bestellen, weil sie das Kleingedruckte nicht gelesen haben“, so Thielk.

Wie viel kostet der Vertrag pro Monat?

Der Preis ist stark abhängig von der Übertragungsrate. Hier vier Beispiele für Tarife mit 1000 MBit/s: HomeNet verlangt 39,99 Euro pro Monat (erste sechs Monate: 9,99 Euro) bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Monaten, wobei der Hausanschluss „während ausgewählter Aktionszeiträume“ kostenlos sei. Bei Willy.tel sind es 49,90 Euro monatlich ohne Mindestlaufzeit. 1&1 nennt einen Preis von 69,99 Euro/Monat (erste sechs Monate kostenlos) bei zwei Jahren Laufzeit, die Anschlusskosten entfallen. Bei der Telekom schließlich sind es 79,95 Euro pro Monat, die Mindestlaufzeit beträgt 24 Monate.

Wie erfolgt der Vertrieb – und was sagen Verbraucherschützer?

„Vorsicht bei Haustürvertretern“, warnt die Verbraucherzentrale. Außendienstler versuchen oft, „möglichst teure und überdimensionierte“ Glasfaserverträge zu verkaufen: „Prüfen Sie, ob die hohe Bandbreite überhaupt notwendig ist.“ Für die Telekom sind nach deren Angaben Beschäftigte der Direktvermarktungsfirma Ranger sowie Selbstständige unterwegs, die sich durch ein Originalschreiben der Telekom (keine Fotokopie) ausweisen können. „Vertriebsleute, die im Auftrag der Telekom unterwegs sind, behaupten schon mal, Willy.tel werde sein Glasfasernetz aufgeben oder auf die Telekom übertragen“, sagt Thielk. „Das stimmt natürlich nicht und wir werden gegen ein solches Gebaren vorgehen.“ Eine Telekom-Sprecherin erklärte dazu, man könne die Aussage nicht nachvollziehen, werde dies aber „selbstverständlich bei unseren Partnern im Vertrieb ansprechen.“ Offenbar wird in diesem Markt auch sonst mit harten Bandagen gekämpft. „Vodafone hatte uns verklagt, weil wir in unseren Tarifen kein ,bis zu‘ haben und unseren Kunden die gebuchte Datenübertragungsrate garantieren“, sagt Thielk. „Das Oberlandesgericht Hamburg hat die Klage aber abgewiesen und uns in allem Recht gegeben.“

Wo wird das Netz demnächst ausgebaut?

Die Telekom versorgt nach eigenen Angaben aktuell 90.000 Haushalte in Hamburg mit Glasfaser. 2023 und 2024 sollen insgesamt 52.000 Adressen hinzukommen. Kurz vor dem Ausbaustart sei man in Harburg, Lohbrügge, Steilshoop, Barmbek, Ohlsdorf, Poppenbüttel und Niendorf. Ab März/April soll es in Borgfelde, Hamm, Wellingsbüttel und Stellingen losgehen. Bei 1&1 hat man die Stadtteile Harburg, Borgfelde, Hamm, Ohlsdorf, Poppenbüttel sowie das Komponistenviertel in Barmbek im Blick. Allerdings beauftragt 1&1 dazu nicht selbst Tiefbaubetriebe, die Leitungen verlegen. „Den Ausbau vor Ort koordiniert in diesem Fall in Hamburg die Deutsche Telekom für uns“, sagt eine Sprecherin. Zudem greift 1&1 auf bestehende Netze anderer Telekommunikationsfirmen zurück. „Wir bieten auch anderen Unternehmen an, unser Glasfasernetz zu nutzen“, sagt Thielk. „Bisher tun das 1&1 und O2.“ Willy.tel hat nach seinen Angaben bisher insgesamt 170.000 Haushalte angeschlossen, darunter bis 2025 etwa 120.000 mit Glasfaser bis in die Wohnung und die übrigen zunächst mit Glasfaser bis ins Gebäude, mit dem Ziel, sie innerhalb der nächsten Jahre ebenfalls mit FTTH zu versorgen. „Im nächsten Jahr werden wir 20.000 Haushalte mit FTTH ausstatten, nach 15.000 im Jahr 2022.“

Wie steht Hamburg bei der Versorgung mit schnellem Internet da?

Nach dem jüngsten „Breitbandatlas“ der Bundesregierung ist für 96,5 Prozent der Hamburger Haushalte ein Anschluss mit mindestens 1000 MBit/s „verfügbar“ – das ist der höchste Wert aller Bundesländer. Allerdings bedeutet das nicht, dass ein Haushalt tatsächlich einen solchen Anschluss nutzt, sondern nur, dass ein Breitbandnetz in der Nähe liegt.