Hamburg. Nach dem „schlechtesten Jahr in der Geschichte“ erwirtschaftet das Unternehmen 2023 ein Plus von 68 Millionen Euro. Ein Grund überrascht.

Es deutete sich schon in den vergangenen Monaten an. Aber nachdem die Zahlen für das Geschäftsjahr 2023 jetzt abschließend gerechnet vorliegen, gibt es wohl so etwas wie ein kollektives Aufatmen in der Tchibo-Zentrale in Hamburg. Der Kaffeeröster und Konsumgüterkonzern ist zurück in der Gewinnzone und schließt das vergangene Jahr mit einem Plus von 68 Millionen Euro vor Steuern und Zinsen ab.

2022 hatte Tchibo erstmals seit 25 Jahren wieder Verlust geschrieben: Das Minus lag bei 167 Millionen Euro. Es war das schlechteste Geschäftsjahr in der Geschichte des 1949 gegründeten Unternehmens. Nun heißt es: „Die im Sommer 2023 eingeleiteten Strategie- und Strukturmaßnahmen zur Stärkung des Geschäftes zeigten im vierten Quartal erste Wirkung.“ Tchibo konnte demnach infolge von gesunkenen Rohwaren-, Energie- und Logistikkosten bessere Deckungsbeiträge erreichen. Gespart wurde auch in Marketing und Vertrieb.  Die EBIT-Umsatzrendite lag bei 2,1 Prozent (Vorjahr: -5,1 Prozent).

Tchibo: Hamburger Kaffeehändler zurück in der Gewinnzone

Allerdings konnte Tchibo das Umsatzniveau 2023 nicht steigern. Mit 3,202 Milliarden Euro liegt es sogar knapp unter dem Niveau von 2022 und ähnlich wie 2021. Das Traditionsunternehmen, das in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiert, spricht in einer schriftlichen Mitteilung zu den Geschäftszahlen von einem „herausfordernden Marktumfeld“. Überraschend: Das Filialgeschäft mit steigenden Frequenzen und höherem Kaffeeabsatz verzeichnet Umsatzzuwachs.

Die Tchibo-Filiale am Rathausmarkt in Hamburg zählt zu den besonders gut laufenden Standorten des Kaffeerösters und Konsumgüterkonzerns.
Die Tchibo-Filiale am Rathausmarkt in Hamburg zählt zu den besonders gut laufenden Standorten des Kaffeerösters und Konsumgüterkonzerns. © Michael Rauhe | Michael Rauhe

Damit konnte Tchibo die weiterhin rückläufige Entwicklung bei Gebrauchsartikeln ausgleichen. Tchibo erklärt das mit der inflationsbedingten Kaufzurückhaltung bei Kundinnen und Kunden in den 900 Läden (550 in Deutschland), gut 24.000 Depots im Einzelhandel sowie nationalen Onlineshops. Schon im vergangenen Jahr hatte der damalige Tchibo-Chef Werner Weber Veränderungen im Non-Food-Geschäft angekündigt. Man schaue sich an, welche Kategorien von Kunden besonders nachgefragt und gestärkt werden könnten, hatte Weber im exkluisven Abendblatt-Interview gesagt. „Da gibt es Effizienzpotenzial.“

Weitere Details wurden nicht genannt. Auch jetzt kommentiert das Unternehmen wie bereits in den Vorjahren die Geschäftszahlen nicht. Allerdings sind in den vergangenen Monaten einige Veränderungen bei dem Konzern bekannt geworden. So war im Dezember 2023 der frühere Eduscho-Manager Erik Hofstädter vom Aufsichtsrat unter Vorsitz von Gründersohn und Gesellschafter Michael Herz als Vorstandschef berufen worden. Bereits zuvor hatte Tchibo das Reisegeschäft abgestoßen.

Tchibo spart und hat die Reisesparte abgestoßen

Das positive Tchibo-Ergebnis schlägt sich bei der Muttergesellschaft Maxingvest der Unternehmerfamilie Herz nieder, auch wenn das gute Ergebnis der Holding vom Schwesterkonzern Beiersdorf dominiert wird. Maxingvest konnte den Umsatz 2023 nominal um fünf Prozent auf 12,6 Milliarden Euro steigern. Das Vorsteuerergebnis wuchs auf 1,16 Milliarden Euro. Damit stieg die Umsatzrendite von 7,4 Prozent im Vorjahr auf 9,2 Prozent in diesem Jahr.

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Trotz eines weiterhin schwierigen Marktumfeldes erwartet Tchibo auch im laufenden Jahr ein profitables Wachstum. Kostendruck, Konkurrenz bei Kaffee- und Non-Food-Anbietern sowie die instabile Weltlage mit Krieg in der Ukraine und der Situation im Nahen Osten beeinflussen den Angaben zufolge das Geschäft.

Tchibo: Hamburger Kaffeehändler zurück in der Gewinnzone

„Auf diese Herausforderungen reagiert Tchibo mit der konsequenten Fortsetzung der Maßnahmen zur Geschäftsstärkung und Kostensenkung“, heißt es. Vor diesem Hintergrund erwartet Tchibo ein leichtes Umsatzwachstum und ein positives Unternehmensergebnis vor Zinsen und Steuern auf Vorjahresniveau.