Hamburg. Von Stellingen aus bringen Kuriere Lebensmittel bis an die Haustür. 5000 Produkte sind im Angebot. Wie es funktioniert und was es kostet.

Die Kuriere mit den hellblauen Rucksäcken sind schon länger auf den Straßen Hamburgs unterwegs. Für den finnischen Lieferdienst Wolt fahren sie Restaurant-Bestellungen aus, bringen Getränke, Blumen, Medikamente, Tiernahrung und Waren von Händlern wie Ikea oder Butlers direkt an die Haustür. Jetzt macht die Onlineplattform den nächsten Schritt auf dem Weg zur „App für alles“: Von Mittwoch an können Hamburger und Hamburgerinnen auch direkt Lebensmittel per Mausklick ordern.

Der Start des ersten virtuellen Supermarkts Wolt Market in der Hansestadt kommt wenige Wochen, nachdem der zuletzt stark unter Druck geratene Lieferdienst Getir/Gorillas sich still und leise aus der Stadt zurückgezogen hat. „Es gibt eine deutliche Nachfrage unserer Kunden und Kundinnen, Lebensmittel online zu bestellen, und wir möchten ihnen ein möglichst breites Angebot mit verschiedenen Optionen anbieten“, sagt Wolt-Deutschlandchefin Oksana Lukyanenko auf Abendblatt-Anfrage.

Aktuell sind neben Platzhirsch Rewe noch Picnic/Edeka, Flaschenpost, Lieferando, der lokale Anbieter Bringoo sowie der Quick-Bringdienst Flink, mit dem Wolt bereits kooperiert, mit Lebensmittellieferungen in Hamburg unterwegs.

Wolt Market startet in Hamburg: Alles, was Sie wissen müssen

Nach dem Boom der Express-Lieferdienste während der Corona-Pandemie und der Konsolidierung in den vergangenen Monaten sieht es so aus, als ob die nächste Phase des Online-Lebensmittelhandels Fahrt aufnimmt. Wolt hatte bereits 2022 einen virtuellen Supermarkt in Berlin eröffnet, den Test in dem starken Konkurrenzumfeld aber nach wenigen Monaten beendet. Jetzt also der Re-Start. Im Februar 2024 war der erste Market Store der zweiten Phase des international tätigen Technologie-Unternehmens in Berlin eröffnet worden. Inzwischen gibt es dort bereits zwei weitere Standorte.

Wolt Online-Supermarkt
Vom Wolt Market an der Kieler Straße liefern Kurierfahrer Lebensmittel in die Stadtteile Eimsbüttel, Altona, Eppendorf, Hamburg, Neustadt, Hoheluft, Othmarschen, Harvestehude, Rotherbaum, Bahrenfeld, Lokstedt, Lurup und Groß Flottbek. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

„Mit unserem Online-Marktplatz für den lokalen Handel und die Gastronomie bieten wir quasi ein ganzes Einkaufszentrum in unserer App an“, sagt Deutschlandchefin Lukyanenko. Schon jetzt sind auch einzelne Hamburger Supermärkte bei Wolt vertreten.

Der virtuelle Wolt Market soll eine weitere Option eröffnen. „Die Erweiterung der Plattform um Produkte über Restaurants hinaus hat einen zusätzlichen Effekt: Die Konsumenten bestellen nicht entweder das eine oder das andere, sondern zusätzlich“, sagt Wolt-Managerin Lukyanenko. Davon profitierten letztlich die Partner aus allen Bereichen.

Oksana Lukyanenko ist Deutschlandchefin des finnischen Technologie-Unternehmens Wolt.
Oksana Lukyanenko ist Deutschlandchefin des finnischen Technologie-Unternehmens Wolt. © Wolt | Wolt

Und so funktioniert der neue Online-Supermarkt: Wolt bietet im Wolt Market Store an der Kieler Straße in Stellingen 5000 Supermarkt-Produkte an, die über die Wolt-App oder die Webseite bestellbar sind – von Frischwaren wie Obst und Gemüse, Molkereiartikeln, TK-Produkten bis zu Backwaren von der Bäckerei Junge und Haushalts- und Kosmetikwaren. Mit an Bord sind auch erste lokale Partner, darunter North Coast Coffee Roaster oder Luicella’s Ice Cream. Weitere sollen folgen.

Die Preise entsprechen den Angaben zufolge handelsüblichen Supermarktpreisen. Zum Start sind Rabatte angekündigt: Ab einem Warenwert von 25 Euro sind es 5 Euro, ab 40 Euro werden 8 Euro angeboten.

Anders als bei den früheren Markteintritten von Express-Lieferdiensten, wie Gorillas oder Flink, gibt es bei Wolt einen Mindestbestellwert. Er liegt bei 20 Euro. Ist dieser Betrag unterschritten, wird die Differenz aufgeschlagen. Zudem wird eine Liefergebühr abhängig von der Distanz veranschlagt, maximal 3,99 Euro. Für Vielbesteller wird ein monatliches Abo (Wolt+) für 4,99 Euro angeboten, durch das die Liefergebühr entfällt. Selbstabholer bekommen fünf Prozent der Rechnung als Guthaben zurück.

Erster Wolt Market in Hamburg ist in Stellingen

Vom Standort in Stellingen bringen die Fahrer die Bestellungen im Schnitt innerhalb von 35 Minuten an die Haustür. Das Liefergebiet umfasst die Stadtteile Eimsbüttel, Altona, Eppendorf, Hamburg, Neustadt, Hoheluft, Othmarschen, Harvestehude, Rotherbaum, Bahrenfeld, Lokstedt, Lurup und Groß Flottbek. Bestellungen können montags bis donnerstags zwischen 10 und 23 Uhr sowie freitags und sonnabends von 10 bis 23.30 Uhr aufgegeben werden und werden von Kurierfahrern mit Fahrrad, Roller oder Auto geliefert. Alternativ können Bestellungen auch im Markt abgeholt werden. 

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Das Technologie-Unternehmen Wolt ist auf Expansionskurs. 2014 in Helsinki gegründet, sind die Finnen 2020 in Deutschland gestartet. 2021 ging es in Hamburg los. Im selben Jahr war der Zusammenschluss mit dem börsennotierten US-Lieferdienst DoorDash bekannt gegeben worden. Wolt ist heute in 27 Ländern aktiv und hat 150.000 Handelspartner auf der Plattform, bei der weltweit mehr als 38 Millionen registrierte Nutzer bestellen können.

Die jährliche Umsatzrate der Verkäufe über Wolt aus dem Lebensmittelsegment liegt den Angaben zufolge inzwischen bei über einer Milliarde Euro. Das Einzelhandelsgeschäft wuchs über alle Märkte hinweg von 2022 zu 2023 um mehr als 100 Prozent und hat sich somit verdoppelt. Insgesamt sind 240.000 Kuriere für Wolt unterwegs.

Wolt Market startet in Hamburg: Personal gesucht

In Deutschland ist Wolt in 59 Städten vertreten. Hamburg gehört nach Berlin zu den wichtigsten Wachstumsmärkten hierzulande. Aktuell werden Fahrer und Fahrerinnen sowie weiteres Personal gesucht. Das Unternehmen erklärt auf Anfrage, dass die Kuriere fest angestellt sind. Dabei arbeitet Wolt auch mit Partnerunternehmen zusammen. Gezahlt werde mindestens der gesetzliche Mindestlohn.

Angaben zur Zahl der Kuriere in der Hansestadt und zur Eröffnung von weiteren Wolt Markets in anderen Stadtteilen wurden nicht gemacht. Nur so viel: „Die Erfahrungen in Berlin und anderen Ländern sind sehr positiv.“