Hamburg. Das Gasnetz wird ab 2045 nicht mehr benötigt und daher schrittweise stillgelegt. Doch schon lange vorher könnten die Preise steigen.
Wer in Hamburg noch mit Gas heizt, sollte sich darauf einstellen, dass damit in gut 20 Jahren Schluss ist – und dass es schon lange vorher immer teurer wird. Darauf hat Gasnetz Hamburg am Dienstag hingewiesen. „Wir gehen davon aus, dass von 2045 an kein Gas mehr durch unsere Netze fließt“, sagte die kaufmännische Geschäftsführerin Gabriele Eggers im Rahmen der Bilanzpressekonferenz des städtischen Unternehmens.
Diese Aussage ist im Prinzip eine logische Folge der bundesweiten Gesetzeslage, wonach von 2045 an keine Heizungen mehr mit fossilen Brennstoffen betrieben werden dürfen. Hamburgs Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) hatte daher bereits durchblicken lassen, dass man das Gasnetz danach sukzessive stilllegen werde. Dennoch dürfte den rund 350.000 Gas-Kunden in der Hansestadt erst nach und nach bewusst werden, was das eigentlich für sie bedeutet.
Ab 2045 wird das Gasnetz stillgelegt – vorher könnten Preise steigen
Denn zu der Aufgabe, sich perspektivisch Gedanken über eine neue Heizung machen zu müssen, kommt vermutlich noch ein weiteres Problem: steigende Gaspreise. Je weniger Kunden, desto höher die Netzentgelte, erklärten Gabriele Eggers und Michael Dammann, technischer Geschäftsführer von Gasnetz Hamburg, das Prinzip. Die Netzentgelte machen zwar nur einen kleinen Teil des Gaspreises aus, dennoch dürfte sich ein Anstieg bemerkbar machen und dafür sorgen, dass noch mehr Kunden ihre Gasheizung aufgeben.
Aktuell gehe man davon aus, dass die Zahl der Hausanschlüsse von rund 160.000 bis 2030 stabil bleibe (über einen Hausanschluss werden oft mehrere Wohnungen versorgt), aber danach erwarte man „signifikante Rückgänge“, so Eggers, die es so auf den Punkt brachte: „Wenn weniger Kunden am Netz sind, bezahlt der Rest die Infrastruktur.“ Daher werde es „für Kunden immer unattraktiver, ans Gasnetz angeschlossen zu bleiben“.
Gasnetz überweist 44,9 Millionen Euro Gewinn an die Stadt
Die absehbare Stilllegung des rund 7900 Kilometer langen Gasnetzes ist auch ein Grund, warum das Unternehmen vom Herbst an mit Stromnetz Hamburg fusionieren soll. Für 2023, das letzte volle eigenständige Geschäftsjahr, meldete Gasnetz ein Rekordergebnis: 44,9 Millionen Euro Gewinn wurden an die Stadt als Eigentümerin abgeführt. 30,9 Millionen Euro habe man in das Erdgas-Netz investiert.
„Zentrales Zukunftsprojekt“ sei das Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz „HH-WIN“, dessen Bau in Kürze starten soll. Dabei handelt es sich um ein Leitungsnetz südlich der Elbe mit zunächst rund 60 Kilometern Länge, das einen Großteil der Industrieunternehmen mit grünem Wasserstoff versorgen soll. Noch im Juli erwarte man den Förderbescheid im „unteren dreistelligen Millionenbereich“, wobei 70 Prozent der Bund und 30 Prozent die Stadt Hamburg übernehme, so Dammann.
Ab 2027 soll ein Wasserstoff-Netz die Industriebetriebe versorgen
2027 soll das Netz in Betrieb gehen und perspektivisch rund 1,4 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Das Projekt werde „einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung unserer Industrie leisten, indem ein Drittel des Hamburger Erdgas-Gesamtverbrauchs durch grünen Wasserstoff ersetzbar wird“, sagte Umweltsenator Kerstan.
Später soll das Wasserstoffnetz auch Industriestandorte im Nordwesten, im Süden und im Osten Hamburgs erreichen. Ein flächendeckendes Wasserstoffnetz, an das sich alle Endkunden anschließen können, werde man in Hamburg aber nicht betreiben, sagte Dammann. Dafür gebe es zu viele gute Alternativen wie Wärmepumpen, Blockheizkraftwerke oder Fernwärme, über deren Ausbau die Stadt bis 2026 einen Plan vorlegen will.
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Nachdem kürzlich bereits Stromnetz Hamburg einen Millionen-Überschuss an die Stadt überwiesen hatte, sah sich Kerstan einmal mehr darin bestätigt, dass der Senat den Auftrag aus dem Volksentscheid „Unser Hamburg – unser Netz“ umgehend umgesetzt habe: „Die Entscheidung, die Energienetze zurück in städtische Hand zu bringen, war goldrichtig. Neben einer soliden Gewinnabführung sehen wir hier, dass die Energienetze erhebliche Beiträge zur Transformation der Energieversorgung unserer Stadt leisten.“