Hamburg. Rot-Grüner Senat lässt zwei städtische Unternehmen fusionieren. Das ist auch eine Reaktion auf einen erfolgreichen Volksentscheid.
Fast 1,5 Millionen Hamburgerinnen und Hamburger bekommen in absehbarer Zeit einen „neuen“ Energieversorger: Die städtischen Unternehmen GasnetzHamburg GmbH und StromnetzHamburg GmbH sollen schon 2024 fusionieren. Das gab der Senat am Donnerstag bekannt. Der neue Netzbetreiber wird rund 1,25 Millionen Kunden mit Strom und 228.000 Kunden mit Gas versorgen und fast 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben.
Durch die Fusion würden „Kräfte gebündelt, um den unerlässlichen Netzausbau und -umbau für die Energiewende effizient und spartenübergreifend voranzubringen“, teilte der Senat mit. Bürger und Unternehmen würden von „integrierten Versorgungs- und Netzdienstleistungen profitieren“. Die neue Gesellschaft werde weiterhin wachsen, ein Stellenabbau sei nicht vorgesehen.
Strom und Gas in Hamburg: Senat kündigt Fusion für Energiewende an
Die Entscheidung zur Fusion von Stromnetz und Gasnetz sei eine Reaktion auf den Volksentscheid von 2013 zum vollständigen Rückkauf der Netzgesellschaften, so der Senat. Damals hatte sich eine Volksinitiative unter dem Motto „Unser Hamburg – unser Netz“ in der Abstimmung knapp durchgesetzt: 50,9 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger hatten dafür gestimmt, dass die Stadt die einst privatisierten Energienetze und die Fernwärmeversorgung zu 100 Prozent von Vattenfall und E.on zurückkaufen solle. Das ist inzwischen erfolgt.
Während Stromnetz und Gasnetz Hamburg reine Netzbetreiber sind, die Strom und Gas zum Endkunden transportieren, hat die Stadt mit den Hamburger Energiewerken inzwischen auch wieder ein öffentliches Unternehmen, das als Produzent und Anbieter von Strom und Gas auftritt, wobei der Schwerpunkt auf Ökostrom liegt.
Hamburger Senatoren Kerstan und Dressel geben Erklärung an Mitarbeiterschaft ab
Der Senat verweist nun darauf, dass SPD und Grüne sich in ihrem Koalitionsvertrag von 2020 verständigt hätten, dass die städtischen Energieunternehmen Synergien heben und stärker kooperieren sollten. In die Vorbereitung seien Gewerkschaften und Betriebsräte eingebunden gewesen. Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) als Aufsichtsratsvorsitzender beider Gesellschaften sowie Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) als Aufsichtsratsvorsitzender der städtischen Beteiligungsholding HGV hätten sich in einer Erklärung gegenüber der Mitarbeiterschaft, Gewerkschaften und Betriebsräten verpflichtet, „die bewährte Tradition der vertrauensvollen Zusammenarbeit im Sinne der Mitarbeitenden“ fortzusetzen.
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„Stromnetz und Gasnetz sind hervorragend aufgestellte Unternehmen, die nun gemeinsam die großen Herausforderungen einer sich rapide verändernden Energiewelt bewältigen werden“, sagte Kerstan. „Die Stromnetz Hamburg sowie die Gasnetz Hamburg sind heute zentrale Akteure zur Umsetzung der Hamburger Klimaschutzpolitik. Gemeinsam werden diese Unternehmen die Energiewende in Hamburg signifikant voranbringen und durch den Bau eines versorgungssicheren Energienetzes der Zukunft die nachhaltige Wärme- und Mobilitätswende sowie die umfassende Dekarbonisierung der Industrie gewährleisten.“
Neuer Energieversorger für Hamburg: Fusion soll bis 2027 abgeschlossen sein
Finanzsenator Dressel sagte: „Uns war wichtig, dass wir zum einen wirtschaftlich stark mit unseren Energienetz-Unternehmen aufgestellt sind, und zum anderen, dass das im engen Schulterschluss mit Gewerkschaften und Mitbestimmung geschieht. Der Weg zur Fusion von Strom- und Gasnetz soll in zwei Stufen gelingen – damit kann eine sorgfältige Integration der beiden Unternehmen und ihrer Belegschaft gewährleistet werden.“
Der Fokus solle zunächst auf der gesellschaftsrechtlichen Zusammenführung der beiden Unternehmen liegen, so der Senat. Die organisatorische Zusammenführung werde „behutsam“ bis 2027 umgesetzt.