Hamburg. Gründerinnen kämpfen um die Existenz ihres Unternehmens. Auch neues Restaurant im Westfield-Einkaufszentrum weiter ungewiss.
Die Türen sind verschlossen, die Stühle im Gastraum hochgestellt. Die lange Theke ist leer, in der sonst jeden Tag Gemüse, Bio-Lachs, handgeangelter Thunfisch und andere frische Dinge drapiert waren. Wer mittags gerne mal auf eins der hawaiianisch angehauchten Gerichte in der Poké Bar am Großen Burstah gesetzt hat, muss sich seit Anfang dieser Woche umorientieren. Das Restaurant ist zu – für immer.
„Wir haben uns aus wirtschaftlichen Gründen entschlossen, zwei unserer Stores zu schließen“, steht auf einem Zettel, den die Inhaberinnen Maria Alberti-Moghaddam und Leslie Schwittay ins Schaufenster gehängt haben. Auch der Standort in der Europa Passage hat den Betrieb eingestellt.
Poké Bar: Hamburger Gastrokette schließt Filialen
Es ist ein schmerzhafter Schnitt. Ende April hatten die Gründerinnen Insolvenz für ihre kleine Gastrokette Urban Foodie mit fünf Standorten angemeldet. Gemeinsam mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter Ingmar Jarchow von der Kanzlei Turner legal arbeiten sie seitdem an der Sanierung. Die gute Nachricht: „Die Filialen am Gänsemarkt und im Einkaufszentrum Perle in der City und an der Großen Elbstraße in Altona sind gerettet“, sagt Maria Alberti-Moghaddam.
Dort seien die Verhandlungen über Mietreduzierungen erfolgreich gewesen. Dass es am Großen Burstah keine Einigung mit dem Vermieter gab, sei besonders hart. „Das war unser erstes Restaurant, an dem wir emotional sehr hängen.“ Auch wenn das Insolvenzverfahren noch läuft, sind sie und ihre Geschäftspartnerin zuversichtlich. „Wir können das Kernteam mit 20 Beschäftigten und die Produktion aller Voraussicht nach halten.“
Poké Bar bangt um Eröffnung im XXL-Center
In den vergangenen Monaten wurden immer wieder Insolvenzen in der Gastro-Branche bekannt. Auch die Poké-Bar-Inhaberinnen sehen die Gründe für ihre finanzielle Schieflage in der allgemeinen Entwicklung. „Seit der Corona-Pandemie und dem direkt darauffolgenden wirtschaftlichen Einbruch sind die Kosten in den Bereichen Personal, Ware und Raumkosten geradezu explodiert“, hatten sie im April erklärt. Trotz aller Bemühungen sei es nicht gelungen, mit höheren Umsätzen gegenzusteuern.
Besonders hatte Urban Foodie zugesetzt, dass der Eröffnungstermin des Einkaufszentrums Westfield-Überseequartier in der HafenCity im April kurzfristig verschoben worden war. „Das ist in unserer Lage praktisch das i-Tüpfelchen gewesen“, hatten Alberti-Moghaddam und Schwittay damals gesagt. Bereits 2019 hatten sie dort einen Mietvertrag für eine weitere Poké-Bar-Filiale unterschrieben und erhebliche Finanzmittel in den Ausbau der Fläche investiert. Zudem seien Kosten für neu eingestellte Servicekräfte und die – verschobene – Eröffnungsfeier entstanden. Auf der Habenseite fehlen die verlorenen Umsätze der für das Unternehmen besonders wichtigen Sommermonate.
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Inzwischen ist klar, dass das XXL-Center sogar erst am 17. Oktober öffnet. Ob eine Poké Bar unter den gastronomischen Angeboten sein wird, ist allerdings noch offen. „Wir sind in Verhandlungen über die Miete“, sagt Alberti-Moghaddam. „Wir hoffen, dass es eine Lösung gibt.“