Hamburg. Miro Ilic muss seine Planung umwerfen – weil eine E-Mail übersehen wurde. Wann das „Vierundvierzig QM“ in der Großen Brunnenstraße öffnen soll.

Dass man sich über eine Baustellenabsperrung so freuen kann. Miro Ilic jedenfalls ist richtig glücklich. Vor der Tür seines neuen Cafés Vierundvierzig QM an der Großen Brunnenstraße stehen seit einigen Tagen Parkverbotsschilder. Erst mal nicht besonders spektakulär, aber für den Gastronomen geht es um einiges.

Rückblick: Miro Ilic, Inhaber des Kultcafés Vierundvierzig QM in der Neuen Mitte Altona, will nach Ottensen expandieren. Seit Monaten ist der Umbau des Ladenlokals in einem Neubau am Kemal-Altun-Platz exakt durchgeplant. Anfang Mai hatte der 33-Jährige im Abendblatt die Eröffnung der neuen Dependance am 28. Juni angekündigt. Um es kurz zu machen: Daraus wird nichts.

Restaurant Hamburg: Café-Eröffnung verzögert sich – weil E-Mail übersehen wurde

Schuld ist eine E-Mail, die bei der Servicestelle des Bezirksamts Altona übersehen wurde. Dabei ging es um die Beantragung einer Sondernutzungserlaubnis für besagte Baustellenabsperrung. Ohne die kann der Fußbodenleger nicht kommen, um den Estrich zu gießen. Ohne Estrich kann der Elektriker die letzten Leitungen nicht anschließen, der Trockenbauer die Wände für das Gäste-WC nicht hochziehen und der Tischler den Tresen nicht bauen. Eine Kettenreaktion mit weitreichenden Folgen, wie sie Bauherren fürchten.

Auf dieser Fläche soll der Tresen des Cafés Vierundvierzig QM gebaut werden.
Auf dieser Fläche soll der Tresen des Cafés Vierundvierzig QM gebaut werden. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Auch Miro Ilic sagt: „Das ist ein Rückschlag.“ Zwar war auch der Start seines ersten Cafés in der Neuen Mitte Altona während der Corona-Pandemie alles andere als einfach. Aber wer rechnet schon mit so was. Sein Vermieter habe die Sondernutzungserlaubnis fristgerecht beantragt, auch auf eine Nachfrage der zuständigen Beamten geantwortet. Aber genau diese Mail sei dann in der Behörde übersehen worden. „Die haben sich entschuldigt“, sagt der Café-Betreiber. Das brachte aber nicht viel. Wegen des festgelegten Vorlaufs musste die Baustellenabsperrung verschoben werden – um mehr als zwei Wochen.

Aus dem Stromverteilerkasten hängen noch die Kabel

Miro Ilic ist inzwischen jeden Tag auf der Baustelle, manchmal sogar mehrmals. Aber statt den letzten Feinschliff vor der Eröffnung des neuen Cafés zu koordinieren, steht er praktisch noch im Rohbau. Aus dem Stromverteilerkasten hängen Dutzende Kabel, in der Küche werden gerade die Fliesen gefugt. Immerhin ist der Klempner fast fertig. Auch die erste Wand ist schon gestrichen. In den vergangenen Tagen hat der Unternehmer seine Pläne für den Ausbau komplett umgekrempelt. „Wir versuchen, so viele Arbeiten wie möglich vorzuziehen“, sagt er. Auch sein Vater packt mit an.

Parallel sorgt der Herzblut-Gastronom dafür, dass der Betrieb im Vierundvierzig QM in der Neuen Mitte Altona läuft. Seit November 2020 ist der beliebte Frühstücksspot geöffnet. Miro Ilic, der eigentlich Versicherungskaufmann ist, aber schon als Schüler im Lokal seines Onkels hinter dem Tresen stand, hat seinen ersten eigenen Laden mit seinen Ersparnissen und einem Bankkredit aufgebaut, trotz Corona-Lockdown und allem, was danach noch kam.

Die Speisekarte ist klein, aber fein – und alles immer frisch zubereitet. Die Gerichte haben Namen wie Hulk Bread (mit Guacamole, Tomate, Rucola, Gurke, Sesam), The Italian Job (mit Rinderschinken, Trüffelbutter, Rucola, Parmesan, Tomaten, Sesam) oder Süße Maja (Waffeln, Ahornsirup, Granola, Jogurt, frisches Obst). Ähnlich soll es auch im Vierundvierzig-QM-Ableger sein. Mit ein paar Veränderungen, verspricht Ilic. 36 Plätze hat das Café drinnen, weitere 80 draußen.

Gastronom investiert 80.000 Euro in das neue Vierundvierzig QM

Außerdem bietet er auch Catering an. Seinem Umsatzziel in Höhe eines mittleren sechsstelligen Betrags ist der Ende 2023 nahegekommen. Deutlicher will er nicht werden. Inzwischen beschäftigt er knapp 20 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Warum er jetzt der Krise in der Gastro-Branche zum Trotz einen Ableger des Kultcafés eröffnet? „Ich muss mir selbst beweisen, dass ich es kann“, sagt der Hamburger mit serbischen Wurzeln, der vor einem guten Jahr Vater geworden ist. 80.000 Euro investiert er in sein neues Projekt.

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Noch braucht man Fantasie, um sich in dem 60 Quadratmeter großen Raum einen Café-Betrieb vorzustellen. Aber fast alles, was man dafür braucht, steht schon in einem Lagerraum im Innenhof des Areals, auf dem früher das bekannte Blaue Barhaus stand. Gelbe Drehhocker und runde Bistro-Tische, Kühlschränke und Herd, Geschirr, Gläser, Besteck. „Ich habe genau im Kopf, wie es aussehen wird“, sagt Ilic. Hell und modern, in dezenten Farben. Die Wände sollen mit senkrecht herunterlaufenden blauen Wellen bemalt werden. „So ein bisschen im Retrostyle.“ Herzstück ist ein abgerundeter Tresen mit einer großen Kaffeemaschine in leuchtendem Gelb. 30 Plätze lassen sich drinnen unterbringen, 20 weitere auf der Terrasse sind beantragt.

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An diesem Montag soll nun der Fußbodenleger mit seinem Gerät vorfahren und loslegen. Danach ist der Zeitplan komplett durchgetaktet, weitere Verzögerungen darf es nicht mehr geben. Auch nicht durch eine Erkältung, die sich der Hamburger bei der Reise zum EM-Spiel der serbischen Nationalmannschaft in München zugezogen hat.

Die Eröffnung ist am 7. Juli angesetzt. Letztlich nur eine Woche nach dem geplanten Termin. Das klingt nicht besonders dramatisch. Aber damit die Rechnung des Gastronomen aufgeht, muss er etwa 1000 Euro Umsatz an jedem Öffnungstag erwirtschaften. Die ersten sechs Tage fehlen jetzt.