Hamburg. Elektronikmärkte bieten den Service an. Wie der Kauf im Detail abläuft, welche Gebühren anfallen und was Verbraucherschützer sagen.
- Bitcoin – der Kauf in Hamburg wird einfacher
- Bitcoin – eine spekulative Anlage
- Bitcoin – der Preis ist schon extrem hoch
Es ist nicht so, dass Bitcoins in jedem Gespräch über Geldanlage vorkämen. Aber die Kursentwicklung der Digitalwährung seit Anfang 2023 könnte schon Neid auf jene wecken, die den Mut hatten, damals in die rätselhafte Welt des Blockchain-Geldes einzusteigen: In diesem Zeitraum hat sich die Notierung des Bitcoins auf rund 61.000 Euro etwa vervierfacht.
Bei der MediaMarktSaturn-Gruppe nutzt man jetzt das offenbar weiter wachsende Interesse an der Kryptowährung. Nachdem seit Mai 2022 bis heute an 49 Standorten der Elektronikmärkte Bitcoin-Automaten aufgestellt wurden, sind nach Angaben des Unternehmens weitere in Planung. In Hamburg stehen solche Automaten, an denen man Bitcoins gegen Bargeld kaufen kann, im Saturn-Markt in der Altstadt und im MediaMarkt in Harburg.
Bitcoin bei MediaMarkt und Saturn am Automaten ziehen – wie das in Hamburg geht
Mit dem Ausbau dieser Dienstleistung biete MediaMarktSaturn den Kundinnen und Kunden „nun in vielen weiteren Märkten die Möglichkeit, sich dem Thema Bitcoin anzunähern, ohne dabei komplizierte Onlinehandelsplätze nutzen zu müssen“, heißt es von dem Handelskonzern. „Die Automaten bieten sowohl Einsteigern als auch Krypto-Profis einen schnellen und seriösen Weg, während des Einkaufs bei MediaMarkt oder Saturn Bitcoins zu kaufen.“ Gerade Einsteiger profitierten von der „unkomplizierten Abwicklung“ über die Automaten. Euro-Scheine könnten „ganz einfach gegen Bitcoins eingetauscht werden.“
Aufgestellt und technisch betrieben werden die Geräte von der Firma Kurant aus Wien. Sie sieht sich mit insgesamt 308 Automaten als Marktführer in Europa. „Unsere Kunden können bereits ab einem Mindestbetrag von 20 Euro investieren“, sagt Thomas Sperneder, Marketing- und Verkaufsleiter bei Kurant. „Der Durchschnitt liegt im höheren dreistelligen Bereich.“ Es seien vor allem Personen zwischen 35 und 60 Jahren, die das Angebot nutzten.
Bitcoin-Investment ab 20 Euro – Hamburger Sutor Bank betreibt Automaten
Interessant sei es nicht zuletzt für etwas ältere, weniger „digitalaffine“ Menschen, die eher mit Geldautomaten als mit Krypto-Börsen vertraut seien, erklärt Hartmut Giesen, zuständig für das Geschäftsfeld Krypto/Blockchain bei der Hamburger Sutor Bank. Sie ist offizieller Betreiber der 49 in den Elektronikmärkten aufgestellten Automaten, denn dieser muss nach deutschem Recht eine Banklizenz oder eine Lizenz als zugelassener Finanzvermittler besitzen.
Ganz so spontan und einfach, wie MediaMarktSaturn dies darstellt, kann man an den Geräten allerdings nicht an Bitcoins gelangen. So müssen sich Interessenten zuvor im Internet bei Sutor registrieren. Das funktioniert über das Videoident-Verfahren, bei dem sich der Nutzer zusammen mit einem Personalausweis oder einem ausländischen Reisepass mit der Smartphone-Kamera aufnehmen muss. Außerdem wird eine gültige Meldebescheinigung benötigt. „Das ist so, als würde jemand ein Konto bei Sutor eröffnen“, so Giesen.
Die vorherige, einmalige Online-Registrierung bei Sutor kann Stunden dauern
Während die Registrierung in 10 bis 15 Minuten abgeschlossen sein kann, dauert es dann noch einmal bis zu drei Stunden, bis der Nutzer von Kurant per Mail benachrichtigt wird, dass alles bereit ist. Schließlich gehe es unter anderem darum, dass die Bestimmungen im Hinblick auf das Geldwäschegesetz eingehalten werden, so Giesen.
Dabei sind offenbar aber nicht alle Automaten in Deutschland gesetzeskonform – wie ohnehin manche Anbieter, bei denen man vermeintlich Bitcoins kaufen kann, nicht seriös sind. „Falls eine Plattform keine Anmeldung verlangt, könnte es eine betrügerische Webseite sein“, warnt dazu das Wertpapier-Portal Finanzen.net.
Und so läuft der eigentliche Bitcoin-Kauf an den Kurant-Automaten ab: Zunächst muss man über das Display die gewünschte Krypto-Währung sowie den Euro-Betrag, für den gekauft werden soll, auswählen. Bei Transaktionen bis zu 250 Euro ist am Automaten keine Verifizierung mittels eines amtlichen Ausweispapiers nötig. Nun wird die App für die sogenannte Wallet auf dem Smartphone geöffnet. Dies ist eine digitale Geldbörse für die Verwahrung von Bitcoins oder anderen Krypto-Währungen. Die Wallet-App erzeugt einen QR-Code auf dem Smartphone-Bildschirm, der jetzt an einen Scanner des Automaten gehalten wird. Nachdem der gewünschte Euro-Betrag in den Geldschlitz eingeworfen wurde, bestätigt die Wallet-App die Gutschrift.
Einkaufen kann man mit Bitcoins nur an wenigen Stellen in Hamburg
Weil bei „Überweisungen“ von Bitcoins der Sender und der Empfänger gewissermaßen nur als Pseudonym bekannt sind, ist die Versuchung groß, das virtuelle Geld für kriminelle Zwecke zu nutzen. „Daher überwachen wir die Transaktionen elektronisch“, sagt Giesen. „Wenn sich Muster zeigen, die auf Kriminalität hindeuten, können wir eine Wallet sperren.“
Auch für gesetzestreue Hamburger hat die Bequemlichkeit, Bitcoins vergleichsweise schnell am Automaten kaufen zu können, allerdings ihren Preis: Kurant verlangt eine Gebühr von 8,1 Prozent, während herkömmliche Krypto-Marktplätze sehr viel geringere Handelsgebühren von häufig deutlich weniger als einem Prozent einbehalten.
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Eines dürfte aber klar sein: Wohl kaum jemand wird das Kurant-Gerät wie einen Geldautomaten nutzen, weil er mit den Bitcoins Einkäufe oder ein Abendessen bezahlen möchte. Dafür gäbe es in Hamburg auch nur wenige Gelegenheiten. Unter anderem geht das beim Lieferdienst „Die Pizzabäckerei“ in Eilbek, im Küchenladen Ottensen, im Kiosk 87 oder in der Vagueira Tapas Bar, beide in der Langen Reihe. Eine (nicht unbedingt vollständige) Übersicht der Akzeptanzstellen findet sich auf Coinmap.org oder auf Btcmap.org.
Bitcoins kaufen in Hamburg: Verbraucherzentrale warnt vor Illusion der Geldanlage
In den meisten Fällen dürften Bitcoins jedoch aus Anlagegründen gekauft werden. Aber genau davor warnt die Verbraucherzentrale: „Kryptowährungen eignen sich nicht als Geldanlage, sondern liegen immer im Bereich der Spekulation“, heißt es von den Finanzexperten dort, schließlich könne man das „eingesetzte Geld komplett verlieren“.
Wer Bitcoin & Co trotzdem kaufen wolle, sollte das nur als Beimischung von maximal fünf Prozent seines Vermögens tun – „und nur mit Geld, auf das man im Zweifel verzichten kann“, denn: „In kürzester Zeit sind hohe Gewinne, aber auch große Verluste möglich.“ Letzteres hat der Bitcoin-Kurs in den vergangenen Jahren schon eindrucksvoll bewiesen: Während er im November 2021 bei gut 56.000 Euro stand, waren es ein Jahr später nur noch 16.000 Euro.