Hamburg. Einen Monat nach der Wiederwahl verlässt Matthias Boxberger den Industrieverband Hamburg. Was dahinter steckt, wer sein Nachfolger ist.
Mitte Mai war noch alles im Lot. Der bedeutende Industrieverband Hamburg (IVH) stärkte seinem langjährigen Vorsitzenden Matthias Boxberger den Rücken und wählte ihn bei einer turnusmäßigen Sitzung wieder ins Amt. Boxberger, hauptberuflich Vorstandschef des Energieunternehmens HanseWerk, kritisierte auch gleich wie gewohnt die derzeitige Industriepolitik des Bundes scharf und forderte angesichts der schwächelnden Wirtschaft eine „Agenda gegen den Abstieg“.
Doch nur wenige Wochen später kam alles ganz anders: HanseWerk gab bekannt, dass Boxberger innerhalb des E.on-Konzerns sein Posten wechseln werde und zum 1. September den Chefsessel des größeren HanseWerk-Schwesterunternehmens Avacon mit Sitz im niedersächsischen Helmstedt übernehme. Die Satzung des Industrieverbandes würde es Boxberger zwar nicht verbieten, im Amt zu bleiben, auch wenn er Hamburg hauptberuflich verlässt. Praktisch macht die Ausübung auf Distanz aber wenig Sinn.
IVH-Chef geht einen Monat nach Wiederwahl überraschend von Bord
So musste der IVHVorstand erneut zusammenkommen und einen Nachfolger für Boxberger wählen. Und auch der Neue ist kein Unbekannter: Der Hamburger Unternehmer Andreas Pfannenberg gehört seit acht Jahren dem Vorstand des IVH an und ist seit Langem dessen stellvertretender Vorsitzender.
Pfannenberg ist Inhaber und Mitglied des Aufsichtsrats des Hamburger Familienunternehmens Pfannenberg. Das mittelständische Unternehmen mit den Schwerpunkten Klimatechnik und optische und akustische Warnsignale ist weltweit aktiv. Unter anderem entwickelte es die Blitzleuchten, mit denen der Eiffelturm in Paris illuminiert wird. Das 1954 gegründete Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Allermöhe und beschäftigt weltweit rund 500 Mitarbeiter, davon 100 in China und 100 in den USA.
Hamburg soll größte Industriestadt Deutschlands bleiben
Wie sein Vorgänger will sich Pfannenberg industriepolitisch einmischen. „Mein Ziel ist es, dazu beizutragen, dass Hamburg die größte Industriestadt Deutschlands bleibt und ihre Position ausbauen kann. Ich möchte mitwirken an einer Industriepolitik, die sich wieder auf unsere Stärken und die Kräfte der Märkte besinnt“, sagte Pfannenberg nach seiner Wahl.
- Wirtschafts-Standort Hamburg – Industrie-Chef: „Bei uns ist Feuer unterm Dach!“
- Hamburgs Industrie in der Krise: Viele Firmen wandern ins Ausland ab
- Erneut Diebstahl bei Aurubis: Goldschlamm in der Thermoskanne
„Die Transformation zur industriellen Dekarbonisierung wird nur gelingen, wenn wir Technologieoffenheit und Erfindergeist fördern anstelle einer immer höher ausufernden Bürokratie.“ Im Hinblick auf die Ampel in Berlin sagte Pfannenberg: „Ideologie muss endlich wieder dem technisch Machbaren folgen.“
Der 1963 gegründete IVH vertritt rund 270 Mitgliedsunternehmen.