Hamburg. Das ehemalige Dänische Bettenlager erfindet sich neu. Was sich in den Läden ändert und wo genau der neue Standort in der Stadt sein wird.
Fast 40 Jahre haben die Deutschen im Dänischen Bettenlager eingekauft. Betten, Matratzen, Lattenroste und Decken, aber auch Tische, Schränke, Deko-Artikel und was man sonst noch zum Wohnen braucht. Fast wie Ikea, nur kleiner und biederer.
Vor drei Jahren verschwand der alte Name still und leise aus dem Stadtbild, seitdem heißt der Einrichtungshändler wie sonst überall auf der Welt auch hierzulande Jysk – nach der Region Jütland in Dänemark, wo das Unternehmen gegründet wurde. Es ist nicht das einzige, was sich ändert.
Möbelkette Jysk eröffnet neue Filiale in Hamburg und baut um
„Wir haben nicht nur einen neuen Namen, sondern wollen auch ein besseres Einkaufserlebnis bieten“, sagt Deutschlandchef Christian Schirmer im Abendblatt-Interview. Er steht in der Jysk-Filiale in Rahlstedt und sieht ziemlich zufrieden aus. Gleich am Eingang sind die Artikel der Saison drapiert: Blumenständer und Vasen, Kissen und Kerzenständer in dezenten Farben. Nordic Mood heißt die Kollektion, die alle sechs Wochen wechselt.
Dahinter sind auf 1200 Quadratmetern Möbel für drinnen und draußen in skandinavischem Design aufgebaut. Es gibt Sonnenschirme, Polster für Gartenmöbel, Gardinen, Rollos, noch mehr Dekokram und einen Outlet-Bereich. Betten und Matratzen kann man in einem abgetrennten Studio probeliegen, 20 Modelle zu Preisen zwischen 79 und 1500 Euro.
Jysk: Millionenschweres Umbauprogramm für 950 Filialen in Deutschland
Heller, aufgeräumter, moderner: Die Möbelkette mit deutschlandweit 950 Filialen hat sich ein millionenschweres Umbauprogramm verordnet. Bettenlager war gestern, die Neuausrichtung läuft unter dem Slogan „Skandinavisch schlafen und wohnen“.
Die Rahlstedter Jysk-Filiale ist eine von 14 in Hamburg. Bereits umgebaut wurden neben Rahlstedt folgende Standorte: Bergedorf, Harburg, Nedderfeld, Bramfeld, Stellingen, Moorfleet, Barmbek. Noch modernisiert werden sollen: Altona, Wandsbek, Osdorf, Neugraben und Lokstedt. Bis August 2026 soll der Transformationsprozess in allen Jysk-Läden abgeschlossen sein. Dazu gehört auch, dass das Sortiment umgestellt und von 5000 auf etwa 3500 Artikel reduziert wurde.
„Es ist eindeutig der richtige Schritt gewesen, auch wenn die Veränderungen nicht ohne Risiko waren“, sagt Jysk-Deutschlandchef Schirmer. Im April 1984 war an der deutsch-dänischen Grenze bei Flensburg das erste Dänische Bettenlager als Ableger der dänischen Mutter Jysk eröffnet worden. In knapp vier Jahrzehnten hatte es das Dänische Bettenlager zu einer Markenbekanntheit von 90 Prozent hierzulande gebracht.
Jysk kannten bei der Umfirmierung 2021 dagegen gerade mal 46 Prozent der Deutschen. Nach der neusten Erhebung aus dem März sind es inzwischen 80 Prozent. „Das größte Problem war am Anfang, den Namen richtig auszusprechen“, sagt der 48-jährige Topmanager, der schon seine Ausbildung zum Handelswirt bei dem Unternehmen mit Sitz im schleswig-holsteinischen Handewitt gemacht hat. „Es ist ein Lernprozess.“
Jysk: Neuer Name, mehr Kunden kommen
Dem Erfolg schadet der schwierig auszusprechende Name offenbar nicht. Im letzten Geschäftsjahr hat Jysk eigenen Angaben zufolge 1,1 Millionen zusätzliche Kunden in den deutschen Läden gezählt. Neben dem Modernisierungsprogramm mit einem Investitionsvolumen von knapp 300 Millionen Euro setzt der Möbelhändler auch auf Expansion.
Im August eröffnet die 15. Filiale in Hamburg, in einem ehemaligen Markt des insolventen Büromaterialhändlers Stapels in Langenhorn. Und weitere Neueröffnungen sind geplant. „Wir sehen Potenzial für 20 Standorte in der Stadt“, sagt Jysk-Chef Schirmer, der Möbelkäufer auch künftig eher im Laden als im Internet verortet.
Auch deutschlandweit ist der dänische Ikea-Rivale auf Wachstumskurs und wird im Verlauf dieses Geschäftsjahrs (Ende August 2024) 20 neue Dependancen eröffnet haben. „Wir sind schon jetzt nah an den Kunden mit einer Distanz von im Schnitt 20 Minuten Fahrtzeit.“ In den nächsten Jahren soll das Filialnetz auf 1050 Geschäfte erweitert werden.
Jysk fährt 2023 Rekordumsatz ein
Während andere Einrichtungshändler nach steigenden Verkaufszahlen und hohen Umsätzen während der Corona-Pandemie unter der Kaufzurückhaltung der Deutschen leiden, laufen die Geschäfte bei Jysk. Im Geschäftsjahr 2022/23 verbuchte die größte Ländergesellschaft der Gruppe mit knapp 8000 Beschäftigten einen Rekordumsatz von knapp 1,12 Milliarden Euro, ein Plus von 5,3 Prozent zum Vorjahr.
„Im Vergleich zur aktuellen Marktsituation haben wir eine gute Position“, sagt Jysk-Deutschlandchef Schirmer. In einem Ranking des deutschen Möbelhandels, das das Branchenblatt Möbelkultur veröffentlicht, sind die Dänen hierzulande erstmals unter den Top fünf. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Schirmer erneut steigende Umsätze.
Jysk beliefert auch den dänischen Hof
Die Marke, die in diesem Jahr 40 Jahre in Deutschland feiert, gibt es seit 1979. Gründer Lars Larsen hatte sein erstes Geschäft im dänischen Aarhus eröffnet und Jysk Sengetøjslager (übersetzt: Jütländisches Bettwäschenlager) genannt. Inzwischen ist Jysk eine globale Marke mit 3300 Geschäften in 48 Ländern. Der Gesamtumsatz im Jahr lag zuletzt bei 5,2 Milliarden Euro.
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Auch der königliche dänische Hof gehört zu den Stammkunden des Möbel- und Bettenhändlers. Die Erlaubnis für diese Bezeichnung hatte Königin Margrethe II. dem Unternehmen während ihrer Amtszeit erteilt. Was genau der Hof bei dem Betthändler einkaufte, ist nicht bekannt. Es muss aber gefallen haben. Gründer Lars Larsen war für seine Verdienste für die dänische Wirtschaft mit dem Kreuz des Ritterordens ausgezeichnet worden. Auch nach seinem Tod 2019 ist die Lars-Larsen-Gruppe, zu der auch die Möbelunternehmen Bolia und SofaCompany gehören, weiterhin im Familienbesitz.
Jysk: 1500 Artikel dauerhaft reduziert
In der Rahlstedter Jysk-Filiale geht es an diesem Vormittag deutlich alltäglicher zu. Eine Kundin sucht ein Behältnis, in dem sie ihre Sitzpolster auf der Terrasse aufbewahren kann. Über den langen Regalreihen prangen Sale-Schilder. „Wir wollen unseren Kunden ein gutes und günstiges Angebot machen und haben 1500 Artikel dauerhaft reduziert, dazu kommen Aktionen“, sagt Deutschlandchef Schirmer.
Für ihn ist das ein wichtiger Punkt für den Erfolg. Den Vergleich mit dem anderen skandinavischen Möbelriesen mag der Jysk-Topmanager übrigens nicht besonders: „Auch wenn vieles ähnlich ist, wir sind bei vergleichbaren Artikeln günstiger“, sagt er. Und: „Wir haben unsere eigene DNA.“