Lüneburg. Schwedischer Möbelkonzern will seine Produkte künftig auch rund um Hamburg näher zu den Kunden bringen. Was in Lüneburg geplant ist.
Ob Billy, Ivar oder Malm – Möbel und Einrichtungsgegenstände von Ikea sind wohl in fast jedem norddeutschen Haushalt zu finden. In Zukunft will der schwedische Möbelriese auch sein Vertriebsnetz rund um Hamburg weiter ausweiten. Ins Auge gefasst hat Ikea unter anderem einen Standort in Lüneburg. Außerdem sucht das Unternehmen nach weiteren möglichen Standorten im Hamburger Speckgürtel.
Konkret geht es um Abholstationen, an denen Kunden ihre im Internet bestellte Ware erhalten. Dies sagte der Hamburger Regionalleiter gegenüber dem Abendblatt. Außerdem sieht die Ikea-Strategie vor, weitere sogenannte Planungsstudios in Innenstädten zu eröffnen. Diese kleinen Formate sollen die großen Einrichtungshäuser und die City-Filiale in Hamburg-Altona in Zukunft stärker ergänzen.
Ikea plant neue Abholstation für Kunden in und um Lüneburg
Zwölf Abholstationen betreibt Ikea bisher in Deutschland, unter anderem in Leipzig, München und Ravensburg. Kunden können hier nach dem Prinzip „Click & Collect“ ihren zuvor online getätigten Einkauf abholen und sich den weiteren Weg ins Einrichtungshaus sparen. Dafür buchen sie ein Zeitfenster für die Abholung, der Service kostet 20 Euro pro Bestellung.
Details zu den Plänen für Lüneburg sind noch nicht bekannt. „Es ist richtig, dass wir derzeit die Option prüfen, eine Abholstation in Lüneburg zu testen“, sagt eine Ikea-Sprecherin auf Nachfrage des Abendblatts. „Aktuell befinden wir uns jedoch noch in der Planungsphase.“ Für eine Umsetzung müssten intern verschiedene Gremien einbezogen und wesentliche Entscheidungen getroffen werden. „Als Unternehmen sind wir grundsätzlich neugierig“, so die Sprecherin. Mit dieser Haltung evaluiere man die Möglichkeiten für jeden Markt laufend.
Ikea-Abholstation: Genauer Standort sei entscheidend, sagt Lüneburgs Oberbürgermeisterin
In der Stadt sind die ersten Reaktionen auf die Ankündigung eines möglichen Ikea-Ablegers positiv. Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch befürwortet es grundsätzlich, wenn Kunden nicht mehr mit dem Auto nach Hamburg fahren, um dort Einkäufe abzuholen. „Das entlastet die Straßen und ist gut fürs Klima“, sagt sie.
„Auch stellt ein solches Angebot eine Aufwertung für unsere Stadt dar“, so Kalisch. Allerdings sei abzuwarten, wie genau das Konzept umgesetzt werden soll. „Dazu ist uns bisher nichts bekannt.“ In der Bauaufsicht liege kein entsprechender Antrag vor. Die Frage nach dem Standort für eine Abholstation sei jedoch ganz entscheidend, betont die Oberbürgermeisterin. „Davon hängt ab, welche Effekte für Einzelhandel, Gastronomie und Tourismus in Lüneburg entstehen.“
Lüneburgs Marketingschefin begrüßt die Ikea-Pläne
Die Pläne klängen „sehr spannend“, sagt auch Melanie-Gitte Lansmann, Geschäftsführerin der Lüneburg Marketing GmbH. „Das kann ich mir gut vorstellen.“ Sie erwartet einen Zusatznutzen für Lüneburg, sollte der Möbelriese sich hier niederlassen.
„Wenn Menschen aus dem Umland herkommen, um ihre Möbel abzuholen, verbinden das sicher einige auch mit einem Einkauf in die Innenstadt“, sagt Lansmann. Auf jeden Fall sei es positiv, wenn Menschen für ihren Einkauf in der Stadt blieben, anstelle nach Hamburg zu fahren – auch aus Gründen der Nachhaltigkeit.
Deutlich mehr Möglichkeiten als die Abholstationen bieten die Planungsstudios, die Ikea in den vergangenen Jahren in den Innenstädten von München, Berlin, Potsdam und Ravensburg eröffnet hat. Mehrere dieser derzeit acht Studios befindet sich in Einkaufszentren. Auch hier ist eine Auswahl des Sortiments ausgestellt, vor allem aber können sich Kunden beraten lassen und mit professioneller Hilfe zum Beispiel ihre neuen Küchen, Kleiderschränke oder Regalsysteme planen.
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Ein weiteres Mini-Format hat der Möbelkonzern seit 2021 getestet: Pop-up-Stores, die nur für jeweils 18 Monate geöffnet sind. In Wolfsburg und Ravensburg wurden solche kleinen Filialen, die nicht größer als eine Durchschnittswohnung sind, in zentraler Lage eröffnet. Auf einer Fläche von nur 75 Quadratmetern waren ausgewählte Möbelstücke ausgestellt, Kunden konnten hier Waren bestellen und sich beraten lassen.
Ikea als Nachmieter für Karstadt in Lüneburg? Charmant, aber unwahrscheinlich
Eine kleine City-Filiale in der Lüneburger Innenstadt wäre auch für Marketingchefin Lansmann vorstellbar. Man habe in der Stadt natürlich verfolgt, dass Ikea sich deutschlandweit auf neue innerstädtische Konzepte einlassen wolle, sagt sie. Eine mögliche Immobilie wäre das Karstadt-Haus am Marktplatz, sollte das Kaufhaus eines Tages doch geschlossen werden. Schon seit längerem versucht die Stadt, den Leerstand im Zentrum mit kreativen Zwischennutzungen einzudämmen.
Noch ist der Lüneburger Standort des insolventen Warenhauskonzerns Galeria Kaufhof gesichert, nur ein Teil des Gebäudeensembles wird seit längerem zur Vermietung angeboten. „Aber eine Ikea-Filiale wäre eine interessante Nachnutzung“, sagt Lansmann. „So ein Ankermieter bringt ja Frequenz für die gesamte Innenstadt.“