Hamburg. Hamburg sponsort innovatives Projekt, das die City beleben soll. Bananenfaser und Leinen kommen zum Einsatz. Christian Adler mit dabei.
- In der Galleria Passage gibt es einen neuen, besonderen Laden
- Im „Future Fashion Lab“ bieten Designer nachhaltige Mode an
- Die Stadt Hamburg unterstützt das außergewöhnliche Projekt
Nachhaltige Designerinnen und Designer haben ein neues Zuhause in der Hamburger Innenstadt gefunden – im sogenannten „FABRIC Future Fashion Lab“. Auf Flächen der Galleria Passage ist in bester Lage ein Mix aus Atelierplätzen für junge Designerinnen und Designer, Pop-up-Store und Café entstanden.
Neue Räume für nachhaltige Designer aus Hamburg
Eine „Win-win-win-Situation“, nennt Egbert Rühl von der Hamburg Kreativ Gesellschaft das Projekt, das von seinem Team entwickelt wurde. Auch Kultursenator Carsten Brosda lobte das FABRIC bei seiner Eröffnung als ein „Statement gegen Fast Fashion“. Innenstadtkoordinatorin Elke Pahl-Weber hofft, dass das zunächst auf ein Jahr befristete Projekt weitergeführt wird und als Prototyp für eine belebte Innenstadt dienen kann. Etwa 750.000 Euro sind aus der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen in das Projekt geflossen.
In dem kreativen Hub soll die gesamte Wertschöpfungskette der Modeindustrie abgebildet werden: Auf drei Etagen mit rund 700 Quadratmetern innerhalb der Galleria Passage sind neben dem Pop-up-Store und einem Café im Erdgeschoss auch eine Veranstaltungsfläche, eine Werkstatt, ausgestattete Atelierplätze sowie ein Showroom untergebracht.
FABRIC macht die Wertschöpfungskette von Kleidung nachvollziehbar
Bis zum 11. Juni wird der Pop-up-Store im Erdgeschoss vom Designer Christian Adler und seinem Label „Adler Altona“ genutzt. Anschließend werden die Verkaufsflächen von anderen Designerinnen und Designern bespielt.
Für junge Modeschöpfer aus Hamburg, die nachhaltig arbeiten, sind die neu geschaffenen Flächen ein Glücksfall. „Kleine Modemarken zahlen nur 60 Euro im Monat für einen Atelierplatz“, sagt Designer Anthony Heim. Für das, was sie im Gegenzug zur Verfügung gestellt bekämen, sei das „utopisch“.
„Ich habe hier Zugang zu allen Maschinen, die ich mir jemals erträumt habe“, sagt Heim. Der 28-Jährige designt ausgefallene Stücke – und nutzt dafür nachhaltige Stoffe wie Leinen oder Bananenfaser. Sein Stil ist eine Mischung aus Haute Couture, Arbeitskleidung und Handwerk. „Meine Mode ist eher lauter, provokanter und rotziger“, sagt der Designer. Wichtig sei ihm aber auch, dass seine Entwürfe funktional sind und eine gewisse Eleganz wahren.
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Eher feminin ist das Design von Alina Klemm. Auch die 30-Jährige stellt ihre Mode im Showroom des Future Fashion Lab aus. Klemm hat im Jahr 2020 ein eigenes Label gegründet, das nach ihr benannt ist. „Ich achte auf minimalistische, zeitlose Schnitte, die zu vielen Silhouetten passen“, sagt die Designerin.
Junge Desginerin „total begeistert“ von dem Projekt
Sie ist „total begeistert“ von den neuen Räumen für Mode und Design mitten in der Innenstadt. „Hamburg braucht einen Ort für Designer, an dem man wirklich zusammenarbeitet, neue, frische Energie bekommt und der Stadt Hamburg mehr bietet als einen reinen Abverkauf von Kleidung“, sagt Klemm.
Auch die junge Designerin achtet auf Nachhaltigkeit. Sie nutzt für ihre Stücke sogenannten „dead stock“: unverkäufliches Material, das sonst auf dem Müll gelandet wäre. Außerdem lässt Alina Klemm ihre Mode in Deutschland produzieren. „Eine Produktionsstätte liegt an der Nordsee Richtung Heide“, verrät die Designerin. Ihre restliche Mode wird in Barmbek-Süd hergestellt.
Modedesignerin entwirft Haute Couture ohne Müll
Für Designerin Lea Theres Lahr-Thiele ist das neue Projekt die Chance, Haltung im Modedesign zu zeigen: Die 34-Jährige entwirft Haute Couture ohne Müll. Ihre Stücke entstehen vor allem durch Upcycling und durch eine eigens von Lahr-Thiele entwickelte Technik. „Die hohen Immobilienpreise in der Innenstadt machen Handwerk in der Ausführung überhaupt nicht möglich“, kritisiert die Designerin. Umso mehr schätzt sie die durchs Future Fashion Lab geschaffene „kleine industrielle Fertigungsfläche mitten in der Innenstadt“.