Hamburg. Marineschiff startet dramatische Rettungsaktion. Welcher Frachter betroffen ist. Wie es der Crew geht – und wie die Reederei reagiert.
Dramatische Szenen spielten sich in der Nacht zu Freitag vor der Küste Somalias ab: Das Handelsschiff „Basilisk“ der Hamburger Reederei Minship war von somalischen Piraten gekapert worden. Das Schiff fuhr mit 16,5 Knoten in nordöstliche Richtung, als sich unbekannte Angreifer mit Gewalt Zugang zu dem Handelsschiff im Indischen Ozean verschafften.
Piraten kapern Hamburger Frachter – Kriegsschiff eilt zu Hilfe
Ein Sprecher des Unternehmens Minmarine MPP Shipmanagment, ein Hamburger Tochterunternehmen von Minship, bestätigte dem Abendblatt, dass die „Basilisk“, ein 2013 gebauter Mehrzweckfrachter, attackiert worden sei. Dabei soll ein Mitglied der Besatzung verletzt worden sein, über die näheren Umstände ist bisher nichts bekannt.
Der Angriff soll etwa 420 Seemeilen (780 Kilometer) südöstlich von Merca in Somalia erfolgt sein. Die Angreifer hatten sich dem Frachter in zwei Booten genähert. Als die Piraten kamen, verließ die aus 17 internationalen Seeleuten bestehende Crew ihre Stationen und zog sich in den Schutzraum im Inneren des Frachters zurück und alarmierte die internationalen Schifffahrtsbehörden.
Spezialkräfte lassen sich an Deck abseilen
Ein Kriegsschiff des Marineverbands der Europäischen Union (EUNAVFOR), das im Zuge der Atalanta-Mission das Horn von Afrika bewacht, reagierte sofort und eilte zu Hilfe. Von einem Hubschrauber aus ließen sich bewaffnete Spezialkräfte auf das betroffene Schiff abseilen.
Doch die Piraten hatten die „Basilisk“ schon verlassen. Nach einer gründlichen Durchsuchung des Frachters konnte die Mannschaft den Schutzraum wieder räumen. Der verletzte Seemann befindet sich in einem stabilen Zustand und wird jetzt medizinisch betreut, teilte Atalanta mit.
Soldaten durchsuchen das Schiff
Die „Basilisk“ wird derzeit von einem Marineschiff begleitet und setzt ihre Reise fort. Das Schiff war auf dem Weg von Porto Grande (Kapverden) nach Jebel Ali (Vereinigte Arabische Emirate) als es zu dem Zwischenfall kam. Von der Atalanta-Mission hieß es am Freitagmittag, man habe während der ganzen Operation in Kontakt mit der eigenen Führung und mit der Reederei der „Basilisk“ gestanden.
Diese dankte den europäischen Marinekräften und dem Kapitän und der Crew des Frachters für ihre „Courage und das professionelle Verhalten“ während des Angriffs. Vertreter der Reederei würden das Schiff am Zielort erwarten, um die Crew zusätzlich zu unterstützen, sagte der Sprecher.
Unternehmen steuert Flotte von Hamburg und Bayern aus
Die 162 Meter lange und 25 Meter breite „Basilisk“ fährt unter libanesischer Flagge und stammt aus der Flotte der Hamburger Reederei Auerbach Schifffahrt. Diese hatte sich 2021 mit Minship zusammengeschlossen, einem weiteren Betreiber von Mehrzweckschiffen und Massengutfrachtern aus Schnaittenbach (Bayern). Das gemeinsame Unternehmen umfasst eine Flotte von 15 Schiffen und wird weiterhin von Hamburg und Bayern aus geführt.
Weitere Wirtschaftsthemen
- Strompreis Vattenfall: Mit wenigen Klicks können Kunden in Hamburg viel Geld sparen
- Schwächelnde Wirtschaft: Hamburgs Industriechef fordert „Agenda gegen den Abstieg“
- About You: Hamburger Modeplattform plant Revolution im Sortiment
Nachdem die Zahl der Piratenüberfälle in den vergangenen fünf Jahren abgeflaut war und Handelsschiffe vor allem Raketenangriffe von Huthi-Rebellen im Roten Meer fürchteten, kommt es nun vor der somalischen Küster wieder vermehrt zu Vorfällen. Im vergangenen Jahr gab es dem Versicherer Allianz zufolge weltweit 120 bekannt gewordene Piratenüberfälle, fünf mehr als 2022. Gefährlichste Region in dieser Hinsicht ist laut Allianz Commercial der Golf von Guinea an der Küste Westafrikas, gefolgt von der Straße von Singapur in Südostasien.