Hamburg. Nach Kreuzfahrtschiffen steht auch Frachtern umweltfreundliche Energieversorgung offen. Doch nur wenige sind bisher dafür ausgerüstet.

Der Containerterminal von Eurogate im Hamburger Hafen hat als erster in Europa eine Landstromversorgungsanlage für Containerschiffe regulär in Betrieb genommen. Im Beisein von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher, Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (beide SPD) und dem maritimen Koordinator der Bundesregierung, Dieter Janecek, wurde der 400 Meter lange Frachter „Vasco da Gama“ der französischen Reederei CMA CGM ans Stromnetz der Stadt angeschlossen.

„Die Hamburger lieben ihren Hafen, das hat der Hafengeburtstag wieder gezeigt. Sie lieben aber nicht die Emissionen, die die Schiffe im Hafen verbreiten“, sagte Tschentscher bei der Feierlichkeit auf dem Terminal. „Als erster Hafen in Europa bietet Hamburg Landstromversorgung für Kreuzfahrt- und Containerschiffe an. Ab 2025 verfügen alle großen Kreuzfahrt- und Containerterminals im Hamburger Hafen über Landstromanschlüsse. Das ist einmalig in Europa und ein großer Schritt bei der Senkung der CO2- und Schadstoff-Emissionen im Hamburger Hafen.“

Containerschiffe können in Hamburg nun Landstrom tanken

Die Anlage, die nun am Containerterminal Hamburg (CTH) in Betrieb gegangen ist, bietet Landstrom für die drei Großschiffsliegeplätze an und verfügt über Anschlüsse mit je 7,5 Megawatt Leistung. Sie versorgt die Schiffe mit Strom der Hamburger Energieweke (HEnW) aus dem öffentlichen Netz. Die Dieselmaschinen können dann abgeschaltet werden.

Bürgermeister Peter Tschentscher, seine Frau Eva-Maria Tschentscher und HPA-Geschäftsführer Jens Meier (v.r.) schauen von der „Vasco di Gama“ auf den Stromanschluss an Land hinab.
Bürgermeister Peter Tschentscher, seine Frau Eva-Maria Tschentscher und HPA-Geschäftsführer Jens Meier (v.r.) schauen von der „Vasco di Gama“ auf den Stromanschluss an Land hinab. © DPA Images | Christian Charisius

Vorausgegangen waren zahlreiche Tests und Umbauten. „Das ist nicht trivial, sondern verlangt besondere Voraussetzungen im Stromnetz“, sagte Tschentscher. „Dieses Projekt wurde gestartet, als noch viele Unsicherheiten bezüglich der Nutzung von Landstrom bestanden“, ergänzte der Geschäftsführer der Hamburg Port Authority (HPA), Jens Meier. Er dankte dem Bund und der Stadt für die finanzielle Unterstützung.

Hafen Hamburg: 100 Millionen Euro für Landstromanschlüsse

Insgesamt 100 Millionen Euro gibt Hamburg für die Landstromanschlüsse im Hamburger Hafen aus. Die Hälfte davon übernimmt der Bund. Die HPA wird in den kommenden Monaten weitere Anlagen, zum Beispiel am Containerterminal Burchardkai und Containerterminal Altenwerder, in Betrieb nehmen und das Angebot schrittweise ausweiten. Kreuzfahrtschiffe können am Terminal in Altona bereits seit 2017 mit Landstrom versorgt werden.

Landstromanlagen im Regelbetrieb gibt es derzeit nur in Long Beach, Kalifornien. Auch einige asiatische Häfen haben Anlagen installiert. Hamburgs System hat aber eine Besonderheit: Da Schiffe nicht immer exakt an gleicher Stelle anlegen, sind die Stromanschlüsse am Terminal beweglich. Dazu wurden extra Schienen und ein langer Kabelschacht auf die Hochwasserschutzmauer an den Kaianlagen montiert.

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Der Kreis der Nutzer ist aber derzeit noch gering. Etwa zehn Prozent der großen und kleinen Schiffe, die den Hamburger Hafen anlaufen, sind in der Lage ihren Energiebedarf im Hafen von Land aus zu decken. Allerdings wächst die Zahl, denn neu gebaute Schiffe sind alle landstromfähig. Bislang ist die Nutzung von Landstrom in der Europäischen Union freiwillig. Erst von 2030 an müssen sich Container- und Kreuzfahrtschiffe in den Häfen an Landstromanlagen anschließen lassen.

Zudem geht die HPA davon aus, dass Landstrom auch weiter genutzt wird, wenn Schiffe mit CO₂-freien Kraftstoffen versorgt werden. Deren Herstellung benötigt nämlich sehr viel Energie. Auf absehbare Zeit sei es deshalb kostengünstiger, den Strom während der Liegezeit im Hafen direkt von Land zu beziehen.