Hamburg. Städte-Studie mit überraschenden Ergebnissen: Gastronomie ist kaum von Bedeutung, dafür dominiert an der Elbe ein anderer Wunsch.
Die Mehrheit der Hamburger ist mit ihrer Wohnsituation zufrieden. Mit 52,7 Prozent der Befragten ist diese Gruppe zwar etwas kleiner als im bundesweiten Vergleich, wo sogar 58,9 Prozent auf die Frage „Was würden Sie am ehesten an Ihrer Wohnsituation ändern?“ antworten: „Ich würde nichts ändern. Ich bin zufrieden.“ Dennoch ist selbst das Hamburger Immobilienunternehmen DC Developments als Auftraggeber der Befragung von diesen hohen Werten überrascht.
„Wenn fast 60 Prozent zufrieden sind, müssten Stadtplaner und Projektentwickler einen guten Job gemacht haben“, sagte Lothar Schubert, Geschäftsführer von DC Developments, bei der Vorstellung der Studie, für die 10.000 Menschen befragt wurden. Doch darauf dürfe man sich nicht ausruhen. „Das Ergebnis ist auch eine Reaktion auf die Wohnungsnot in Städten“, glaubt Schubert. „Die Menschen wissen, dass es bei einem Umzug schlichtweg teurer wird. Deswegen können und wollen sich viele Menschen wohnlich gar nicht mehr verändern.“ Hinzu komme die große Erschöpfung infolge diverser Krisen, die die Veränderungsbereitschaft der Menschen hemme.
Eine Dachterrasse! Was sich die Hamburger für ihre Wohnung wünschen
Am ehesten ist noch der Wunsch nach einem effizienteren Grundriss bei gleicher Fläche ausgeprägt: Insgesamt 14,5 Prozent der Befragten gaben dies an, in Hamburg mit 18,2 Prozent sogar etwas mehr. Immer größere Bedeutung bekämen aufgrund des knapper werdenden Wohnraums Sharing-Konzepte, so Schubert, der bei der Gelegenheit für das DCD-Projekt „Eleven Decks“ in der HafenCity warb. Dort würden die Wohnungsbesitzer bewusst auf ein Zimmer verzichten, um im Gegenzug Gemeinschaftsflächen nutzen zu können. So habe man dort 38 Wohnungen mehr schaffen können.
Ganz oben auf der Wunschliste der befragten Hamburgerinnen und Hamburger steht aber etwas ganz anderes: Auf die Frage, um welche Flächen Eigentümer von Eigentumswohnungen diese gern erweitern würden, ragt unter fünf Antwortmöglichkeiten die Dachterrasse (mit Sitzmöbel und Grill) weit heraus: 49,5 Prozent wünschen sich so eine Möglichkeit, in luftiger Höhe entspannen zu können. Das liegt nicht nur deutlich über dem bundesweiten Wert (40 Prozent), sondern ist auch der mit Abstand höchste Wert unter den sogenannten Top-8-Städten.
Einkaufsmöglichkeiten, viel Grün und guter ÖPNV: Das macht Städte attraktiv
Zum Vergleich: In Frankfurt (29,8 Prozent) und Stuttgart (29,7 Prozent) ist das Interesse an einer Dachterrasse deutlich geringer. Auch in München und Berlin liegt es nur bei rund 41 Prozent. Über die Gründe gibt die Studie leider keine Auskunft. Aber offensichtlich lassen die Hamburger besonders gern den Blick über ihre Stadt schweifen.
Überraschend waren für Lothar Schubert und sein Team auch die Antworten auf die Frage, was eine attraktive Stadt ausmache. Hinter „Einkaufsmöglichkeiten“ (von 54,3 Prozent genannt) folgt mit 45,8 Prozent schon der Wunsch nach Grünflächen und nur knapp dahinter ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr (44,2 Prozent). „Das ist die Bauanleitung für attraktive Städte: Schafft Grün und schafft einen guten ÖPNV“, so Schubert.
Viele Hamburger wünschen sich einen Rückzugsort statt ständigen Trubel
Unter zehn Antwortmöglichkeiten folgt auf Platz vier (37,8 Prozent der Befragten) der Wunsch nach einem „Rückzugsort“ oder einem „Ruheort im Haus“. Passend dazu sind typisch großstädtische Attribute kaum gefragt: „Vielfältige Freizeitangebote“ sind nur 9,1 Prozent der Befragten wichtig, Internationalität nur 4,0 Prozent, und „rund um die Uhr belebt“ wünschen sich nur 1,8 Prozent ihre Stadt.
Besonders auffällig: Eine vielfältige Gastronomie bedeutet den Menschen kaum noch etwas. Hatten vor zwei Jahren noch 42,3 Prozent der Befragten das als Bedingung für eine attraktive Stadt genannt, sind es aktuell nur noch 14,7 Prozent. In Hamburg sind es mit 12,7 Prozent sogar noch etwas weniger. Ohnehin sieht das Ranking in der Hansestadt etwas anders aus als bundesweit: An der Elbe steht der Wunsch nach einem gut ausgebauten ÖPNV mit 60,4 Prozent an der Spitze, gefolgt von guten Einkaufsmöglichkeiten (57,8 Prozent), Grünanlagen (53,7) und den Rückzugsorten (34,4).
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Neue Bedeutung haben die Energiekosten gewonnen: Fast 60 Prozent der Befragten (Hamburg: 61,3 Prozent) achten bei der Wohnungssuche auf die Warmmiete, nur 17 Prozent schauen auf die Kaltmiete, so die DCD-Studie. Schubert forderte daher mehr Transparenz: „Den Menschen müssen geeignete Werkzeuge an die Hand gegeben werden, damit sie ihre Verbräuche im Blick behalten und Einsparpotenzial erkennen. Was beim Auto geht, muss auch beim Wohnen funktionieren.“