Hamburg. Hackerangriff kostete das Biotech-Unternehmen im vergangenen Jahr viel Geld. Aktienkurs stürzt nach Bilanzzahlen ab.
Beim Hamburger Evotec-Konzern begann das neue Jahr mit einem Paukenschlag: Der langjährige Vorstandsvorsitzende Werner Lanthaler beendete seine Tätigkeit bei dem Unternehmen vorzeitig, schied mit sofortiger Wirkung aus. Sein Vertrag lief eigentlich noch bis zum Frühjahr 2026.
Zunächst war von einem freiwilligen Rücktritt „aus persönlichen Gründen“ die Rede, doch wenig später wurde bekannt, dass Evotec seinem vormaligen Topmanager „Fehlverhalten“ vorwirft. Lanthaler habe private Geschäfte mit Evotec-Aktien dem Unternehmen erst nachträglich und teils Jahre später gemeldet.
Biotech-Konzern: Nach Rauswurf des Chefs findet Evotec neuen CEO
Bei der Suche nach einem Nachfolger ist der Biotech-Konzern jetzt fündig geworden. Der Aufsichtsrat habe Christian Wojczewski zum neuen CEO ernannt, teilte das Unternehmen mit. Der promovierte Chemiker soll den Konzern, der Wirkstoffforschung für die Pharmaindustrie betreibt, vom 1. Juli an führen. Der aktuelle Interims-CEO Mario Polywka gehe dann in den Ruhestand, hieß es. Mit Wojczewski gewinne Evotec „einen erfahrenen CEO aus der Healthcare-Branche mit außerordentlichen Erfolgen in der Transformation von Unternehmen“, so der Aufsichtsrat.
Wojczewski hatte in der Vergangenheit die Medizingase-Sparte von Linde und das Medizingeräte-Unternehmen Mediq, geleitet. Bei Evotec soll er nun einen Wandel einleiten. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für 2023 am Mittwoch kündigte das Unternehmen „eine Neuausrichtung seiner Prioritäten“ an. Das Ziel sei, „das Geschäft zu optimieren, um der sich verändernden Marktnachfrage gerecht zu werden und sich auf profitables Wachstum im Jahr 2024 und darüber hinaus zu konzentrieren“, hieß es. Evotec stellte „Anpassungen bei Größe und Standorten“ in Aussicht.
Evotec: Aktienkurs stürzt nach Bilanzvorlage ab
Im vergangenen Jahr hatte der Konzern seinen Umsatz zwar um knapp 30 Millionen Euro auf 781 Millionen Euro gesteigert. Doch der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging deutlich auf 66,4 Millionen Euro (Vorjahr 101,7 Millionen) zurück. Das Unternehmen war im vergangenen Jahr Opfer eines Hackerangriffs geworden, der allein im zweiten Quartal Kosten von fast 40 Millionen Euro verursachte.
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Der Gewinn fiel damit niedriger aus als von Analysten erwartet. Nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen folgte am Mittwoch der nächste Paukenschlag. Die Aktie des MDAX-Konzerns brach massiv ein. Der Kurs stürzte am Vormittag um mehr als 30 Prozent auf deutlich unter 10 Euro ab. Zu Jahresbeginn und vor dem Ende der Ära Lanthaler hatte er noch mehr als 20 Euro betragen.