Hamburg. Er soll nach Angaben der Aufsichtsratsvorsitzenden des Hamburger Unternehmens ungenehmigte Aktientransaktionen getätigt haben.

Es war ein äußerst ungewöhnlicher Vorgang: In den Tagen und Wochen vor der überraschenden Bekanntgabe des Rücktritts des Vorstandsvorsitzenden Werner Lanthaler am 3. Januar hat das Hamburger Biotechnologieunternehmen Evotec eine größere Zahl lange zurückliegender Kauf- und Verkaufstransaktionen in Evotec-Aktien veröffentlicht. Sie reichten bis Mai 2021 zurück. Dabei müssen solche Insiderhandelsgeschäfte stets innerhalb weniger Tage bekannt gegeben werden.

In einer Telefonkonferenz hat sich die Evotec-Aufsichtsratschefin Iris Löw-Friedrich am Montag dazu geäußert. Das Unternehmen habe „sehr strikte Regeln“ für Insider-Aktientransaktionen von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern und es gebe entsprechende Unterweisungen für diese, sagte Löw-Friedrich. Zu diesen Regeln gehöre auch, dass man vor einem Handel mit Anteilsscheinen des Unternehmens eine interne Vorabgenehmigung einholen müsse. Lanthaler habe sich an dieses Verfahren „ganz klar nicht gehalten“, so die Aufsichtsratsvorsitzende.

Lanthaler hat Evotec-Aktien für Millionenbeträge gekauft und verkauft

Im Dezember habe Lanthaler den Aufsichtsrat „aus persönlichen Gründen“ gebeten, den eigentlich noch bis März 2026 laufenden Vorstandsvertrag zu beenden, außerdem habe er „parallel dazu“ dem Unternehmen die Aktientransaktionen, die sich über drei Jahre erstreckten, gemeldet, hieß es. Löw-Friedrich erwartet nach eigenen Worten nicht, dass von Aufsichtsbehörden aktienrechtliche Schritte gegen Evotec unternommen werden. Nach Berechnungen der Wirtschaftsnachrichtenagentur Reuters hat Lanthaler in den Jahren von 2021 bis 2023 Evotec-Aktien für rund 4,8 Millionen Euro gekauft und Papiere für sieben Millionen Euro verkauft.

In der halbstündigen Telefonkonferenz mit Aktionärsvertretern ging die Aufsichtsratsvorsitzende klar auf Distanz zu Lanthaler, der fast 15 Jahre lang an der Vorstandsspitze stand. Während es am 3. Januar noch hieß, er werde „dem Aufsichtsrat des Unternehmens weiterhin als strategischer Berater zur Verfügung stehen“, sagte Löw-Friedrich jetzt, Lanthaler werde keine beratende Rolle spielen. Es gebe keine Pläne, ihn weiter in Angelegenheiten der Firma einzubinden.

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Als Reaktion auf den Abgang Lanthalers war die Evotec-Akte am 3. Januar um fast 20 Prozent abgestürzt. Der Interims-Chef Mario Polywka bestätigte am Montag abermals die Geschäftsprognosen des Unternehmens. Evotec werde sich in der nächsten Zeit auf „profitables Wachstum“ der Kernbereiche konzentrieren. Das Unternehmen untersucht im Auftrag von Pharmakonzernen eine Vielzahl von Substanzen auf ihre medizinische Wirksamkeit hin.