Hamburg. Hamburger Drogeriekette schreibt 2022 gerade noch schwarze Zahlen. Die Gründe sind vielfältig. Budnikowsky plant drei neue Standorte.
- Budnikowsky verzeichnet massiven Einbruch des Jahresergebnisses
- Dennoch plant die Hamburger Drogeriemarktkette neue Filialen
- Dabei gibt es eine Premiere in einem beliebten Ort an der Ostsee
- Auch im Überseequartier in der HafenCity ist ein neuer Standort geplant
Bei der Drogeriemarktkette Budnikowsky spricht man nicht gerne öffentlich über Geschäftszahlen. Die Konkurrenz liest schließlich mit. Heftige Preiskämpfe und immer neue Filialeröffnungen der Rivalen hatten den Hamburger Marktführer gegenüber den deutlich größeren Ketten Rossmann und dm lange Zeit in die Defensive gebracht. Aber das Familienunternehmen kämpfte sich schließlich mit neuen Ideen und einer Einkaufskooperation mit Edeka zurück in die Gewinnzone.
Jetzt zeigt sich, dass der Weg zum Marathon wird. Der erst kürzlich im Bundesanzeiger veröffentlichte Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2022 offenbart bei leichten Umsatzsteigerungen von 2,1 Prozent auf 457 Millionen Euro einen massiven Einbruch des Jahresergebnisses. Standen im Jahr 2021 noch 4,7 Millionen Euro unter dem Strich, waren es 2022 nur 119.000 Euro – ein Minus von 97 Prozent. „Das Jahresergebnis liegt damit unterhalb der erwarteten moderaten Weiterentwicklung des Jahresergebnisses“, heißt es dazu im Lagebericht.
Budnikowsky: Gewinn bricht ein, neue Filialen geplant
Dass das Geschäftsjahr nach der Corona-Pandemie, in der viele Läden über Monate geschlossen waren und Supermärkte und Drogisten zu den wenigen geöffneten Ausnahmen gehörten, nicht einfach werden würde, hatte Geschäftsführer Christoph Wöhlke bereits im Sommer 2022 prognostiziert. „Die Warenverfügbarkeit und Preiserhöhungen machen uns Probleme“, hatte er damals im Abendblatt-Interview gesagt. Jetzt äußerten er und sein Co-Geschäftsführer Carsten Neumann sich auf Abendblatt-Anfrage zu den Gründen für den Gewinneinbruch nicht erneut.
Im vorgelegten Jahresabschluss heißt es, der Ukraine-Krieg mit der anziehenden Inflation habe zu steigenden Einkaufspreisen geführt, die wegen der Kaufzurückhaltung der Verbraucher verspätet und nicht vollständig weitergegeben werden konnten. Auch habe die Inflation zur Konsumzurückhaltung und zur Orientierung der Kunden Richtung preiswerterer Produkte und Eigenmarken beigetragen, während teurere Produkte in den Budni-Märkten wie das umfangreiche Naturkosmetik-Sortiment weniger gekauft wurden. Dazu seien gestiegene Personalkosten und Sondereffekte aus dem Betrieb von Corona-Testzentren gekommen.
Klar ist: Der Druck in dem hart umkämpften Markt ist hoch. Auch andere Drogerieketten weisen in ihren Jahresabschlüssen 2022 deutlich gestiegene Materialaufwendungen und höhere Personalkosten aus. Trotzdem konnte etwa Wettbewerber Rossmann Umsatz und Ergebnis in dem betreffenden Jahr steigern.
Budnikowsky: Einkauf über Gemeinschaftsfirma mit Edeka
Budni, wie die insgesamt 187 Drogeriemärkte in der Metropolregion Hamburg, in Berlin und auf Sylt von treuen Kunden liebevoll genannt werden, ist im hart umkämpften Drogeriemarkt deutschlandweit die Nummer vier. Dass der 1912 gegründete Traditionsbetrieb nach wirtschaftlich schwierigen Jahren mithalten kann, hat mit dem Zusammenschluss mit Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka zu tun. 2017 hatte die Inhaberfamilie Wöhlke einen Strategiewechsel eingeleitet. Beide Unternehmen hatten im Jahr darauf Einkauf, Sortiment und Marketing in der gemeinsamen Budni Handels- und Service GmbH & Co. KG gebündelt, um günstigere Preise beim Einkauf zu erreichen.
Edeka gibt nun mit knapp 75 Prozent Anteil an der Einkaufsgesellschaft den Kurs vor. Das macht sich auch im Sortiment der Budni-Drogerien zunehmend bemerkbar. Das Markenangebot wurde verändert, die Gemeinschaftsgesellschaft platzierte etwa im Preiseinstiegssegment Eigenmarken der Discounter-Tochter Netto wie Priva (Putzmittel), Favora (Hygienepapier), Diadent (Zahnpflege) oder Attica (Tierfutter). Trotzdem bietet Budni eigenen Angaben zufolge mit 25.000 Artikeln nach wie vor das größte Warensortiment im Wettbewerbsumfeld.
Budnikowsky expandiert in Berlin
In dritter und vierter Generation weiterhin im Besitz der Familie Wöhlke ist die Stammgesellschaft Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG, die vergleichbar mit Edeka-Kaufleuten im Lebensmittelbereich die Drogeriemärkte in Hamburg und Umgebung sowie in Berlin betreibt. In die Expansion in der Hauptstadt hatte das Unternehmen 2022 mit der Eröffnung von fünf neuen Läden stark investiert. Aktuell gibt es in Berlin neun Budni-Filialen in Familienregie. Die angestrebte bundesweite Expansion mit Edeka hat die Erwartungen allerdings nicht erfüllt. In der Edeka-Region Südwest gibt es derzeit noch Budni-Märkte, die von Edeka-Kaufleuten betrieben werden. Zusätzlich wurde inzwischen das Shop-in-Shop-Konzept Budni-Beautybox entwickelt und deutschlandweit an den Start gebracht.
Auch zum Geschäftsjahr 2023 machte die Budnikowsky-Stammgesellschaft auf Abendblatt-Anfrage keine Angaben. Erwartet worden waren laut Konzernabschluss „Umsätze deutlich über dem Vorjahr liegenden Niveau“. Dabei sollten durch „moderate, kundenakzeptable Steigerungen der Ladenverkaufspreise die Steigerung der Einkaufspreise aufgefangen werden“. Zudem sollte durch Sortimentsoptimierungen und Effekte aus dem gemeinsamen Einkauf mit Edeka die Ertragsspanne gesteigert werden. Ob dies 2023 gelungen ist? Kein Kommentar dazu von Budnikowsky.
Budnikowsky: drei neue Filialen und Tochtergesellschaft Pet Shop Boyz
Nicht sparen will das Unternehmen offenbar bei Investitionen in die Modernisierung der bestehenden Filialen, in neue Kassensysteme und in die Digitalisierung. Neue Filialen sollen in diesem Jahr zudem im Westfield-Überseequartier in der Hamburger HafenCity, in Berlin sowie in Timmendorfer Strand eröffnet werden. In dem schleswig-holsteinischen Ostseebad ist es der erste Budni-Markt, bisher gibt es dort eine Rossmann-Filiale.
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Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit hatte die Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG zudem im September 2022 mit der neuen Tochtergesellschaft Pet Shop Boyz Neuland betreten. Das Unternehmen ist auf Tierbedarf spezialisiert und hat derzeit drei Filialen in St. Georg und Eppendorf sowie in Tinnum auf der Insel Sylt. Gegründet worden war Pet Shop Boyz 2011 von zwei Hamburgern.