Hamburg. Die Hamburger Drogeriemarktkette Budnikowsky expandiert von Hamburg in die Hauptstadt und kehrt in die Gewinnzone zurück.

Christoph Wöhlke ist im Moment häufig in Berlin. Erst Ende vergangener Woche hat der Geschäftsführer des Drogeriehändlers Budnikowsky mitten im schicken Charlottenburg wieder eine neue Filiale eröffnet. Noch in diesem Monat kommt ein weiterer Markt im benachbarten Wilmersdorf dazu. „Wir wollen in Berlin ein zweites Vertriebsstandbein aufbauen“, sagt der Geschäftsführer der Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG.

Insgesamt betreibt die Stammgesellschaft der Drogeriekette dann acht Standorte in Berlin. Allein in diesem Jahr kommen sechs neue Märkte dazu – darunter in Toplagen wie in der Friedrichstraße in Berlin-Mitte und in unmittelbarer Ku’damm-Nähe in der Rankestraße. Erstmals in seiner mehr als 100-jährigen Geschichte setzt das Hamburger Traditionsunternehmen den Fokus damit außerhalb des Stammgebiets im Norden Deutschlands.

Budni: Berlin ist lukrativer Markt

„Inzwischen fühlen wir uns sehr heimisch in der Hauptstadt“, sagt Christoph Wöhlke, der die Familienfirma gemeinsam mit Carsten Neumann und seinem Vater Cord Wöhlke leitet. Bereits 2018 waren die Hamburger im beliebten Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg mit den ersten beiden Budni-Märkten gestartet. Dann folgte eine lange Pause, die sich mit der Neuausrichtung des Unternehmens nach dem Zusammenschluss mit dem Handelsriesen Edeka erklärt – und mit der Corona-Pandemie. Seit Ende 2021 geht es Schlag auf Schlag.

„In Berlin ist mehr Luft für Wachstum, wenn man den Anteil der Drogeriemärkte in der Stadt betrachtet“, sagt Budnikowsky-Chef Wöhlke. Zudem habe sich gezeigt, dass Budni ein Angebot schaffe, das es so in der größten Stadt Deutschlands bislang nicht gebe. Die Nummer vier auf dem deutschen Drogeriemarkt tritt mit einem regionalisierten Konzept gegen die Konkurrenten dm, Rossmann und Müller an. „Unsere Läden mit der Ausrichtung auf die direkte Nachbarschaft werden von den Kunden gut angenommen.“

Budni in Berlin: Millionen-Investitionen

Wie wichtig den Wöhlkes die Expansion ist, zeigt eine Personalie: Nicolas Wöhlke, jüngster Sohn von Mehrheitsgesellschafter Cord Wöhlke, zeichnet in einer neu gegründeten Tochterfirma für die Expansionsstrategie des Unternehmens verantwortlich. Für dieses Jahr sind zunächst keine über die bereits geplanten Eröffnungen hinaus vorgesehen. „Es ist ja nicht mit der Anmietung eines Ladenlokals getan.

Die größere Herausforderung ist der Betrieb“, sagt Geschäftsführer Christoph Wöhlke. Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssten gewonnen und auf die „Budni-Philosophie“ eingestimmt werden. „Es läuft gut. Wir trauen uns weitere Filialen in Berlin zu.“ Zum Ende des vergangenen Jahres hatte die Inhaberfamilie angekündigt, 2022 etwa drei Millionen Euro in Berlin zu investieren und 140 Mitarbeiter zu beschäftigen.

Nord- und Ostsee als Entwickungsregionen

In Hamburg und Umgebung, wo die Gesellschaft mit knapp 190 Märkten engmaschig vertreten ist, drückt die Geschäftsführung bei Neueröffnungen dagegen auf die Bremse. Gerade mal neue Standorte in Tostedt (Landkreis Harburg) und Wedel (Kreis Pinneberg) gibt es 2022. Ansonsten werden bestehende Filialen modernisiert und an das neue Ladenkonzept angepasst. Als weitere Entwicklungsregionen sieht Budnikowsky die Feriengebiete an der Nord- und Ostsee.

Dass der Drogeriemarkthändler nach wirtschaftlichen schwierigen Jahren wieder auf Wachstumskurs ist, hat mit dem Zusammenschluss mit Deutschlands größtem Lebensmittelhändler Edeka zu tun. 2017 hatte die Inhaberfamilie einen Strategiewechsel eingeleitet, beide waren im Jahr drauf in der gemeinsamen Budni Handels- und Service GmbH & Co. KG Einkauf, Sortiment und Marketing gebündelt, um günstigere Preise beim Einkauf zu erreichen.

Edeka gibt mit knapp 75 Prozent Anteil an der Gesellschaft inzwischen den Kurs vor. Das macht sich im Sortiment der Budni-Drogerien deutlich bemerkbar. Das Markenangebot wurde reduziert, stattdessen platzierte die Gemeinschaftsgesellschaft etwa im Preiseinstiegssegment Eigenmarken der Discounter-Tochter Netto wie Priva (Putzmittel), Favora (Hygienepapier), Diadent (Zahnpflege) oder Attica (Tierfutter).

Budni-Stammgesellschaft in Gewinnzone

Der Budnikowsky-Stammgesellschaft im Besitz der Familie Wöhlke, die vergleichbar mit Edeka-Kaufleuten im Lebensmittelbereich die Drogeriemärkte in Hamburg und Umgebung betreibt, schreibt inzwischen wieder schwarze Zahlen. 2020 hatte sich die Iwan Budnikowsky GmbH & Co. KG bei einem Umsatz von 449 Millionen Euro aus den roten Zahlen herausgearbeitet. „2021 ist das Ergebnis besser. Wir haben Gewinn erzielt“, sagt Christoph Wöhlke. Konkrete Geschäftszahlen nennt er nicht. 2022 sei die Entwicklung allerdings weniger positiv. „Die Warenverfügbarkeit und Preiserhöhungen machen uns Probleme.“

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Zu dem gemeinsamen Konzept mit Edeka gehört auch die bundesweite Ausweitung von Budni-Filialen. 50 neue Märkte unter Edeka-Regie hatte Geschäftsführer Markus Mosa vor gut vier Jahren als Zielmarke ausgegeben. Davon ist das Unternehmen weit entfernt. Aktuell betreiben die Edeka-Großhandlungen in den Regionen Minden-Hannover, Südwest und Nordbayern-Sachsen-Thüringen insgesamt nur zehn Budnis. „Der Fokus aller internen Aktivitäten lag bislang vor allem auf der gemeinsamen Entwicklung und Optimierung des neuen Budni-Filialkonzeptes“, so ein Edeka-Sprecher dazu auf Abendblatt-Anfrage. Konkret wird er auch für die Zukunft nicht: Für die kommenden Jahre seien weitere Neueröffnungen in verschiedenen Regionen geplant.

In Berlin und Potsdam gibt es inzwischen drei Budni-Märkte unter Edeka-Regie, eine weitere Eröffnung ist in den nächsten Monaten geplant. Christoph Wöhlke sieht das positiv. „Das ist keine Konkurrenz. Wir arbeiten bei der Expansion partnerschaftlich zusammen.“ Ende des Monats sind mit der Wilmersdorfer Neueröffnung insgesamt elf Budni-Drogerien in Berlin. „In einer großen Stadt ist das wenig. Jede weitere Filiale hilft, den Namen bekannt zu machen.“