Hamburg. Hamburger Drogeriemarktkette setzt auf einen Sortimentsumbau. Das soll Kosten senken und den Gewinn steigern.

Als die Drogeriemarktkette Budnikowsky im vergangenen Sommer einen Standort in Winterhude als Testfiliale eröffnete, gab es gleich mehrere Neuerungen. Das bekannte blau-weiße Budni-Logo ist leicht modifiziert worden und hat als zusätzliche Farbe Orange dazubekommen. Im Laden sind neue Regale verbaut und für die Kunden Kassen zum Selbstscannen aufgestellt. Über ein Wegweisersystem werden die Kunden zudem über die Nachhaltigkeit von Produkten informiert.

Das neue Konzept, das in den nächsten Jahren in allen Märkten ausgerollt werden soll, war die erste sichtbare, größere Gemeinschaftsaktion mit dem Edeka-Verbund, mit dem Budnikowsky über eine von dem großen Handelsunternehmen dominierte Einkaufs- und Servicegesellschaft eng verknüpft ist. Aber es ist sicher nicht die letzte. Vier Jahre nach dem Start der Kooperation zeigt sich, wie Edeka dem Hamburger Traditionsunternehmen seinen Stempel aufdrückt.

Budnikowsky: Neue Marken in den Regalen

Wer regelmäßig in einem der etwa 180 Budnikowsky-Märkte einkauft, wird es vermutlich schon beobachtet haben: Seit einiger Zeit liegen in den Regalen eine Reihe neuer Marken. Günstiges Toiletten- und Küchenpapier heißt jetzt Favora. Im Bereich Waschen, Putzen, Reinigen gibt es Priva, bei der Damenhygiene Sophie. Es handelt sich dabei um Discountermarken, die bislang nur bei der Edeka-Tochter Netto verkauft wurden.

Was im Moment noch ein zusätzliches Angebot ist, soll künftig die bisherigen Budnikowsky-Eigenmarken ersetzen, hieß es von Edeka auf Nachfrage des Abendblatts. Weitere Beispiele finden sich unter anderem bei den freiverkäuflichen Arzneimitteln, bei denen die Netto-Eigenmarke Curafit die BudniPlus-Artikel ablöst. Auch die Discounter-Zahnpflege Diadent gibt es bei Budnikowsky jetzt ebenso wie Attica-Katzenfutter und Pablo-Hundeleckerli.

Wirtschaftliche Gründe für neue Marken bei Budni

Hintergrund der Sortimentsveränderung sind handfeste wirtschaftliche Gründe. Offenbar gab es bei den Budni-Marken nicht genug Marge beim Einkauf, hatten Insider gegenüber dem Branchenblatt „Lebensmittelzeitung“ gesagt.

In der neuen Marken-Allianz könne Budnikowsky von dem Volumen der gut 4200 Netto-Märkte im Land partizipieren, bessere Gewinnspannen einfahren – und in der Folge auch niedrigere Preise anbieten. Dass die Wahl auf die Netto-Eigenmarken gefallen war, hat vor allem einen Grund: Die Herkunft ist in den Handelsnamen nicht erkennbar. Auch unter dem Herstellernachweis taucht Netto nicht auf.

Bei Budni sieht man Vorteile in der neuen Strategie

Für die Hamburger, die zwar regional stark verwurzelt aber bundesweit auf Platz vier der Drogeriewarenanbieter rangieren, ist das ein wichtiges Argument im beinharten Konkurrenzkampf mit den Konkurrenten Rossmann, dm und Müller sowie mit dem stetig wachsenden Drogerieangebot von Aldi, Lidl & Co.

Das Unternehmen, das von der Inhaberfamilie Wöhlke geführt wird und das Filialgeschäft in der Metropolregion sowie an zwei Berliner Standorten betreibt, war 2016 in die roten Zahlen gerutscht. Im Corona-Jahr 2020 war es dem Stammunternehmen mit Umsatzzuwächsen von bis zu 6,4 Prozent nach einem mehrjährigen Restrukturierungsprozess dann gelungen, zurück in die Gewinnzone zu gelangen.

Budnikowsky-Geschäftsführer Christoph Wöhlke setzt auf Sortimentsumbau.
Budnikowsky-Geschäftsführer Christoph Wöhlke setzt auf Sortimentsumbau. © Andreas Laible / FUNKE Foto Services

„Vorteil der Partnerschaft ist, dass unternehmensübergreifende Vorteile im Warengeschäft genutzt werden“, heißt es bei Edeka. Grundsätzlich sei das Bestreben, den Kunden ein modernes und vielfältiges Angebot zu einem guten Preis-Leistungsverhältnis zu bieten. Man habe das Drogeriesortiment in den vergangenen Jahren mit hoher Dynamik weiterentwickelt. Davon profitiere nun auch Budnikowsky extrem, so die Edeka-Sicht. Man sei jetzt dort angelangt, wo man mit der Kooperation hinwolle.

Budni-Chef Wöhlke setzt auf Sortimentsumbau

Die starke Marke Budni, verbunden mit der bundesweiten Waren- und Handelskompetenz von Edeka, sei „die Basis für ein wettbewerbsfähiges Drogeriemarktkonzept“. Auch bei Budnikowsky sieht man vor allem Vorteile durch den Sortimentsumbau. „Die Zusammenarbeit mit Edeka garantiert Eigenmarken bester Qualität zum besten Preis“, sagt Geschäftsführer Christoph Wöhlke dem Abendblatt. Das gesammelte Know-how beider Unternehmen fließe in die Entwicklung der aktuellen Eigenmarken ein, unter anderem auch, weil sie im Wesentlichen weiterhin durch das bisherige Team geführt würden.

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Eine besondere Rolle soll dabei die neue Budni-Eigenmarke Joolea spielen, die Ende des vergangenen Jahres als Ersatz für die wenig beliebten Cremes und Seifen von BudniCare ins Kosmetiksortiment aufgenommen worden war. Die Verwandtschaft des neuen Namen mit der beliebten dm-Eigenmarke Balea kommt nicht von ungefähr.

Budnikowsky hatte die Produkte aufgrund einer früheren Kooperation ebenfalls lange erfolgreich verkauft. Unklar ist, ob umgekehrt auch Budni-Marken in die Regale der Läden des Edeka-Verbundes wandern könnten. Bislang ist das nur bei der Naturkosmetik-Linie Blüte-Zeit der Fall, eine Weiterentwicklung des Budni-Vorgängers Aliqua.

Pioniermarkt ist seit Ende Februar geschlossen

Zur weiteren Zukunft sowie zur Expansionsplanung äußerte sich Edeka auf Anfrage nicht. Offenbar laufen die Budni-Märkte, die die Supermarktkette Edeka in eigener Regie eröffnet hatte, aber nicht so gut wie geplant. Der Pioniermarkt in Bremerhaven, den die Regionalgesellschaft Edeka Minden-Hannover gestartet hatte, ist zwei Jahre nach der feierlichen Eröffnung seit Ende Februar geschlossen.

Von dem einstigen Expansionsziel mit bundesweit 50 neuen Budnis pro Jahr ist Edeka zudem auch weiterhin weit entfernt. Insgesamt gibt es nicht mal ein Dutzend. Aktuell plant die Regionalgesellschaft Minden-Hannover zwei neue Budni-Märkte in Berlin. Dort will auch das Hamburger Original mehrere neue Standorte eröffnen, hatte Budnikowsky-Geschäftsführer vor Kurzem dem Abendblatt gesagt.