Hamburg. Industrie ersetzt teure Zutaten in Produkten zunehmend durch billige Alternativen. Welche neuen Fälle es gibt – eine Auswahl.

Die Packung hat weniger Inhalt, aber der Preis bleibt gleich oder wird sogar noch erhöht. Für solche weit verbreiteten, versteckten Preiserhöhungen bei Lebensmitteln ist der Begriff „Shrinkflation“ den meisten Verbrauchern inzwischen geläufig. Die Verbraucherzentrale Hamburg und ihr Lebensmittelexperte Armin Valet decken solche Mogelpackungen seit Langem auf und prangern sie regelmäßig an.

Nutella, Granini und Co: So tricksen die Lebensmittelhersteller

Immer wieder stoßen die Verbraucherschützer aber auch auf einen anderen Trick der Lebensmittelindustrie, mit dem die Käufer hinters Licht geführt werden: Die Hersteller sparen an wertvollen und teuren Zutaten, verringern deren Anteil in einem Produkt oder ersetzen sie durch billigere Alternativzutaten. Auch dafür gibt es inzwischen einen Begriff: „Skimpflation“. Er leitet sich vom englischen „skimp“ her, was „knausern“ oder „einsparen“ bedeutet. „Wasser statt Orangensaft, weniger passierte Tomaten in der Tomatensuppe oder Fleischklöpse mit weniger Schweinefleisch sind für uns Qualitätsdumping. Die Lebensmittelkonzerne wollen Rohstoffkosten sparen“, sagt Valet.

„Skimpflation“: So wird bei teuren Zutaten gespart

Er dokumentiert auf der Internetseite der Verbraucherzentrale jetzt eine Reihe neuer „Skimpflation“-Fälle.

  • Im Sahne-Geschnetzelten der Edeka-Billigmarke Gut & Günstig beträgt der Fleischanteil statt 32 nur noch 24 Prozent. Dafür sind etwas mehr Pilze und Sahne enthalten, die aber preiswerter seien.
  • In der Serbischen Bohnensuppe von Erasco hat sich der Anteil von passierten Tomaten von 31 auf 25 Prozent reduziert. Zudem finde sich in der Zutatenliste kein Speck mehr.
  • Und im Hühnernudeleintopf von Sonnen Bassermann befinden sich nach den Erkenntnissen der Verbraucherschützer nun statt 35 Prozent Nudeln nur noch 26 Prozent in einer Dose.

Trick der Hersteller: Weniger Frucht in Schorle und Saft

Auch andere namhafte Hersteller sparen demnach an teuren Zutaten und Qualität: Unter anderem weniger Marzipan in Schokolade von Moser Roth, mehr Wasser, aber weniger Fruchtanteil in Schorlen und Säften von Adelholzener und Granini, geringerer Kartoffelanteil in tiefgefrorenen Puffern von Ja!, konnten die Verbraucherschützer beim Vergleich alter und neuer Zutatenlisten bereits nachweisen.

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Bisweilen gehen „Shrinkflation“ und „Skimpflation“ einher. So enthält die gängige Packung des Kaergarden-Streichfetts seit einiger Zeit nur noch 200 Gramm statt 250 Gramm. Zudem hat der Hersteller Arla den Anteil von Butter und von Rapsöl reduziert.

„Skimpflation“: Der Fall Nutella

Ganz neu ist das Phänomen der Qualitätsreduzierung allerdings nicht: Dem Nutella-Hersteller Ferrero wies die Verbraucherzentrale durch Labortests bereits 2018 nach, dass er den Kakaoanteil in dem Schokoaufstrich reduziert hat und stattdessen mehr Magermilchpulver verwendet.