Hamburg. Hamburger Verbraucherschützer Armin Valet moniert, dass Händler und Hersteller gesunkene Kosten nicht an die Kunden weitergeben.

Innerhalb von zwei Jahren hat sich der Preis für Toastbrot um mehr als 70 Prozent verteuert: Statt 69 Cent verlangen Aldi, Edeka und Rewe nun 1,19 Euro für 500 Gramm des Weichbrots bei ihren Eigenmarken, ergab ein Preischeck unserer Redaktion.

Ist der Aufschlag gerechtfertigt? Nein, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg: „Für so einen starken, in Richtung Verdoppelung gehenden Anstieg der Preise sehe ich überhaupt keine Veranlassung.“

Aldi, Edeka, Rewe im Check: Toast und Frischkäse teuer – Experte hält Preise für zu hoch

Natürlich seien für die Hersteller die Kosten für Energie, Personal und Rohstoffe insbesondere als Folge des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine gestiegen. Allerdings gibt es auch schon wieder rückläufige Effekte. So sank der Preis für Weizen von seinem Hoch von mehr als 400 Euro pro Tonne im Frühjahr 2022 deutlich und liegt jetzt bei gut 230 Euro.

Für ihn sei das Toastbrot ein Beispiel, bei dem Hersteller und Händler den Schwellenpreis von in diesem Fall 1 Euro überschritten haben und nun nicht wieder darunterfallen möchten, sagt Valet: „Im Gegenteil: Händler und Hersteller erhöhen den Preis sogar noch, obwohl sie wegen der äußeren Rahmenbedingungen eigentlich senken könnten“, sagt Valet. Schließlich sind die Energiepreise, die für Backstuben ein wichtiger Kostenfaktor sind, ebenfalls wieder gesunken.

Verbraucherzentrale Hamburg: Experte sieht auch bei Käseprodukten Raum für Preissenkungen

Raum für Preissenkungen sieht der Lebensmittelexperte auch bei Käseprodukten. Frischkäse von Philadelphia kostet laut unserer Stichprobe bei Aldi auf Zwei-Jahres-Sicht 47 Prozent mehr, ein Stück abgepackter Gouda bis zu zwei Drittel mehr.

Dabei haben die Milchpreise ihr Hoch von 68 Cent je Kilogramm aus dem Frühjahr 2022 klar verlassen. Derzeit bekommen die Bauern um die 40 Cent, im Norden ist es sogar weniger. Milch und Butter sind in den Läden auch wieder günstiger geworden – bei den weiterverarbeiteten Produkten kommt das aber nicht an.

Edeka, Rewe und Aldi: Milch und Butter im Fokus – daher würden Preise eher gesenkt

„Es gibt Produkte, die besonders im Fokus stehen. Da legt der Handel großen Wert darauf, den Preis auch immer wieder herunterzusetzen und zu zeigen, dass man reduziert hat – wie bei Milch und Butter“, sagt Valet. „Bei der sogenannten gelben Linie wird hingegen versucht, das möglichst lange hinauszuzögern und einen hohen Preis zu erzielen.“

Zwar hat Aldi nun gerade bei Käse damit geworben, die Preise dauerhaft zu senken. Fraglich allerdings, wie lange das hält. Denn perspektivisch wird mit einem Anstieg der Milchpreise in den nächsten Monaten um zehn bis 20 Prozent gerechnet.

Insbesondere Süßwarenhersteller erhöhen mehrfach Preise oder verringern Inhalt

Deutlich teurer wurden auch viele Süßwaren wie Milka Schokolade, Balisto oder die Ferrero-Produkte Nutella und Küsschen. „Wir haben in den vergangenen Jahren viele Süßigkeiten gehabt mit mehreren Preiserhöhungen. Oder die Hersteller verringerten den Inhalt“, sagt Valet.

Zwar sei der Zuckerpreis durch Ernteausfälle gestiegen. Aber in diesen Fällen gehe es wohl eher darum, einen höheren Preis durchzusetzen und zu halten. Insbesondere bei namhaften Herstellern spielten die Rohstoffpreise eher eine untergeordnete Rolle. „Man bezahlt viel für die Marke“, so Valet.

Hamburger Verbraucherschützer: „Gefühlt ist jede Marke jede Woche irgendwo im Angebot“

Im Gegenzug registriert der Hamburger Verbraucherschützer, dass häufiger die Werbetrommel gerührt wird. „Gefühlt ist jede Marke quasi jede Woche irgendwo im Handel im Angebot. Die Aktionspreise werden nach unserem Kenntnisstand deutlich häufiger gefahren als in früheren Jahren.“ Das sei Teil der Preisstrategie: Normalpreis hochhalten, Verkaufsmenge über Aktionen hochsetzen – und so eine zufriedenstellende Mischkalkulation zu erhalten. Die Verbraucher bezahlten im Durchschnitt aber deutlich mehr als früher.

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Valet empfiehlt daher schon, auf solche Angebote zurückzugreifen, wenn man Marken kaufen möchte. Aber man sollte nur so viel in den Einkaufswagen packen, wie man tatsächlich auch konsumiert. Zudem könne man auf die Eigenmarken zurückgreifen, so Valet: „Man darf nicht vergessen, dass in der Regel ein Markenprodukt im Sonderangebot immer noch deutlich teurer ist als der Normalpreis bei den No-Name-Produkten.“